Die kommende Zeit der Gnade

Die kommende Zeit der Gnade © Walkerssk/Pixabay
Jerusalem, die Stadt des Friedens, ist alles andere als friedlich. Der Stadt scheint noch mehr Unglück bevorzustehen. Biblische Prophezeiungen offenbaren aber eine ganz andere Zukunft.

Worauf müssen sich die Menschen einigen, um dauerhaften Frieden zu schaffen? Wie können Haß und Vorurteile überwunden werden, die den Frieden auf Erden verhindern?

Von Howard Davis

Noch vor Sonnenaufgang schaute ich auf den vor mir liegenden Tempelberg mit seinem Felsendom, der in den Schatten des Hügels hinter mir eingehüllt war. Unzählige Male hatte ich Bilder von dieser berühmten Szene gesehen. Jetzt stand ich zum ersten Mal (August 2000) auf dem Ölberg und schaute auf Jerusalem.

In Begleitung eines guten Freundes, ein Rabbiner, stellte ich meine Filmkamera auf, um das erste Morgenlicht dieses unglaublichen Ortes einzufangen, der in den letzten Jahren immer mehr in den geopolitischen Mittelpunkt gerückt ist.

Stadt des Friedens, Stadt des Krieges

Nur ein paar Wochen später wäre es für meinen Freund und mich unmöglich gewesen, an dieser Stelle im östlichen Teil der Stadt zu stehen. Durch die wachsende Gewalt der erneut ausbrechenden palästinensischen Intifada hätten wir nämlich erschossen oder gesteinigt werden können. Intifada ist ein arabischer Ausdruck für die Aufstandsbewegung der palästinensischen Araber gegen die israelische Besatzungsmacht im Westjordanland und im Gazastreifen, welche 1987 begonnen hatte. Am 28. September 2000 kam es zum erneuten Ausbruch der Intifada, auch Al-Aqsa-Intifada genannt, als der damalige Oppositionsführer und heutige Ministerpräsident Israels mit einem riesigen Polizeiaufgebot den Tempelberg in Jerusalem, auf dem sich neben dem Felsendom auch die Al-Aqsa-Moschee befindet, besuchte, und als aufgebrachte, zumeist junge Palästinenser Steine auf betende Juden an der Klagemauer warfen.

Jerusalem, ein alter und moderner Ort unglaublichen Blutvergießens, ist eine der ältesten besiedelten Städte der Welt. Während große Weltreiche kamen und gingen, hat Jerusalem mehr Umwälzungen erlebt als jede andere heute existierende Stadt. Sie überlebt selbst dann noch, wenn Terror und Gewalt tief in der Gesellschaft verwurzelt sind.

In den vergangenen Jahrhunderten hat sich das Schlimmste der menschlichen Natur im Kampf um Jerusalem offenbart. Die Bibel sagt, daß Gott Liebe ist und Jerusalem seine Stadt – der Ort, wo Christus sein Leben opferte, um die Sünden der ganzen Welt zu versöhnen. Heute aber ist die Umgebung im Haß versunken.

Es ist ein Widerspruch, daß die größten Propheten des Friedens ihre Botschaft gerade an diesem Ort der Gewalt verkündeten. Auch wurde dort die größte Stimme des Friedens mit Gewalt zum Schweigen gebracht.

Diese Männer sprachen von einer zukünftigen Zeit, zu der Gott Jerusalem und dem Rest der Welt Frieden, Liebe und Harmonie bringen würde. Aber wie, wann und von wo wird dieser Friede kommen?

Die Antwort liegt in den Gründen, die Jerusalem und den modernen Staat Israel zu solchen geopolitischen Blitzableitern machen. Gerade in dieser Region treffen die unterschiedlichsten Kulturen und Religionen aufeinander, gehen die Bestrebungen von sich befehdenden Völkern auseinander, wird um die Eigentumsrechte an großen Immobilien gestritten und nagt unvergessener Groll von Jahrzehnten an den Herzen der Menschen.

Heute kann nur wenig Gnade in Jerusalem gefunden werden. Keine göttliche Gnade arbeitet in den Herzen der Araber und Juden stark genug, daß sie diese sich befehdenden Cousins zusammenbringen und die Jahrtausende diverser religiöser und historischer Streitigkeiten überwinden könnte. Diese alten Völker, die von demselben Vorfahren abstammen – dem biblischen Patriarchen Abraham – scheinen von ihrem großen Haß vergiftet und gelähmt zu sein.

Jerusalems Qual ist eine Krise des Herzens, die unter dem Gesetz der mangelhaften menschlichen Natur steht. Auf vielerlei Art und Weise ist Jerusalem ein Mikrokosmos der ganzen Welt.

