Definitionssache: Was ist „grausam“?

Definitionssache: Was ist "grausam"? © Wikimedia
Die Niederlage einer Fußballmannschaft mag für einige "grausam" sein, in der dritten Welt ist der tägliche Kampf ums Überleben "grausam". "Grausam" ist also Definitionssache.

Von der Redaktion

Am Abend des 26. Mai war für viele Zuschauer ein paar Stunden lang das Elend im Kosovo vergessen, als sie vor ihren Fernsehgeräten zu Hause die überraschende Niederlage des FC Bayerns in Barcelona gegen Manchester United im UEFA-Pokal der Landesmeister mitverfolgten. Aus dem Munde der unterlegenen deutschen Fußballmillionäre erfuhren wir, daß das Leben im Fußballgeschäft wirklich „grausam“ sein kann.

Das wirklich grausame Leben, von dem uns jeden Abend in den Nachrichten berichtet wird, wurde für ein paar Stunden aus den Schlagzeilen verdrängt. Vor diesem wirklich grausamen Leben scheint es aber kein Entkommen zu geben. Kaum ist der Frieden im Kosovo ausgerufen, eilen die Kriegsberichterstatter zum nächsten Kriegsschauplatz nach Äthiopien, um wieder einmal von den unvorstellbaren Greueltaten zu berichten, zu denen der Mensch fähig ist.

Das grausame Leben spielt sich auch nicht immer in der weiten Ferne oder auf dem Bildschirm ab. Der Chefredakteur unserer Schwesterpublikation The Good News, Scott Ashley, erlebte vor Ort das Massaker auf der Columbine High-School, Littleton, Colorado, bei der 15 Schüler und Lehrer ums Leben kamen. Wie die verzweifelten Hinterbliebenen stellt auch er sich in dieser Ausgabe der Zeitschrift Gute Nachrichten die Frage, wie es dazu kommen konnte, daß Kinder zu sadistischen Massenmördern wurden, die ihr eigenes Leben und das anderer für wertlos erachteten.

Am Ende des 20. Jahrhunderts stellen wir fest, daß es dem Menschen unmöglich zu sein scheint, Frieden zu finden, ob nun im Weltgeschehen oder bei sich zu Hause. Sehnsüchtig suchen wir nach Friedensbotschaften in den Medien, die uns wieder Hoffnung auf Sicherheit und Schutz geben sollen. Kann der Frieden im Kosovo, der strategisch auf dem Reißbrett der Politiker und des Militärs entworfen wurde, wirklich Frieden unter den verfeindeten Menschen schaffen? Wird der Friedensplan die seelischen und physischen Narben der brutalen Vertreibungen, Ermordungen und Vergewaltigungen, die Nachbarn Nachbarn angetan haben, wirklich überdecken können? Gibt es für die verwaisten Kinder des Kosovos eine Zukunft im neuen Jahrhundert oder ist ihr Leben wirklich schon vorbei, wie ein junges Mädchen dem deutschen Fernsehen bei ihrer Rückkehr in ihre zerstörte Heimatstadt berichtete.

Gibt es wirklich Hoffnung, daß die Grausamkeiten, von denen die Menschen auf der ganzen Welt jeden Tag brutal heimgesucht werden, sich eines Tages zum Guten wenden werden? Ein vertriebener Kosovo-Albaner drückte seine Hoffnung für die ungewisse Zukunft so aus: „Irgendwann wird auch unser Volk eine bessere Zukunft haben. Und wenn wir sie nicht mehr erleben, dann unsere Kinder und unsere Enkel.“ In dieser Ausgabe versuchen wir mit unseren beiden Hauptartikeln das gegenwärtige Weltgeschehen im Lichte der Bibel zu sehen, die von einer Zeit spricht, wo es wirklichen Frieden auf Erden für alle Menschen geben wird, wo der Haß in den Herzen vor Achtung und Respekt gegenüber dem Leben weichen wird. Eine Zeit, in der die Kinder unbeschwert in Sicherheit und Schutz aufwachsen können. Militär und Schutzpolizisten allein werden wirklichen Frieden nicht herbeischaffen können, solange die Menschen nicht lernen, den Frieden im Herzen zu haben, eine Aufgabe für Generationen.

– Gute Nachrichten Juli-August 1999 PDF-Datei dieser Ausgabe

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