Die Antibabypille: Eine winzige Pille mit großer Wirkung

Die Antibabypille: Eine winzige Pille mit großer Wirkung © VKG
Vor vierzig Jahren wurde die Antibabypille freigegeben. Nur wenige konnten damals voraussehen, wie sehr diese medizinische Erfindung unsere Gesellschaft verändern würde.

Vor vierzig Jahren konnten nur wenige voraussehen, wie sehr eine medizinische Erfindung unsere Gesellschaft verändern würde.

Von Melvin Rhodes

Wenn Sie die technische Erfindung des 20. Jahrhunderts nennen müßten, die die westlichen Industrieländer am meisten verändert hat, was wäre Ihre Antwort?

Das Auto? Radio? Fernsehen? Die „grüne Revolution“ in der Landwirtschaft? Die Atombombe? Jüngere Menschen geben vielleicht den Computer oder das Internet an.

All diese Erfindungen haben besonders in der westlichen Welt einen unschätzbaren Einfluß auf unsere Lebensweise gehabt. Eine Erfindung mit weitreichenden Folgen wird aber häufig übersehen. Nach einundvierzig Jahren ist die ganze Konsequenz ihrer Einführung noch nicht erkannt, weil sie uns immer weiter in unbekannte Gewässer hineinführt. Diese Erfindung war die Antibabypille.

Als diese Pille 1960 auf den Markt kam, konnte niemand voraussehen, wie sie die Moral der Welt revolutionieren, die Ehebräuche von Tausenden von Jahren und die Rolle der Geschlechter verändern und zu einem tiefen Einschnitt in der Geburtsrate vieler Länder führen würde.

Gesellschaftliche Veränderungen

Die Gesellschaft ändert sich ständig, vielleicht niemals so sehr wie im 20. Jahrhundert, und die Pille hatte einen großen Anteil an diesen Veränderungen. Die Antibabypille hat die Revolution der 60er zwar nicht begonnen. Es wird ihr aber zugeschrieben, die Frauenbewegung in Gang gesetzt zu haben.

Zwei Weltkriege hatten schon ihre tiefen Auswirkungen hinterlassen. Die Rolle der Frauen hatte sich sehr verändert. Als die Frauen plötzlich zu Tausenden zur Arbeit gezwungen waren, während die Männer sich für den Krieg rüsteten, fingen sie an, mehr außerhalb ihrer Häuser zu arbeiten und die Rollen zu übernehmen, die in Friedenszeiten Männern vorbehalten waren. Sie erlangten auch das Wahlrecht.

Die allgemeine Moral war schon dabei, sich zu verändern, denn es gab andere Formen der Verhütungsmöglichkeiten. Die Pille ging allerdings viel weiter. Jetzt konnten Frauen angeblich risikofreien Sex haben, zu jeder Zeit, überall und mit irgend jemandem. Statt ihre Jungfräulichkeit zu schätzen, waren für einige ihre vielen Liebhaber ein Anlaß zum Angeben im Freundeskreis. Die Patientenstruktur der Gynäkologen begann sich allmählich zu verändern. Junge Mädchen machten mit ihrem Verhütungswunsch publik, daß sie auf den Sex nicht mehr bis zu ihrer Heirat warten wollten. Es war den Frauen jetzt freigestellt, Männern aggressiv nachzustellen.

Heute nehmen schätzungsweise 60 bis 80 Millionen Frauen weltweit die Pille. Sie hat die Einstellung der Frauen verändert, aber auch die der Männer – bei den Männern vielleicht sogar noch mehr.

Traditionen auf den Kopf gestellt

Über Tausende von Jahren stellten die Männer in den meisten Kulturen immer den Frauen nach. Verschiedene Kulturen hatten ihre eigenen Regeln des Werbens aufgestellt, aber die Ehe war ein universaler Brauch, der den meisten Religionen zugrunde lag. Bevor ein Vater seiner Tochter erlaubte zu heiraten, mußte der zukünftige Ehemann beweisen, daß er für seine zukünftige Frau und die Kinder, die sie vielleicht haben würden, sorgen konnte. Männer trieben sich zur harten Arbeit an, um sich für die Ehe und die Verantwortung gegenüber der Familie vorzubereiten.

Der Sextrieb hat Männer schon immer motiviert. Vor der Einführung der Verhütungspille allerdings hielten die Risiken die meisten Menschen von außerehelichen sexuellen Beziehungen ab. Wenn jemand das Risiko auf sich nahm, war das Ergebnis oft eine ungewollte Schwangerschaft oder ein uneheliches Kind. Damit ging immer eine gesellschaftliches Stigma einher, das ein Leben lang anhalten konnte. Mädchen hatten besonders Angst davor, daß der neue Vater vor seiner Verantwortung davonlaufen und jegliche Heiratsaussichten verderben würde. Somit hielten Paare umfassende Regeln des Werbens ein, um den schwierigen Übergang in die Ehe zu bewältigen.

