Künstliche Intelligenz: Ersatz für die Schöpfung?

Künstliche Intelligenz: Ersatz für die Schöpfung? © Gerd Altmann/Pixabay
Wird eine künstliche Intelligenz uns dabei helfen, unsere bisher unlösbaren Probleme zu lösen? Zu bedenken ist, dass unsere Probleme eher mit Ethik als mit Technik zu tun haben.

Wissenschaftler prophezeien gewaltige Fortschritte in der „künstlichen Intelligenz“. Ist sie die Lösung für unsere chronischen Probleme?

Von Noel Horner

Bald werden Maschinen fähiger sein als Menschen, wenn man den Anhängern der künstlichen Intelligenz glauben darf. War diese Erwartung früher auf Science-Fiction-Liebhaber beschränkt, wird sie heute auch von seriösen Wissenschaftlern gehegt.

Was motiviert Wissenschaftler überhaupt, künstliche Wesen erfinden zu wollen, die intelligenter sind als der Mensch? Manche Befürworter der künstlichen Intelligenz begründen es damit, daß Menschen zwar die intelligentesten Lebewesen auf Erden sind, vielen Problemen aber einfach nicht gewachsen sind. Wir brauchen also neue Möglichkeiten. „Diese überlegenen Intelligenzen könnten uns zeigen, wie die Probleme zu lösen wären, die der Mensch auf Erden gestiftet hat“, behauptet zum Beispiel Roger Penrose (Shadows of the Mind, 1994, Seite 11).

Solche Überlegungen lassen die Alarmglocken bei denen läuten, die eine Übernahme, Versklavung oder gar Vernichtung der Gesellschaft durch intelligente Roboter befürchten. Sie liefern auch den Stoff für mehrere Hollywoodfilme, darunter Matrix und verschiedene Terminator-Folgen.

Künstliche Intelligenz: noch jung

Eine richtig leistungsfähige künstliche Intelligenz (KI) wird nicht so bald erwartet, denn die Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen. Zu ihren Vertretern gehört bisher ein IBM-Rechner mit dem Namen Deep Blue, der 1997 den amtierenden Weltmeister bei einem Schachspiel schlug. Mit KI ausgestattete Computer sind heute auch schon in der Lage, komplizierte Vorgänge zu analysieren und z. B. einen Wartungsplan für die Raumfähre zu erstellen.

Absehbar ist unter anderem eine verbesserte Spracherkennung, die auch als Ausdruck von KI gilt. Es sind schon Systeme im Einsatz, welche die Rolle einer Telefonistin übernehmen und Anrufe nach gesprochenen Befehlen weiterleiten. Mann kann auch schon Videogeräte und PCs mit gesprochenen Befehlen bedienen. Autos, die sich mit Sprache starten lassen, werden ebenfalls bald auf dem Markt sein. Vielleicht werden Sie eines Tages Ihre Haustür mit gesprochenen Befehlen öffnen und schließen können.

KI-Entwickler hoffen, daß „heuristische“ Rechner mit riesigen Datenbanken und problemlösender Software in etwa zwanzig Jahren überall im Einsatz sein werden. Es wird gehofft, daß sie Aufgaben erfüllen, wie sie heute von einem Arzt oder einem Rechtsanwalt wahrgenommen werden. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, daß es Maschinen geben wird, die nicht nur Intelligenz, sondern auch andere menschliche Züge aufweisen werden: „Es ist anzunehmen, daß es bis 2050 Roboter geben wird, die sich mit Menschen unterhalten können, Gefühle empfinden und einen gesunden ,Menschenverstand‘ besitzen.“ (Kaku, Seite 90).

„Cyborgs“: bald Wirklichkeit?

Manche Verfechter künstlicher Intelligenz sind sich sicher, daß es am Ende des 21. Jahrhunderts kybernetische Lebewesen – eine Mischung aus Mensch und Maschine – geben wird. Wie sollen diese Cyborgs entstehen? Wissenschaftler wollen den gesamten Inhalt eines menschlichen Gehirns in den Speicher eines Computers kopieren können, und zwar „eine Verbindung nach der anderen, eine Synapse nach der anderen, einen Neurotransmitter nach dem anderen“ (Ray Kurzweil, The Age Of Spiritual Machines, 1999, Seite 125). Zu einem späteren Zeitpunkt, so wird prognostiziert, wird es technisch möglich sein, den im Computer gespeicherten Abdruck eines Gehirns in ein weiteres Medium zu übertragen, das vielleicht wie ein Mensch aussieht, aber aus synthetischem Material hergestellt ist.

