Die Weisen suchen ihn immer noch

Die Weisen suchen ihn immer noch © Kevin Phillips/Pixabay
Vor mehr als 2000 Jahren schauten Weise aus dem Osten zum Himmel auf und wurden auf einen Stern aufmerksam. Sie waren motiviert, dessen Licht zu folgen.

Einst unternahmen Weise eine lange Reise auf der Suche nach dem Messias. Heute können weise Männer und Frauen von ihrem Beispiel lernen und selbst den Messias, den Sohn Gottes, suchen.

Von Robin Webber

Vor mehr als 2000 Jahren schauten Weise aus dem Osten zum Himmel auf und wurden auf einen Stern aufmerksam. Sie waren motiviert, dessen Licht zu folgen. Vielleicht war ihnen in der Ferne eine antike Prophezeiung bekannt, wonach „ein Stern aus Jakob aufgehen [wird] und ein Zepter aus Israel aufkommen“ (4. Mose 24,17).

Ihnen mag auch eine Vorhersage bekannt gewesen sein, die wir beim Propheten Jesaja finden: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt . . . Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht“ (Jesaja 60,1. 3).

Die Geschichte der Weisen beschreibt einen praktischen Glauben, dessen Werke auf die Offenbarung jenes Sterns ausgerichtet waren. Das Ziel dieses Glaubens nennen die Weisen selbst in Matthäus 2, Vers 2:

„Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.“

Diese Weisen waren mit dem Besuchsprotokoll für Könige vertraut. Aus diesem Grund brachten sie kostbare Gaben auf ihrer langen Reise mit, um damit dem Kind ihre Aufwartung zu machen: Gold, Weihrauch und Myrrhe (Vers 11).

Was haben diese Weisen aus der Zeit vor 2000 Jahren mit uns gemeinsam? Wir sind auch aufgefordert, vor demselben König zu erscheinen und ihn anzubeten! Was können wir bei unserem Bemühen um die Beherzigung seiner Aufforderung „Folgt mir nach!“ von dem Beispiel der Weisen lernen?

Die stumme Stimme Gottes?

Bei der Geschichte der Weisen gilt es zu beachten, dass zum Zeitpunkt des Geschehens mehr als 400 Jahre seit dem Wirken des Propheten Maleachi vergangen waren – der letzte Prophet, dessen Worte in der Heiligen Schrift, dem Alten Testament, niedergeschrieben wurden. Drei Generationen lang waren die Juden in Judäa bereits unter dem Joch der Römer gewesen. Es war eine Zeit der Finsternis, denn Gott schien sich aus den Angelegenheiten seines Volkes zurückgezogen zu haben. Es gab aber einen aufkommenden Keim der Erwartung, fast aus der Verzweiflung heraus, dass der allmächtige Gott einen Retter bald senden möge.

Was unmittelbar bevorstand, war nämlich kein Geheimnis. Gott hatte die Niederschrift mancher Verse im Alten Testament über das Auftreten eines Messias inspiriert. Wie oft wurde die Stelle in Jesaja 7, Vers 14 in den Synagogen rund um das Mittelmeer vorgelesen? „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“ Bot nicht eine Vorhersage beim Propheten Micha Hoffnung auf diesen Retter? „Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist“ (Micha 5,1).

Ja, die Juden jener Zeit waren mit diesen Prophezeiungen vertraut. Haben sie sie aber wirklich verstanden? Das war die Frage!

Die Zeit rückte aber näher, in der sich die einzelnen prophetischen Puzzleteile würden zusammensetzen lassen. Mit dem Wissen, das sie hatten, handelten die Weisen sehr weise! Sie waren 1.) offen für Gottes Führung, 2.) folgten dem Zeichen Gottes, als es sich zeigte, und 3.) waren bereit, so weit wie nötig zu reisen, um das angezeigte Ziel zu erreichen.

Das sonderte sie aus und ließ sie den königlichen Säugling Jesus finden. Heute sind es dieselben Eigenschaften, die uns in unserer Beziehung zu Gott aussondern und uns helfen, den Kurs in unserem Leben zu halten, den Gott uns vorgibt.