Die Antibabypille hat alles verändert. Jetzt konnten Männer und Frauen Sex scheinbar ohne jegliche Verantwortung praktizieren. Die Angst vor den Konsequenzen begann zu verblassen.

Andere Konsequenzen

Auch das Verbot des Papstes 1968 konnte den Siegeszug der Pille nicht mehr aufhalten. Die einmal genossenene Freiheit wollten die Menschen auf keinen Fall mehr aufgeben. Die freizügige Sexualität schien keine Folgen mehr zu haben. Heute wissen wir es besser. Der absolute Glaube an die Pille und ihre Wirkung erscheint im Rückblick sehr naiv.

Auch wenn die Pille eine unbeabsichtigte Folge von vorehelichem Sex abschaffte – ungewollte Schwangerschaften –, blieben viele weitreichende Konsequenzen bestehen.

Die Zahl der ungewollten Schwangerschaften unter Teenagern steigt trotzdem ständig an. Sowohl die Zahl als auch die Wachstumsrate illegitimer Geburten unter Teenagern sind viel höher als vor der Einführung der Pille. Teenager sind heute sexuell aktiver und das schon in einem viel jüngeren Alter.

Viele stehen der Gefahr einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten unwissend gegenüber. Man schätzt, daß 25 Prozent der amerikanischen Jugend bereits infiziert sind. Sex kann sogar tödliche Folgen haben, denn AIDS breitet sich im Westen auch immer mehr unter Heterosexuellen aus und zerstört ganze Nationen in Afrika. So gehört deshalb nicht nur das Wort „Pille“ zu den Wörtern des 20. Jahrhunderts, sondern auch „AIDS“.

Ein umfassender gesellschaftlicher Wandel braucht seine Zeit. Ist er aber erst einmal in Gang gesetzt, läßt er sich nicht mehr aufhalten. Nach der Antibabypille veränderte die Revolution der 60er die westliche Gesellschaft. Eine westliche Nation nach der anderen lockerte ihre moralischen Gesetze. Die Pille wurde zum Symbol der sexuellen Revolution und ermöglichte die Freizügigkeiten der 60er Jahre. Das Ergebnis ist die Zerstörung der traditionellen Familie, und die daraus resultierenden Folgen steigen ständig an.

Die Unterhaltungsindustrie – vornehmlich Fernsehen, Film und Musik – hat einen enorm großen Einfluß auf die Beseitigung von Werten und Tabus. Sie porträtiert nämlich die scheinbare Wonne freizügiger geschlechtlicher Beziehungen ohne Konsequenzen und fördert auch alternative Lebensstile, mit denen die traditionelle Familie angeblich überflüssig würde. Es ist daher keine große Überraschung, wenn die Unterhaltungsmedien bei der Vermittlung von Verhaltensmaßstäben das Elternhaus und christliche Werte mehr und mehr verdrängen.

Vernünftige Gründe für kulturelle Tabus

In vielen Kulturen können Angehörige des anderen Geschlechts vor ihrer Hochzeitsnacht zusammen nicht allein sein. Selbst im Westen war es bis vor nicht allzu langer Zeit noch Sitte, eine Anstandsperson bei einem Treffen dabei zu haben. Deren Verantwortung war es, auf das junge Paar aufzupassen, damit es keinen sexuellen Kontakt haben konnte. Man verstand die Bedeutung, junge Männer und Frauen bis zur Ehe rein zu halten.

Warum ist das so wichtig?

Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Zum einen wurde der Ruf beschützt. Außerdem konnte die Elternschaft eines Kindes nicht angezweifelt werden, was sich wiederum auf das spätere Erbe auswirkte. Außerehelicher Sex konnte auch die möglichen Heiratschancen einschränken.

Viele Menschen verstanden auch, daß einer der besten Wege, wie Eltern für das zukünftige Glück und Wohlergehen ihrer Kinder sorgen konnten, die Vermeidung sexuellen Kontakts bis zur Eheschließung war.

Sex ist eine mächtige Kraft. Die erste sexuelle Erfahrung ist dafür vorgesehen, zwei Menschen in einer Ehe miteinander zu verbinden.