„Sicherlich wird man wehmütig auf unsere bescheidenen, auf Kohlenstoff beruhenden Wurzeln zurückblicken, genau wie man sich heute mit Wehmut an die alten Schallplatten erinnert“ (Kurzweil, Seite 126). Wir werden aber die neue Technik gutheißen, so die Vorhersage, weil sie einen Sieg über die Sterblichkeit darstellen wird. Die Unsterblichkeit werde einfach dadurch erreicht, daß man häufiger Sicherungskopien macht. „Das wird uns auch die Möglichkeit geben, das ganze Wissen der Menschheit hinzuzufügen“ (Kurzweil). Ein Cyborg wird also nicht durch das menschliche Gehirn begrenzt, das lediglich über 100 Billionen Verbindungen und Synapsen verfügt.

Was ist Bewußtsein?

Wenn das alles ein wenig verrückt klingt, dann deswegen, weil es tatsächlich verrückt ist. Zwischen dem heutigen Stand der künstlichen Intelligenz und der Welt, die sich manche für die Zukunft vorstellen, klafft eine weite Kluft. Bislang weiß niemand, wie man ein bewußtes Wesen aus lebloser Materie schafft. Bewußtsein im menschlichen Sinn bedeutet, daß man um das eigene Dasein, die eigenen Empfindungen, die eigenen Gedanken, die eigene Wahrnehmung weiß; daß man nicht nur aus der eigenen, sondern auch aus der Vergangenheit anderer Menschen lernt; daß man für die Zukunft planen kann. Kann es denn wahre Intelligenz ohne solche Eigenschaften überhaupt geben? Die bisherige Unfähigkeit der Wissenschaften, die Geheimnisse menschlichen Bewußtseins zu ergründen, stellt ein riesiges Hindernis für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz dar. Das menschliche Bewußtsein gilt als das größte Geheimnis schlechthin. Albert Einstein drückte es so aus: „Das, was am Schwierigsten zu verstehen ist, ist die Tatsache, daß wir überhaupt etwas verstehen“ (Kaku, Seite 338).

Wie entsteht Bewußtsein? Manche sehen im Bewußtsein ein werdendes Phänomen, das „automatisch dann entsteht, wenn ein System ausreichend komplex wird“ (Kaku, Seite 94). Davon ausgehend rechnen manche Wissenschaftler mit der spontanen Entwicklung von Bewußtsein im Labor. Andere sind aber skeptisch und nennen die Theorie des werdenden Bewußtseins „eher eine Glaubenssache als eine Erfolgsstrategie“ (Kaku, Seite 94).

Das Bewußtsein ist eine bemerkenswerte Erscheinung, die uns von einfacheren Lebensformen unterscheidet. Die meisten Menschen würden z. B. einräumen, daß das menschliche Bewußtsein weit über dem Bewußtsein liegt, das von Insekten gezeigt wird. Forscher haben z. B. auf Film festgehalten, wie ein Insekt ein zweites fraß, ohne zu merken, daß es selbst zur gleichen Zeit von einem dritten Insekt gefressen wurde. Das allein schon wirft die Frage auf, ob Insekten überhaupt ein Bewußtsein besitzen. Wir haben auch keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß sie Kunst und Schönheit schätzen können. Freilich weisen Primaten und Delphine Eigenschaften auf, die auf etwas schließen lassen, was wir vorläufig als begrenztes, tierisches „Bewußtsein“ bezeichnen können. Aber unsere Fähigkeit zu denken, zu überlegen und zu planen setzt uns deutlich von anderen Lebewesen ab.

Der Mensch besitzt auch die Fähigkeit, intuitiv zu denken, d. h. zum Beispiel, die Lösung eines Problems, wie bei einem Kreuzworträtsel, in einem Augenblick zu erkennen, ohne gleich die einzelnen Schritte der Lösung zu überblicken. Wissenschaftler erkennen, daß es sehr schwer sein wird – wenn nicht ganz unmöglich –, eine solche urteilsbildende Fähigkeit in die künstliche Intelligenz hinein zu programmieren. „Eine Funktion des menschlichen Geistes, die sich kaum mit einer Maschine verwirklichen läßt, ist der intuitive Sprung, die plötzliche Eingebung, mit der ,der Groschen fällt‘ “, meint James Trefil (Are We Unique?, 1997, Seite 130).

