Archäologie und Juda:
Exil und Wiederherstellung

Archäologie und Juda: Exil und Wiederherstellung © Tim Springer/Pixabay
Wenn auch viele Überlebende der babylonischen Invasion Judas 70 Jahre in babylonischem Exil verbrachten, hatte Gott sie dennoch nicht verlassen.

Eine Wende in der Weltgeschichte bedeutete das Ende des Exils für einen Teil der nach Babylon verschleppten Juden. Was zeigt uns die Archäologie über ihre Rückkehr nach Jerusalem?

Von Mario Seiglie

In dieser Artikelreihe in der Zeitschrift Gute Nachrichten haben wir bisher die alttestamentliche Geschichte von 1. Mose bis zur Verbannung der Reiche Israel und Juda betrachtet. Wir konnten feststellen, dass die Archäologie mit ihren Funden zur Erhellung und Bestätigung der Bibel beiträgt. In dieser Folge gehen wir auf die Umstände und Bedingungen ein, die zur Rückkehr einiger Nachkommen der Bewohner des Reiches Juda in ihre angestammte Heimat führten.

Wenn auch viele Überlebende der babylonischen Invasion Judas 70 Jahre in babylonischem Exil verbrachten, hatte Gott sie dennoch nicht verlassen. Einige der bedeutendsten Prophezeiungen der Bibel entstanden sogar zu dieser Zeit, nicht nur um den leidenden Gefangenen von damals Hoffnung zu geben, sondern auch, um alle künftigen Angehörigen des Volkes Gottes zu trösten.

Der Apostel Paulus erinnert uns an einen der Gründe, warum der biblische Bericht wichtig ist: „Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben“ (Römer 15,4).

Die verblüffenden Prophezeiungen Daniels

Als die Babylonier das Reich Juda unterwarfen, ließen sie einige junge Judenprinzen am Hofe des babylonischen Herrschers Nebukadnezar ausbilden. Die Darstellung des babylonischen Verwaltungssystems und der dortigen Sitten und Gebräuche, wie wir sie im Buch Daniel finden, stimmt selbst in Details mit geschichtlichen Aufzeichnungen und archäologischen Funden überein.

Zum Buch Daniel stellt das New Bible Dictionary fest: „Der Verfasser hat offensichtlich mehr über die Geschichte des neu-babylonischen und früh-persischen Reiches gewusst als jeder uns bekannte Historiker seit dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Seine Kenntnis dieser Zeit erlaubte ihm, Nebukadnezar als unumschränkten Machthaber darzustellen, der die Gesetze Babylons nach Lust und Laune revidieren konnte (Daniel 2,13. 46), und Darius den Meder, der an den Gesetzen der Meder und Perser nicht rütteln durfte, in ganz anderen Farben zu malen (Daniel 6,9-10). Dass die Perser die babylonische Feuerstrafe (Daniel 3) abschafften und durch die Löwengrube (Daniel 6) ersetzten, hat er ebenfalls richtig erkannt. Den Persern galt das Feuer als heilig“ (1982, Seite 263, „Daniel, Book of“).

Als Daniel am Hofe Nebukadnezars diente, empfing er eine Reihe göttlicher Prophezeiungen. Diese bemerkenswerten Ankündigungen bezogen sich auf die Zeit der letzten Jahren der alttestamentlichen Ära bzw. der Übergangsphase zwischen den beiden Testamenten, bis hin zu der Zeit des Neuen Testamentes und der Errichtung des Reiches Gottes auf Erden.

Gott offenbarte Daniel, dass vier Reiche über einen Großteil der Welt von seinen Tagen an bis zur Errichtung des Reiches Gottes herrschen würden. Die Voraussagen (siehe Daniel 2 bis 12) sind zwar überwiegend in symbolischer Sprache gehalten, aber Gott lässt uns wissen, welche vier Reiche gemeint sind.

Das erste Reich war Babylon, die führende Macht zu Daniels Lebzeiten (Daniel 2,37-38). Diesem würden folgen: Zuerst das Reich der Meder und Perser (Daniel 8,20), dann das griechische Reich (Vers 21) und schließlich sollte das römische Imperium die Griechen besiegen und sich auch noch Teile der vorherigen Reiche einverleiben (Daniel 2,40; 7,7. 23).