Zerstörerische Gedanken und Handlungen

Schon immer hat es Kulturen gegeben, die Menschen gefangenhielten, ihren Verstand und ihre Meinungen negativ beeinflußten und ihre Einschätzung darüber, was möglich und angebracht ist, verzerrten.

Oft hält sie das Böse gefangen; sie fangen an, zu glauben, daß etwas Böses gut ist. Ganze Staaten folgen bereitwillig verführten und verführenden Herrschern.

Die Bibel zeigt, daß unsere negative geistliche Umgebung mit Adam und Eva unter dem Einfluß des gemeinsamen Feindes der gesamten Menschheit, Satan, begann, dessen Name auf die Feindschaft zu Gott und zum Menschen hinweist. Jesus nannte ihn gerechtfertigterweise den „Vater der Lüge“ (Johannes 8,44).

Satans Einfluß zerstörte die erste Familie und brachte Kain dazu, seinen Bruder Abel zu ermorden. Daraus resultierte eine Welt der Gewalt und des Leidens, die bis in unsere heutige Zeit anhält.

In der ganzen Geschichte erwiesen sich zerstörerische Denk-, Glaubens- und Handlungsweisen als das größte Wachstumshindernis und als die Ursache für Konflikte. Die traurige Geschichte, die in der Bibel aufgezeichnet wurde, unterscheidet sich keineswegs von den Ereignissen der letzten 2000 Jahre.

Warum sind Menschen in ihrem Denken und Handeln so zerstörerisch?

Was ging in dem Kopf und dem Herz eines 21jährigen palästinensischen Ingenieurstudenten vor sich, der sich selbst im Juni an einem Samstagabend an der Strandpromenade von Tel Aviv in die Luft sprengte und 21 jüdische Teenager mit in den Tod riß?

Welche inneren Konflikte, Glaubensgrundsätze, welche Motivation und welcher Geist bewegen Menschen zum Selbstmord, um damit einen Krieg unter Staaten auszulösen? Welche geistliche Kraft muß eingesetzt werden, um solch eine Umgebung von Haß, Konflikt und Krieg umzuwandeln?

Seit Jahren werden in palästinensischen Schulen Schulbücher eingesetzt, in denen Kinder und Teenager gelehrt werden, daß es eine große Ehre und der Wille Gottes sei, wenn sie sich selbst aufopfern würden, um die „gerechte“ Tat des Tötens von Juden zur Befreiung von Jerusalem auszuführen. Infolgedessen sind viele bereit für das Versprechen einer himmlischen Belohnung zu sterben, das ihnen von politischen und geistlichen Führern gegeben wird.

Als der Vater des jugendlichen Attentäters von Tel Aviv von dem Märtyrertod seines Sohnes erfuhr, pries er den Selbstmord als gerechte Tat und seinen Sohn als Märtyrer. Er wünschte sogar, daß er noch mehr Söhne hätte, die das gleiche tun würden.

Diese schrecklichen und zerstörerischen Handlungen führen auf einen Glauben zurück, der seit frühester Kindheit gelehrt wurde. Tragischerweise werden Konflikte oft durch politische und kommunale Führer, die sich als Erlöser des Volkes von seinen Feinden ausgeben, am Leben gehalten und manipuliert. Ihre schonungslose Agenda, Konflikte zu schüren, zielt nur darauf, ihren Status als Führer zu stärken.

Sie behaupten, daß Mord und Selbstmord von Gott gewollt sind. Dies ist aber ganz bestimmt nicht der Fall!

Religion ohne Entschuldigung

Muslime, Juden und Christen können sich bei der Rechtfertigung von Gewalt zur Durchsetzung ihrer eigenen Ziele nicht auf Gott berufen. Zum Beispiel wird der Koran von über einer Milliarde Muslime als heiligstes Buch anerkannt. Der Koran erkennt aber das Gesetz, das Gott Mose gab, als allumfassend, das Alte und Neue Testament als heilige Texte und Jesus als Propheten an.

Die Bibel verurteilt Mord. Die Lehren des Jesus von Nazareth gehen sogar noch über das sechste Gebot hinaus, indem er die Menschen anwies, die Feinde zu lieben und für sie zu beten.

Viele Muslime finden keinen Gefallen an Selbstmordattentaten, und einige Geistliche haben sie als Verletzung der islamischen Lehre bezeichnet. Der Haß ist aber auf beiden Seiten tief verwurzelt. Ein intelligenter Jude, der an einer religiösen Schule in Jerusalem studiert, schockierte mich, als wir zur Klagemauer gingen, wo am Freitagabend Hunderte von Juden unter den Flutlichtern beteten. „Ein guter Araber ist ein toter Araber“, sagte er mir.