Es ist leicht, die Fähigkeiten von Computern zu überschätzen, weil ihre Komponenten schneller „zünden“ als die Neuronen im menschlichen Gehirn. So können Computer schneller rechnen als wir. Aber bisher versteht kein Computer, was er selbst tut.

Auch in anderer Hinsicht sind Rechner dem Menschen unterlegen. Wenn es z. B. darum geht, ein menschliches Gesicht zu erkennen, versagt der Computer schon, wenn das Gesicht sich um wenige Grade gedreht hat. Ein Mensch jedoch kann ein bekanntes Gesicht schon in einer großen Menge erkennen. Vor kurzem hat ein Forscher ein neuronales Netzwerk geschaffen, das in der Lage war, Muster mit der gleichen Genauigkeit wie ein Bienenhirn zu erkennen. Und das wurde als Riesenfortschritt gefeiert (Kaku, Seite 87).

Der Ursprung des Bewußtseins

Wissenschaftler haben verschiedene Erklärungen für den Ursprung des Bewußtseins. Der heute herrschenden Meinung zufolge „entwickelten sich Materie und Energie, nach jahrmilliardenlangem Herumschwirren, zu sich selbst vermehrenden Lebensformen, die irgendwann einen Stand erreichten, in dem sie über ihr eigenes Bewußtsein nachdenken konnten“ (Ray Kurzweil, The Age of Spiritual Machines, 1999, Seite 62). Damit sei das Bewußtsein entstanden.

Diese Sichtweise bietet jedoch keine Erklärung dafür, warum nur der Mensch von allen Lebewesen das einzige Geschöpf ist, das über den Grund seines eigenen Daseins rätselt. Wir sind die einzigen physischen Wesen, die nachweisbar über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges nachdenken können. Wenn das Bewußtsein als Teil eines evolutionären Prozesses über Millionen von Jahren entstanden ist, muß man fragen, warum diese Entwicklung nicht auch bei anderen Lebewesen stattgefunden hat oder warum man keine Anzeichen für eine jetzt stattfindende Entwicklung dieser Art bei den Tieren feststellen kann.

Die Bibel bietet uns eine andere Erklärung für das Bewußtsein des Menschen: Diese Fähigkeit kann sich unmöglich entwickelt haben – sie muß uns „eingepflanzt“ worden sein. Nach der Bibel wurde der Mensch nach dem Bilde eines noch intelligenteren Wesens, des Schöpfers, geschaffen (1. Mose 1,27). Danach ist der Mensch auch in dieser Hinsicht ein Abbild des Schöpfers. Deshalb können wir Menschen Schönheit erkennen, Urteile fällen und weitere geistige Aufgaben erledigen, die für andere Lebewesen unmöglich sind.

Wenn es um die Frage geht, ob eine künstliche Intelligenz unsere bisher unlösbaren Probleme wird lösen können, müssen wir bedenken, daß unsere Probleme eher mit Ethik als mit Technik zu tun haben. Der Mensch wird daher aus eigener Kraft keine dauerhaften Lösungen seiner Probleme finden, denn sie sind geistlichen Ursprungs. Mit der Technik allein werden wir nur weiter mit den Rätseln und Schwierigkeiten zu tun haben, die uns seit Jahrtausenden plagen.

Eine neue Welt steht tatsächlich bevor, aber sie wird ganz anders sein als die Vorstellungen der menschlichen Phantasie. Der Schöpfer nennt diese neue Welt das „Reich Gottes“ und erklärt uns, daß sie mit einer Verwandlung menschlichen Denkens einhergehen wird. Um mehr über die Unterschiede zwischen diesem biblischen Bild und der menschlichen Faszination mit Techniken wie künstlicher Intelligenz zu erfahren, bestellen Sie unsere kostenlose Broschüre Das Reich Gottes – eine gute Nachricht.

– GN September-Oktober 2000 PDF-Datei dieser Ausgabe

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