Die Wesensart Gottes und Christi

Wer ist Gott und was ist seine Natur? Wer ist Jesus Christus und was ist seine Natur? Die grundlegenden doktrinären Themen bei der Diskussion um die Natur Gottes und Christi drehen sich um Fragen des Ursprungs, der Einheit und der Inkarnation (Mensch­werdung). Jedes dieser Themen umfasst eine einzigartige Reihe von Fragen. Gleichzeitig sind sie aber auch alle eng miteinander verwoben. Zum Beispiel führt eine Diskussion über den Ursprung des Vaters zu Fragen über den Ursprung des Sohnes. Das führt wiederum zu der Frage, inwiefern der Vater und der Sohn eins sein können. Das führt dann zu der Frage, wie ein gött­liches Wesen Fleisch werden und doch seine Göttlichkeit beibehalten kann. Im Laufe der Jahr­hunderte haben Theologen und Kenner der Bibel verschiedene Lehrmeinungen zu diesen Themen entwickelt.

Das Wort „Theologie“ stammt von den griechischen Begriffen theos (Gottheit) und logos (Wort oder Rede, Rechenschaft, Bericht) und bedeutet wörtlich „Gott-Rede“ oder „Gott-Diskurs“ (Geerhardus Vos, Biblical Theology and Redemptive Historical Hermeneutics, Glossar). Eng definiert, bezieht sich die Theologie auf das Studium der Herkunft und das essenzielle Wesen Gottes. Wenn die Theologen von der Natur Gottes sprechen, geht es ihnen dabei um die essenzielle Natur seines Wesens. Das heißt, es geht darum, was die essen­ziellen Merkmale seines Wesens sind und welche Beziehung der Sohn zum ewigen Vater hat. Diese Definition steht in starkem Kontrast zu dem, woran die meisten Menschen denken, wenn sie von der Natur Gottes sprechen. Sie sprechen dann meist im Hinblick auf seine Liebe, seine Gnade oder seine Güte. Das sind Merkmale Gottes, die definieren, wer er ist, wie er uns sieht und wie wir eine Beziehung zu ihm haben können. Die Theologen meinen aber nicht diese Merkmale, wenn sie von der Natur Gottes sprechen. Sie suchen sein essenzielles Wesen zu erklären, im Unterschied zu den Merkmalen und Eigen­schaften, die Gottes Offenbarung über ihn definieren.

Der klassische trinitarische Standpunkt, der von drei Personen in der Gottheit ausgeht, wurde zum Markenzeichen der Rechtgläubigkeit. Dieses Themenpapier wird aber zeigen, dass die biblische Offenbarung der Natur Gottes und Christi im starken Kontrast zu dem außerbiblischen Muster steht, das von Theologen vertreten wird. Der Zweck dieses Themenpapiers besteht darin, Christen bei den zentralen Wahrheiten um die Natur Gottes und Christi Sicherheit zu vermitteln. In diesen zentralen Wahrheiten offenbart Gott seinen herrlichen Plan für die Menschheit.

Trotz des Wissens, das wir über die Natur Gottes und Christi haben können, gibt es auch manches, was wir nicht wissen können. Wir behandeln hier geistliche Aspekte, die sich für uns als physische Wesen jenseits unserer Fähigkeit eines völligen Verständnisses befinden. Der Apostel Johannes erklärt, dass es Dinge gibt, die „noch nicht offenbar geworden“ sind: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Johannes 3,2).

Theologen mögen über den Gebrauch von Begriffen wie Wesen oder Person eine Debatte führen. In diesem Themenpapier verwenden wir das Wort Wesen, wenn wir uns auf den Vater und den Sohn beziehen, und zwar im Sinne zweier sich ihrer selbst bewussten Wesen, die beide freien Willen besitzen, obwohl sie im Geist und in ihren Zielsetzungen vereint sind (Johannes 10,30). Wir glauben, dass es nur einen Gott gibt – nicht zwei –, dass sich aber die Gottheit aus diesen zwei Wesen zusammensetzt.