Er war genauso weit von der Wahrheit entfernt wie der palästinensische Selbstmordattentäter. Der Friede wird nicht eintreten, solange die Herzen der Menschen von Vorurteilen und menschlich pervertierten Behauptungen über den Willen Gottes verblendet sind.

Was wird der Gewalt ein Ende setzen?

Religion muß sich verändern

Falsche Lehren über Gott und seinen Willen inspirieren viele Kriege, trennen Familien und verwirren Milliarden von Menschen. Die konkurrierenden Doktrinen, Hierarchien religiöser Persönlichkeiten und die verschiedenen Praktiken von Christentum, Judaismus und Islam verursachen unentwegt Konflikte. Wenn man dann noch den Buddhismus, Hinduismus, eine breite Palette von Philosophien und selbst den Atheismus hinzufügt, hat man eine Welt voller geistlicher Spaltung.

Die Herzen von sechs Milliarden Menschen können sich noch nicht einmal auf einfachster Ebene über die wichtigsten Fragen des Lebens zu verständigen. Die Religionen behaupten, sich nach Einheit, Brüderlichkeit und einem kollektiven höherem Zweck zu sehnen. Organisierte Religion aller Art aber erlegt der Welt verwirrende menschliche Traditionen und Lehren auf, die sie als göttliche Wahrheit verkauft. Diese Spaltungen fördern Fanatismus, Haß und Kriege.

Damit die Menschheit Vorurteile überwinden und eins werden kann, müssen religiöse Spaltungen durch das Annehmen einer allgemeingültigen, von Gott inspirierten Doktrin und Lehre über Gott, Gut und Böse und den Sinn des menschlichen Lebens abgeschafft werden. Einheit kann nur erreicht werden, wenn jeder dieselbe göttliche Wahrheit akzeptiert; sie muß für jedermann zur Realität werden.

Dieselben Werte müssen allen Menschen in den Schulen und anderen Institutionen und Kulturen bis hin zu den einzelnen Familien gelehrt werden.

Auf religiöser Ebene ist die Welt jedoch hoffnungslos zerstritten. Das Problem liegt darin, daß eine universale Religion ohne eine universale geistliche Bereitschaft, ihr zuzustimmen, nicht durchgesetzt werden kann. Damit alle übereinstimmen, müssen alle die Bereitschaft haben, sich zu ändern – falsche und schädliche Lehren und Praktiken aufzugeben, die sie ehemals als wahr angenommen hatten.

Der Glaube gehört zu den Denkmustern, die am schwierigsten zu verändern sind. Man muß zugeben, daß man sich geirrt hat. Darin liegt die Schwierigkeit. Zuzugeben, daß die eigene Religion voller Irrtümer ist und die eigenen Handlungen grundsätzlich schlecht sind und daß man sein eigener schlimmster Feind ist, ist eine Einsicht, die der menschlichen Natur stark widerstrebt.

Weil die menschliche Eitelkeit so giftig sein kann, ist es allgemein der Fall, daß Menschen sich weigern, ihre Sünden, falschen Glaubensgrundsätze und Einstellungen zuzugeben. Nicht selten wird lieber Selbstmord begangen, als sich der eigenen Verantwortung zu stellen.

Männer und Frauen jeder Kultur halten jeden Tag auf unzählige Weise an ihren Vorurteilen fest. Wir weigern uns, zuzugeben, wohin unser falsches Handeln uns geführt hat. Wir weigern uns, die notwendigen Änderungen vorzunehmen. Wir denken uns eine Menge Entschuldigungen aus, um uns nicht ändern zu müssen. Wir zeigen gerne auf andere, die sich in unseren Augen noch schlechter verhalten als wir, um das eigene Handeln zu beschönigen oder zu verteidigen. Blind rechtfertigen wir Handlungen und Verhaltensweisen, die anderen und uns selbst schaden.

Die Anerkennung einer allgemeingültigen Autorität

Nach so vielen Fehlschlägen ist es keine Überraschung, daß viele sehr zynisch über die Fähigkeit von menschlichen Führern urteilen, die Realität von menschlichen Regierungen ändern zu können. Und dazu haben sie allen Grund!