Obwohl dieses letzte Reich im Laufe der Jahrhunderte auf- und absteigen würde, sollte es nicht völlig verschwinden, sondern in unregelmäßigen Abständen wieder auferstehen. Einige dieser Auferstehungen sind uns als das „Heilige Römische Reich“ bekannt. Gott tat Daniel kund, dass die letzte Auferstehung des römischen Reiches von einem Weltdiktator im Verbund mit einem religiösen Machthaber geführt werden wird.

Diesen beiden werden zehn andere Herrscher unterstehen. Ihr Regime wird bis zur Errichtung des Reiches Gottes bei der Wiederkehr Christi andauern (Daniel 2,41-44; 8,23-26).

Der Untergang Babylons vorausgesagt

Als Daniel diese Prophezeiung empfing, stand Babylon auf der Höhe seiner Macht. König Nebukadnezar konnte sich mit den ehrgeizigen Bauvorhaben brüsten, mit denen er Babylon vergrößert und verschönert hatte: „Das ist das große Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit“ (Daniel 4,27). Dass Nebukadnezar ein großer Bauherr war, wird von der modernen Archäologie bestätigt.

Bei Ausgrabungen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts traten Ruinen dieser riesigen Stadt wieder ans Tageslicht. Der Historiker Werner Keller fasst die Ergebnisse zusammen: „Im Jahre 1899 richtet die Deutsche Orient-Gesellschaft eine große Expedition unter Leitung des Architekten Prof. Robert Koldewey zu dem berühmten Ruinenhügel ,babil‘ am Euphrat aus. Sie gestaltet sich unvergleichlich zeitraubend; in 18 Jahren wird die berühmteste Metropole des Altertums, die Residenz Nebukadnezars, freigelegt. Ebenso eines von den ,Sieben Weltwundern‘, nämlich die von späteren griechischen Reisenden viel gerühmten ,Hängenden Gärten‘, und ,E-temen-an-ki‘, der sagenhafte Turm zu Babel. Im Palast Nebukadnezars und dem in seiner unmittelbaren Nähe gelegenen Ischtar-Tor kommen zahllose Inschriften zutage“ (Und die Bibel hat doch recht, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1998, Seite 310).

Zu Nebukadnezar stellt derselbe Autor fest: „Kaum ein Herrscher der Vergangenheit hat so emsig gebaut. Von kriegerischen Dingen, Eroberungen und Feldzügen ist wenig die Rede. Im Vordergrund steht immer wieder die Bautätigkeit Nebukadnezars. Hunderttausende Ziegel tragen seinen Namen, und von vielen Bauten blieben die Pläne erhalten. Babel übertraf in der Tat alle Städte des Alten Orient, es war größer als Theben, Memphis oder Ur, selbst größer als Ninive“ (Keller, Seite 324).

Ein jäher Sturz dieser herrlichen Stadt schien völlig ausgeschlossen. Doch in derselben Nacht, in der Daniel ihren Untergang ankündigte, fiel sie in die Hände der Perser. Daniel entschlüsselte die geheimnisvolle Schrift an der Palastwand und sagte dem König: „[Dein] Reich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben . . . Aber in derselben Nacht wurde Belsazar, der König der Chaldäer, getötet. Und Darius aus Medien übernahm das Reich . . .“ (Daniel 5,28 bis Kapitel 6, Vers 1).

Etwa 100 Jahre nach diesem dramatischen Ereignis wurde Daniels Darstellung von Babylons Ende vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot (484-420 v. Chr.) bestätigt: „Die Perser ließen den [Euphrat] in einen Sumpf ableiten, bis der Wasserspiegel so weit gesunken war, dass man den Strom zu Fuß durchqueren konnte. Als die Wasseroberfläche etwa in Höhe der Mitte eines Soldatenschenkels lag, zogen die persischen Krieger auf dem Weg des Flusses in die Stadt hinein . . . Die Einwohner der Innenstadt merkten nichts. Denn sie waren von der Grenze der großen Stadt weit entfernt, und außerdem feierten sie gerade ein Fest. Sie tanzten und tauschten Geschenke aus, bis ihr Schicksal sie ereilte. So wurde Babylon erobert“ (History, Band 1, Absatz 191-192).