Die klassische trinitarische Sicht der Gottheit

Die Dreieinigkeitslehre ist zum größten Teil das Werk von Theologen, die versuchen, die Natur Gottes mittels einer außerbiblischen Perspektive zu erklären. Viele ihrer Paradigmen und Argumente entstammen griechischen metaphysischen und philosophischen Gedanken­konstruk­tionen. Die klassische orthodoxe Version der Trinitarier geht davon aus, dass es im Wesen des einen, ewigen Gottes drei ewige essenzielle Unterscheidungen, aber keine Trennung gibt – Vater, Sohn und hei­liger Geist. Im westlichen Christentum (römisch-katholische Kirche) lautete die klassische Formel „drei Personen in einer Substanz“. Im östlichen Christentum (griechisch-ortho­doxe Kirche) waren es „drei Hypostasen“ (Unterscheidungen im Wesen) in einem Wesen. Diese Formel behauptet, dass das essenzielle Wesen Gottes aus Vater, Sohn und heiligem Geist besteht. Mit anderen Worten: Trinitarier behaupten, dass der Vater, der Sohn und der heilige Geist essenziell für die Existenz Gottes sind. Die Formel für die Einheit des essenziellen Wesens des einen wahren Gottes führte zum Postulat des Ursprungs von Vater, Sohn und heiligem Geist.

Die Trinitätslehre erlaubt keine Trennung von Personen. Die Lehre fordert die gegenseitige Durchdringung der Personen der Gottheit, so dass, obwohl sich jede Person von den anderen unterscheidet, jede doch auch völlig am Wesen der anderen Personen teilhat. Die Gottheit wird daher als eins und unteilbar erklärt.

Auch wenn die Personen sich einander gegenseitig durchdringen, hat jede eine unterschied­liche Rolle in der Beziehung zu den anderen Personen inne. Diese Unterschiedlichkeit der Rollen kommt in dem Postulat des Ursprungs von Vater, Sohn und heiligem Geist zum Ausdruck. Der Vater wird als unerschaffen und ursprungslos angesehen. Der Vater zeugt auf Ewigkeit den Sohn. Der heilige Geist geht aus beiden, dem Vater und dem Sohn, durch einen Prozess hervor, der passive Hauchung genannt wird. (Die östliche Kirche lehrt, dass der heilige Geist vom Vater durch den Sohn ausgeht). Die ewige Zeugung des Sohnes durch den Vater wird als ein notwendiger und nicht als eine gewollte oder freiwillige Handlung Gottes angesehen. Das heißt, der Zeugungsvorgang ist der Natur und dem essenziellen Wesen Gottes innewohnend. Daher können die Trinitarier die Präexistenz Christi nicht auf logische Weise hinter­fragen, da der Vater gemäß ihrer Lehre den Sohn ewig zeugt. Zudem existiert laut dieser Glaubensformel die Be­zie­hung zwischen dem Vater und dem Sohn in Ewigkeit.

Das trinitarische Modell der Gottheit kann durch drei konzentrische Kreise dargestellt werden. Der Vater nimmt die zentrale Position ein, da er auf ewig den Sohn zeugt; der Sohn nimmt den zweiten Kreis ein, da er sein Wesen der Erzeugung durch den Vater verdankt, während der dritte Kreis der heilige Geist ist, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht.

Die Inkarnation des Sohnes führt für die Trinitarier zu einer Reihe von logischen Ungereimtheiten. Zum Beispiel: Wie wird die „essenzielle Natur“ Gottes als Vater, Sohn und heiliger Geist aufrechterhalten, wenn das Wort zu Fleisch gemacht wird? Wenn irgendeine der Personen im Himmel aus dem Modell entfernt wird, dann wird damit das gesamte Paradigma zerstört. Die Trinitarier behaupten aber, dass der Vater auch weiterhin den Sohn im Himmel zeugte, während dieser in Marias Mutterleib empfangen wurde und auch während der Zeit, als er im Fleisch auf Erden lebte. Daher wird ein „zweiter Sohn“ eingeführt – einer, der auf ewig im Himmel gezeugt wird, während einer auf Erden lebte. Damit wird der Gleichung ein viertes Element hinzugefügt – drei im Himmel und eines auf Erden.

Theologen haben vergeblich versucht, dieses Dilemma dadurch aus der Welt zu schaffen, dass sie die Unterschiede innerhalb der Gottheit heranzogen. Das heißt, der Sohn als eine der Personen in der Gottheit wurde Fleisch, litt und starb für unsere Sünden. Wie aber kann das sein, wenn nach den Trinitariern der Vater, der Sohn und der heilige Geist sich einander durchdringen und jeder völlig am Wesen des anderen teilhat, wodurch die Einheit und Unteilbarkeit der Gottheit sichergestellt wird? Ungeachtet der Versuche von Theologen, diese Zwickmühle durch eine Betonung der Unterschiede innerhalb der Gottheit zu lösen, haben sie sich da hoffnungslos in einer Reihe von Widersprüchen verstrickt.

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