Die Antibabypille hat allerdings nur allzu oft dazu geführt, daß das Ehepaar auseinandergetrieben wird. Im Zeitalter der Pille findet die erste sexuelle Erfahrung oft mit einem beiläufigen Bekannten statt – so, wie bei vielen nachfolgenden sexuellen Beziehungen. Manchmal werden Gefühle verletzt, manchmal sind gar keine Gefühle ersichtlich. Auf alle Fälle werden die Aussichten auf eine lang anhaltende, liebevolle Beziehung, welche Gott als Geschenk für Männer und Frauen vorsah, schwieriger gemacht.

Sexuelle Beziehungen, in denen keine Liebe vorhanden ist, können zu einer Sucht nach dem Kick der sexuellen Befriedigung werden. Unrealistische Erwartungen garantieren allerdings Frustration und Enttäuschung, und keine unerlaubte Beziehung kann wirklich befriedigend sein.

Ein wahlloses Leben mit verschiedenen sexuellen Partnern ist mit dem Zigarettenrauchen oder der Einnahme illegaler Drogen zu vergleichen. Solche Gewohnheiten können leicht zur Abhängigkeit führen. Sollte so eine Person später heiraten, wird die Ehe ihr sehr wahrscheinlich nicht gerecht werden können, da es ihr an dem Aufregenden der Jagd mangelt. Dies kann dann zur Rückkehr zum unmoralischen Leben und zu einer gescheiterten Ehe führen.

Biblische Instruktionen über sexuelle Beziehungen

Gott sah vor, daß Männer und Frauen heiraten sollten. Er sagte: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei ... Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch“ (1. Mose 2,18. 24). Gott wollte, daß die Ehe ein Leben lang in einer liebevollen Beziehung halten sollte. Jesus sagte deutlich, daß der Partnertausch nicht zu Gottes Plan gehörte (Matthäus 19,8).

In der Vergangenheit nahmen das Warten und Planen einen großen Platz bei den Ehebräuchen ein. Bei der Planung der Menschen stellte Gott in seiner Weisheit sicher, daß ein Kind normalerweise erst nach neun Monaten nach der Eheschließung folgen konnte. Somit hatten Eltern Zeit, sich aufeinander einzustellen und sich dann auf Kinder vorzubereiten.

Viele meinen, daß die Pille die Notwendigkeit mit sich bringt, die alten Gesetze und Bräuche bezüglich Ehe, Sex und Familie zu verändern. Dies ist aber nicht der Fall. Gott gab sein Gesetz zu einem Zweck. Es sollte für alle Menschen zu allen Zeiten gültig sein.

Ganz gleich, welche technischen Erfindungen noch entwickelt und dann vermarktet werden, Gott weist alle Menschen überall an – besonders Christen –, sich auf keusche, respektvolle und ehrwürdige Weise zu verhalten.

Die Antibabypille hat die Zeit verändert, in der wir leben. Unmoral hat es schon immer gegeben. Allerdings ist es das erste Mal in der Geschichte, daß man sich so zügellos sexuellen Beziehungen ohne Furcht vor Konsequenzen und ohne ein Verantwortungsbewußtsein hingeben konnte.

Die Art der hedonistischen Gesellschaft, die der Apostel Paulus für die „letzten Tage“ voraussagte, ist in unserer Zeit Wirklichkeit geworden. Er warnte davor, daß „die Menschen ... viel von sich halten [werden]“ (2. Timotheus 3,1-4) und keine stabile, liebende Beziehung brauchen würden. Sie würden „mehr das Vergnügen lieben als Gott“ (Vers 4; Elberfelder Bibel).

Innerhalb einer liebevollen Ehe können Verhütungsmethoden einem Ehemann und einer Ehefrau helfen, ihre Familie auf verantwortungsvolle Weise zu planen. Wenn die Pille aber außerhalb der Ehe gebraucht wird, öffnet sie eine Welt von unmoralischen sexuellen Gelegenheiten, die nicht von unserem Schöpfer gewollt sind, andere verletzen und letztendlich eine selbstzerstörerische Wirkung haben werden.

Wir sollten uns die Anweisungen zu Herzen nehmen, die in der Bibel von einem liebevollen Gott gegeben werden, der denjenigen, die ihm folgen, eine liebevolle, treue und dauerhafte Ehe wünscht.

– Gute Nachrichten Juli-August 2001 PDF-Datei dieser Ausgabe

Gute Nachrichten
Postfach 301509
D-53195 Bonn

Telefon: (0228) 9 45 46 36
Fax: (0228) 9 45 46 37
E-Mail: info@gutenachrichten.org

Inhaltsverzeichnis ]  Artikel drucken ] Artikel kommentieren ]


© 1997-2024     Alle Rechte vorbehalten