Auch die Taten des Cyrus wurden vorhergesagt

Genau wie in der Bibel schon vorher prophezeit, fiel dieses Ereignis mit dem Ablauf von siebzig Jahren jüdischer Verbannung zusammen. Der Perserkönig Cyrus nahm im Verbund mit den Medern das babylonische Reich ein und befreite die einst aus ihrer Heimat verschleppten Juden und deren in Babylon geborene Nachkommen. Mehrere Propheten hatten den Untergang Babylons vorausgesagt. Einer davon, Jesaja, nannte Cyrus lange vor dessen Aufstieg zur erfolgreichen Konfrontation mit den Babyloniern sogar beim Namen.

Etwa 200 Jahre vor der Geburt des Cyrus, ließ Gott Jesaja verkünden: „Ich bin der Herr, . . . der zu Kyrus sagt: Mein Hirte! Er soll all meinen Willen vollenden und sagen zu Jerusalem: Werde wieder gebaut! und zum Tempel: Werde gegründet!

So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, den ich bei seiner rechten Hand ergriff, dass ich Völker vor ihm unterwerfe und Königen das Schwert abgürte, damit vor ihm Türen geöffnet werden und Tore nicht verschlossen bleiben: Ich . . . will dir heimliche Schätze geben und verborgene Kleinode, damit du erkennst, dass ich der Herr bin, der dich beim Namen ruft, der Gott Israels“ (Jesaja 44,24. 28; 45,1-3; Hervorhebung von uns).

Obwohl er zu einer Zeit lebte, in der Eroberer mit ihren Kriegsgefangenen gnadenlos umzugehen pflegten, überliefert uns die Geschichte von Cyrus das Bild eines rücksichtsvollen Herrschers, der den von den Babyloniern geknechteten Völkerschaften relative Freiheit schenkte.

Vor etwa hundert Jahren wurde in den Trümmerresten Babylons ein Tonzylinder gefunden, auf dem ein Erlass des Königs Cyrus zu lesen ist. Dieser Zylinder ist heute im Britischen Museum in London ausgestellt. Der Wortlaut der Anweisung erinnert stark an die Aussagen der Bibel. Der Hauptunterschied liegt darin, dass Cyrus in seinen eigenen Aufzeichnungen Gott mit einer babylonischen Bezeichnung versieht. Dieser habe ihn beim Namen genannt und auf wunderbare Weise berufen. Deswegen befreie er, Cyrus, die Völker von dem babylonischen Joch.

Aus babylonischer Sicht schreibend stellt Cyrus fest: „Marduk [das ist der babylonische Name des obersten Gottes] durchsuchte sämtliche Länder nach einem gerechten und von ihm lenkbaren Herrscher. Er sprach den Namen des Königs von Anschan, ,Cyrus‘, aus und erklärte diesen zum Weltherrscher . . . Er schickte ihn gegen seine Stadt Babylon . . . Ohne Kampf ließ er ihn in die Stadt hinein, um die Einwohner zu schonen . . . Ich sammelte alle Verschleppten und ließ sie in ihre frühere Heimat zurückkehren. Auch die Götter ließ ich an ihre gewohnten Anbetungsstätten zurückbringen“ (J. B. Pritchard, Ancient Near Eastern Texts, 1969, Seite 316).

Die Heimkehr nach Jerusalem aus der Verbannung in Babylon

Die biblische Version der Anordnung des Cyrus, die in Esra 1 nachzulesen ist, macht die Erfüllung der Prophezeiung offensichtlich: „Im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, erweckte der Herr – damit erfüllt würde das Wort des Herrn, das durch den Mund Jeremias gesprochen war – den Geist des Kyrus, des Königs von Persien, dass er in seinem ganzen Königreich mündlich und auch schriftlich verkünden ließ: So spricht Kyrus, der König von Persien: Der Herr, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und er hat mir befohlen, ihm ein Haus zu Jerusalem in Juda zu bauen.

Wer nun unter euch von seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem in Juda und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israels; das ist der Gott, der zu Jerusalem ist. Und wo auch immer einer übrig geblieben ist, dem sollen die Leute des Orts, an dem er als Fremdling gelebt hat, helfen mit Silber und Gold, Gut und Vieh außer dem, was sie aus freiem Willen für das Haus Gottes zu Jerusalem geben“ (Esra 1,1-4).