Gott schlug ein Zelt auf

Wenn Sie diesen Artikel lesen, wird der Herbst bereits in der nördlichen Hemisphäre Einzug gehalten haben. In dieser Jahreszeit – und nicht zur Zeit der Sonnenwende Ende Dezember – wurde der König unseres Lebens als Mensch geboren.

Diese Geburt wurde von dem Lobgesang der Engel begleitet, die die Hirten auf dem Feld aufforderten, das neugeborene Kind aufzusuchen. Später kamen auch die Weisen ins Haus, geführt vom Stern, um den verheißenen Messias anzubeten. Doch die übrige Menschheit damals nahm von der Menschwerdung des Messias keine Notiz. Dennoch war Immanuel – Gott mit uns – gekommen, und gerade rechtzeitig, zu der von Gott bestimmten Zeit!

Der Apostel Johannes, der eines der vier neutestamentlichen Evangelien geschrieben hat, beschrieb dieses großartige Ereignis: „Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort . . . Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,1. 14).

Interessant ist, dass das Wort „wohnte“ in Vers 14 sich vom Griechischen skenoo ableitet, dessen wörtliche Bedeutung „zelten“ bzw. „in einer temporären Behausung wohnen“ ist. Vom heiligen Geist inspiriert, informiert Johannes seine Leser in den ersten drei Versen des Buches über die ewige Existenz von Gott, dem Vater, und Gott, dem Wort, der als Sohn auf die Erde kam. Dann berichtet er uns, dass dieser Gott – das Wort – sozusagen sein Zelt in der Wildnis der menschlichen Existenz aufschlug!

Das Wort entäußerte sich seiner göttlichen Herrlichkeit und Macht und trat in die Sphäre Raum und Zeit mit den Menschen, seinen Geschöpfen, ein.

Der Apostel Paulus berichtet, wie das Schweigen Gottes in den vier Jahrhunderten zuvor gebrochen wurde: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau“ (Galater 4,4). Gott hat die Zeit ins Leben gerufen und herrscht über sie. Jesu Menschwerdung erfolgte daher zu dem Zeitpunkt, den Gott bestimmt hatte. Der genaue Zeitpunkt war den Weisen wohl nicht bekannt, sie handelten aber im Glauben gemäß der Erkenntnis, die sie hatten.

Schritt für Schritt ans Ziel

Überlegen wir nun einige praktische Schritte hinsichtlich der Reise dieser Weisen, die wir auf unserer geistlichen Reise, zu der Gott uns beruft, nachahmen können.

1.) Seien wir auch dann aufnahmebereit, wenn Gott nach menschlichem Ermessen zu schweigen scheint. Die Ruhe mag betäubend wirken, doch in solchen Zeiten kann Gott gerade dabei sein, sein nächstes Eingreifen vorzubereiten.

Seien wir ehrlich: Uns mag es unbehaglich sein, wenn Gott schweigt. Gott sagt uns aber: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“ (Psalm 46,10). Derselbe Gott sagt auch: „Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht. Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich“ (Jesaja 46,9-10).

2.) Halten Sie Ausschau nach Gottes Führung und folgen Sie „dem Licht“, wo immer es Sie hinführt. Wie die Weisen damals, sind wir heute nicht allein unterwegs. Ja, es wäre wunderbar, einem glänzenden Stern zu folgen, aber das wird in unserem Leben, so wie es bei den Weisen damals war, nicht der Fall sein. Stattdessen ist das Wort Gottes das Licht, an dem wir unseren Wandel orientieren sollen.

Diesbezüglich lesen wir Folgendes in Psalm 119, Vers 105: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Unterschätzen wir nie die Kraft der Heiligen Schrift, wenn es darum geht, uns immer näher an den lebendigen Jesus Christus heranzuführen.

3.) Lassen wir uns weder durch einen Menschen oder eine Sache von unserer Berufung ablenken – davon, was Gott durch das Wirken seines Sohnes in uns erreichen will.

Der mörderische und eifersüchtige König Herodes versuchte die Weisen auszutricksen, um von ihnen den Standort der Wohnstätte Jesu zu erfahren (Matthäus 2,7-8). Er wollte Jesus töten, aber die Weisen wurden von Gott gewarnt und haben nie wieder mit Herodes gesprochen. Damit wurde Herodes’ böser Plan vereitelt (Verse 12-13). Wir sollen also auf der Hut sein und Gott um Weisheit bitten, wenn es darum geht, welche zwischenmenschlichen Beziehungen wir knüpfen sollen. Gott soll uns helfen, „klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ zu sein (Matthäus 10,16). Dazu gehört, dass wir solche Beziehungen abbrechen, durch die uns Schaden zugefügt wird.