Menschen wollen Regierungen, unter denen es ihnen gut geht und die ihnen Wohlstand geben. Egal welcher Religion, Rasse oder Kultur sie angehören, sie werden sich nicht von jemandem regieren lassen wollen, der ihnen in der Vergangenheit geschadet hat. Die Angehörigen einer Nation wollen nicht, daß andere ihre Nation kontrollieren. Eine universale Regierung, der sich alle freiwillig zum Wohl aller unterordnen, ist menschlich unmöglich.

Trotzdem müssen die Völker des Nahen Ostens und der Welt irgendwann einmal eine allgemeingültige Autorität respektieren und akzeptieren – eine Autorität, der sie es zutrauen, den globalen Frieden und Wohlstand herzustellen. Gerade deshalb ist das biblische Versprechen vom Reich Gottes so bedeutend.

Das Eingreifen Gottes ist notwendig, um eine perfekte Regierung für alle Völker zu garantieren. Solch eine Regierung wird frei sein von selbstsüchtigen Führern, die von Unwissenheit, eigenen Interessen und versteckten Zielen angetrieben werden. Die Propheten, Jesus und seine Apostel waren sich alle darin einig, daß solch eine Regierung kommen wird, daß sie aber nicht in den Händen der Menschen liegen wird.

Das Ausgießen von Gnade

Die größte Herausforderung für die Menschheit ist es, das Herz, das tiefste Innere, die eigene Motivation von Selbstsucht, Voreingenommenheit und Feindschaft gegen das Gesetz Gottes zu befreien. Die Herausforderung besteht darin, das Gesetz, welches ein Ausdruck von Gottes Gerechtigkeit und Liebe ist, anzunehmen und danach zu leben.

Arabische und jüdische Israelis, Palästinenser, Amerikaner, Deutsche, Russen, Chinesen und alle anderen Völker zeichnen sich im Grunde genommen durch Einstellungen und Handlungen aus, die mit Egoismus unterlegt sind. Obwohl alle sagen, daß sie an das Wohl anderer denken, funktionieren alle Nationen in Wirklichkeit unter einer grundlegend selbstsüchtigen Philosophie.

Diese Arroganz durchzieht auch die Religionen des Menschen. Christen, Juden und Muslime glauben alle, daß sie von Geburt aus im Vergleich zu anderen enger mit Gott verbunden sind und deshalb in seinen Augen das göttliche Vorrecht als auserwählte Gruppe besitzen.

Der Schöpfergott aller Menschen aber wird die Menschheit in ihrer Hilflosigkeit nicht alleine lassen, um die grundlegendsten Einstellungen zu ändern. Zu seiner eigenen Zeit und nach seinem Plan wird er die Menschheit verwandeln – und die Selbstsucht und Traditionen, die Juden, Araber und die ganze Menschheit voneinander trennen, vernichten. Gott wird diese Veränderung in Jerusalem, der Hauptstadt des globalen Streites, beginnen lassen.

„Siehe“, sagt Gott durch den Propheten Sacharja, „ich will Jerusalem zum Taumelbecher zurichten für alle Völker ringsumher, und auch Juda wird’s gelten, wenn Jerusalem belagert wird. Zur selben Zeit will ich Jerusalem machen zum Laststein für alle Völker ... Und der Herr wird zuerst die Hütten Judas erretten ... Aber über das Haus David und über die Bürger Jerusalems will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets“ (Sacharja 12,2-10).

Ich zitierte diese Schriftstelle meinem Freund, dem Rabbiner, auf dem Ölberg an diesem stillen Morgen, bevor die erneute Welle der Intifada begann. Während wir auf den Tempelberg und den Felsendom hinunterschauten, sagte ich: „Der Geist der Gnade wird von hier aus ausgegossen werden. Die Menschheit hat dies noch nie zuvor erlebt. Das jüdische Volk ist noch nie zuvor auf diese Weise bekehrt worden, genauso wenig wie das Christentum. Denn sonst hätten Katholiken und Protestanten sich nicht selbst und Juden über Jahrhunderte getötet.“

Ich fuhr fort: „Wenn dies passiert, wird diese Gnade zum ersten Mal das Gesetz Gottes in die Herzen der ganzen Menschheit einpflanzen. Die Weltbevölkerung wird systematisch zu Gott bekehrt werden, Nation für Nation, und es wird genau hier mit den Bewohnern von Jerusalem anfangen. Diese Gnade wird die ganze Welt verwandeln.“

„Du hast recht“, sagte mein Freund, während wir die ersten Sonnenstrahlen am Tempelberg beobachteten. So wahr wie die aufgehende Sonne wird die Zeit der Gnade – im Reich Gottes – kommen.

– Gute Nachrichten November-Dezember 2001 PDF-Datei dieser Ausgabe

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