Josephus, der jüdische Historiker des ersten Jahrhunderts, beschreibt die Reaktionen der Juden auf den Einmarsch des Cyrus nach Babylon:

„Diese [Prophezeiung] war Cyrus durch das prophetische Buch des Jesaja bekannt, denn dieser Prophet hatte eine Botschaft, die Gott ihm in einer heimlichen Vision übermittelt hatte, so wiedergegeben: ,Mein Wille ist, dass Cyrus, den ich zum König über viele große Völker gemacht habe, mein Volk in seine Heimat zurückschickt, damit es meinen Tempel baut.‘

Das hatte Jesaja schon 140 Jahre vor der Zerstörung des Tempels angekündigt. Cyrus war von der Macht Gottes derart beeindruckt, dass er von dem Wunsch und Ehrgeiz erfüllt wurde, das Angekündigte zu verwirklichen. So ließ er die obersten der Juden zu sich kommen und eröffnete ihnen, dass sie in ihre Heimat zurückkehren und ihre Stadt Jerusalem und den Tempel Gottes wiederaufbauen durften“ (Jüdische Altertümer, Buch XI, Kapitel 1, Abschnitt 2).

Somit konnte die Geschichte der Angehörigen des Reiches Juda weiterhin in den Schriften der späteren Bibel festgehalten werden. Ihre Verwandten, die Mitglieder der anderen Stämme Israels, waren inzwischen längst von den Assyrern aus ihrer Heimat verschleppt worden und hatten, wie von Gott vorhergesagt, ihre Identität verloren (1. Könige 17).

Persisches Zwischenspiel: Esra, Nehemia, Ester

Das Zeitalter des Alten Testaments geht während der persischen Oberherrschaft zu Ende. Mehrere Bücher der Bibel liefern ein treffendes Bild persischer Sitten der damaligen Zeit. Die Bücher Esra und Nehemia handeln von der Rückkehr einiger Juden nach Judäa, während das Buch Ester die Geschichte eines jüdischen Mädchens erzählt, das durch seine Heirat mit König Xerxes I. Königin des persischen Reiches wurde.

Nehemia beginnt seine Geschichte mit einer Beschreibung seiner Tätigkeit als Diener des persischen Königs: „Im Monat Nisan des zwanzigsten Jahres des Königs Artahsasta, als Wein vor ihm stand, nahm ich den Wein und gab ihn dem König“ (Nehemia 2,1). In unseren Ohren mag der Begriff Mundschenk ziemlich bescheiden klingen, doch er bezeichnete einen der höchsten Verwaltungsposten der damaligen Zeit.

In der International Standard Bible Encyclopedia lesen wir dazu: „[Der Mundschenk] war ein hochrangiger Amtsträger an einem orientalischen Hof, dessen Aufgabe es war, am Tische des Königs den Wein auszuschenken. Wegen der immer gegenwärtigen Gefahr von Intrigen und Verschwörungen wurden nur die zuverlässigsten Diener mit diesem Amt betraut . . . Als Vertrauensperson konnte der Mundschenk den Monarchen für sich einnehmen und erheblichen Einfluss ausüben“ (1979, Band I, Seite 837, „Cupbearer“).

Die Archäologen fanden eine Liste, in der die Gehälter der obersten assyrischen Hofdiener verzeichnet sind. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Verhältnisse in der persischen Verwaltung nicht wesentlich hiervon abwichen. Danach waren die ranghöchsten Diener, als erstes, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte; danach, der Ministerpräsident; drittens, der Palastvorsteher; und dann der Mundschenk, der das vierthöchste Gehalt im gesamten Königreich bezog.

Als Nehemia als neuer Statthalter in Jerusalem ankam, hatte er es aufgrund seines privaten Vermögens nicht nötig, die leidende Bevölkerung mit Steuern für seinen Unterhalt zu belasten. Im Gegenteil nahm er es offensichtlich auf sich, viele seiner jüdischen Volksgenossen aus eigenen Mitteln zu versorgen:

„Dazu waren von den Juden, nämlich den Ratsherren, hundertfünfzig an meinem Tisch und auch die, die zu uns kamen aus den Völkern, die um uns her wohnten. Und dafür brauchte man täglich einen Stier und sechs auserlesene Schafe und Geflügel und jeweils für zehn Tage eine bestimmte Menge Wein. Dennoch forderte ich nicht die Einkünfte eines Statthalters; denn der Dienst lag schon schwer genug auf dem Volk“ (Nehemia 5,17-18).

Königin Ester rettet die Juden

Obwohl sich die Juden zu Tausenden im Gebiet des ehemaligen Juda niederließen, blieben viele in den führenden Städten des persischen Reiches verstreut. Das Buch Ester lässt uns den Einfluss erahnen, den die jü­dische Gemeinde zwischen 500 und 450 v. Chr. im persischen Reich ausübte. Es zeigt auch die nachteiligen Folgen auf, die dieser Einfluss mit sich bringen konnte.