4.) Machen wir es uns zur Gewohnheit, dem König unseres Lebens kostbare Gaben zur Verfügung zu stellen. Heute geht es nicht um Gold, Weihrauch oder Myrrhe. Gott braucht keine materiellen Geschenke. Stattdessen will er Sie haben. Auf seiner „Wunschliste“ stehen wir nach den Worten des Apostels Paulus ganz oben: „Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst“ (Römer 12,1).

5.) Beten Sie Gott kontinuierlich an, ganz gleich wie klein seine Güte Ihnen gegenüber zu sein scheint. Als die Weisen Jesus im Haus besuchten (Matthäus 2,11), trafen sie keinen erobernden König an, sondern einen kleinen Jungen. Es dürfte den Menschen ein Leichtes sein, Gott anzuerkennen, wenn er sich in seiner Macht und Herrlichkeit zeigt.

Ganz anders sieht es aus, wenn Gott seine Anwesenheit auf ein Minimum zu reduzieren scheint. Beherzigen wir Gottes Ermahnung an die Juden, die beim Anblick des postexilischen restaurierten Tempels im Vergleich zu Salomos früherem großartigem Bau demoralisiert waren: „Wer hat den Tag kleiner Dinge verachtet?“ (Sacharja 4,10; Elberfelder Bibel).

Setzen wir in diesem Sinn eine neue Brille auf, um zu erkennen, dass Gott sich nicht unbedingt immer über das freut, was einfach groß und schön ist. Er freut sich aber immer über das, was gut und mit seinem Willen konform ist – über das Streben nach Vollkommenheit (Matthäus 5,48).

6) Last but not least: Freuen Sie sich über die Reise, zu der Gott Sie berufen hat. Unser Weg mit Gott, der bis zum Ende unseres Lebens dauert, kann uns unendlich lang vorkommen und mit Frustration behaftet sein, wenn wir manche „herodianischen Fallen“, denen wir auf unserer Reise mit Gott begegnen, umgehen müssen.

Achten Sie auf die Reaktion der Weisen, als sie ihr Reiseziel erreicht hatten und der Stern über dem Haus leuchtete, in dem Jesus wohnte: „Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut“ (Matthäus 2,10).

Lassen Sie sich von niemand die Freude über die Reise rauben, die Sie mit Gott unternehmen dürfen – auch nicht durch Sie selbst! Ist uns wirklich bewusst, welche Freude es ist, nach dem lebendigen Gott zu suchen und ihm täglich die kostbare Gabe unseres Wesens zu schenken?

Zu viele Menschen scheinen darauf zu warten, dass Gott sie sucht. Stattdessen sollen wir wie die Weisen sein und uns auf die Suche nach ihm begeben, um ihm in unseren Gedanken und Taten näherzukommen.

Unserem Stern folgen

In der heutigen Welt gibt es doch noch einen Stern, dem weise Männer und Frauen folgen können. In Offenbarung 22, Vers 17 beschreibt Jesus seine diversen Funktionen: „Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern.“

Warum vergleicht sich der auferstandene Christus mit dem „hellen Morgenstern“? Darin ist ein großer Trost enthalten! Der Morgenstern erscheint immer, wenn es am dunkelsten und kältesten ist, bevor die Morgendämmerung beginnt.

In der Tat ist Jesus Christus „das Licht der Welt“ (Johannes 8,12) und „der Weg“ (Johannes 14,6) und hilft uns zu begreifen, was es alles an ihm zu erkennen gibt. Derselbe Morgenstern ruft uns zur Nachfolge auf, wobei wir in den Fußstapfen der Weisen von einst folgen, die

1.) offen für Gottes Führung waren;

2.) dem Zeichen Gottes folgten, als es sich zeigte, und

3.) bereit waren, so weit wie nötig zu reisen, um das angezeigte Ziel zu erreichen.

Wer ihm heute nachfolgen will, wird genauso handeln!

– Gute Nachrichten November-Dezember 2014 PDF-Datei dieser Ausgabe

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