Haman, ein ranghoher persischer Verwalter, beschwerte sich beim König über die Juden: „Es gibt ein Volk, zerstreut und abgesondert unter allen Völkern in allen Ländern deines Königreichs, und ihr Gesetz ist anders als das aller Völker, und sie tun nicht nach des Königs Gesetzen. Es ziemt dem König nicht, sie gewähren zu lassen“ (Ester 3,8). „Und der König sprach zu Haman: Das Silber sei dir gegeben, dazu das Volk, dass du mit ihm tust, was dir gefällt“ (Vers 11).

Wie wir in dem Buch nachlesen können, das ihren Namen trägt, sorgte die Königin Ester durch ihren Mut und Glauben dafür, dass Gott ihr Volk vor dem Unheil rettete. Der Verfasser des Buches Ester war offensichtlich jemand, der mit den Gepflogenheiten am persischen Hof in der Mitte des fünften vorchristlichen Jahrhunderts vertraut war.

Überall im Gebiet des einstigen persischen Reiches haben Archäologen Beweise für diesen jüdischen Einfluss entdeckt. Wie der Assyriologe Georges Conteau schreibt:

„Man hat zahlreiche Tontafeln aus den Anfängen der persischen Ära gefunden, die mit einer blühenden jüdischen Firma, Muraschu und Söhne, zu tun haben. Als Nebukadnezar im Jahre 587 v. Chr. Jerusalem eroberte, verschleppte er einige adlige jüdische Familien nach Babylon, zu denen auch die Familie Muraschu gehörte.

Diese Familie brachte es in der Stadt Nippur zu Reichtum und Ansehen. Am stärksten war ihr Einfluss während der Herrschaft der Perserkönige Artaxerxes I. (564-424 v. Chr.) und Darius II. (423-405 v. Chr.). Viele Urkunden der Firma sind gleichzeitig in aramäischer und babylonischer Schrift geschrieben, offensichtlich damit sie von möglichst vielen verstanden werden konnten. Die meisten haben mit Verträgen, Zahlungen und Mietverhältnissen zu tun“ (Daily Life in Babylon and Assyria, 1958, Seite 95).

Wir konnten bereits in diesem Beitrag feststellen, dass die Darstellung der Sitten und der Geschichte Persiens im Buch Ester mit den Entdeckungen der Archäologie übereinstimmen. Zum Buch Ester vermerkt das Bibellexikon The Interpreter’s Dictionary of the Bible: „Der Verfasser verwendet die übliche Einleitungsformel für einen geschichtlichen Bericht . . . [und] seine Hinweise auf persische Gebräuche verraten umfangreiche und detaillierte Kenntnisse . . . In neuerer Zeit wurden Keilschrifttexte gefunden, die uns zeigen, dass es einen persischen Regierungsvertreter namens Marduka (Mordechai) in Susa gegen Ende der Herrschaft des Darius I. und zu Beginn der Herrschaft des Xerxes gegeben hat“ (1962, Band 2, Seite 151, „Esther, Book of“). Im Buch Ester ist Mordechai der Onkel Esters und bekleidet eine hohe Position in der Regierung des Königs, zum Schluss sogar die höchste.

In der nächsten Folge präsentieren wir eine Darstellung der geschichtlichen Lage in der Zeit zwischen dem Ende des Abfassens des Alten und dem Anfang der Niederschrift des Neuen Testamentes.

Die Worte eines Propheten werden wahr

Dieser Tonzylinder des persischen Königs Cyrus (538 v. Chr.) verzeichnet seine Eroberung Babylons und seine Politik der Religionsfreiheit. Er erließ eine Verfügung, nach der die im Jahre 587 v. Chr. nach Babylon verschleppten Juden in ihre Heimat zurückkehren und den Tempel zu Jerusalem wieder aufbauen durften. Sein Erlass war eine bemerkenswerte Erfüllung der 150 Jahre zuvor vom Propheten Jesaja ausgesprochenen Ankündigung, Gott werde den Cyrus einsetzen, um die Stadt Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen und um die Gefangenen des Herrn freizulassen (Jesaja 44,28; 45,13).

– Gute Nachrichten September-Oktober 2015 PDF-Datei dieser Ausgabe

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