Ein biblisches Geheimnis erklärt:
Das Weltgericht in Offenbarung 20

Ein biblisches Geheimnis erklärt: Das Weltgericht in Offenbarung 20 © Marek Studzinski/Unsplash
Jesus beschreibt eine Auferstehung, bei der Menschen, die in unterschiedlichen Jahrhunderten gelebt haben und gestorben sind, gemeinsam aus ihren Gräbern auferstehen werden.

Das letzte Buch der Bibel beschreibt eine Auferstehung von den Toten, bei der Milliarden von Menschen gerichtet werden. Werden sie aufgrund ihrer früheren Sünden einem ewig brennenden Höllenfeuer übergeben?

Von John Ross Schroeder

Ein kluger Freund sagte mir einst: „Die Bibel ist wie ein Puzzle. Man muss ihre Teile auf die richtige Weise zusammenfügen, wenn es darum geht, ihre Lehren richtig zu verstehen.“ Der weise Rat meines Freundes findet sich in dem biblischen Spruch des Propheten Jesaja, „hier ein wenig, da ein wenig“ (Jesaja 28,10. 13).

Offensichtlich lässt ein biblischer Abschnitt, für sich allein genommen, nicht immer die volle Wahrheit über eine biblische Lehre deutlich werden. Normalerweise sollte ein solcher Abschnitt sorgfältig mit anderen Bibelabschnitten verglichen werden, die das gleiche Thema behandeln.

Der Apostel Paulus hat unsere Verantwortung bei diesem Prozess treffend bezeichnet, als er seinen Predigerkollegen Timotheus ermahnte, sich als Arbeiter zu erweisen, „der das Wort der Wahrheit recht teilt“ (2. Timotheus 2,15; Schlachter-Bibel; alle Hervorhebungen durch uns). In einer Fußnote erfahren wir, dass es um das „richtige Unterscheiden“ der Heiligen Schrift geht.

Vernachlässigt, missverstanden und fehlinterpretiert

Kaum ein Abschnitt in der Bibel ist so missverstanden und fehlinterpretiert worden wie Offenbarung 20, Verse 11-15. Das, was in der Überschrift mancher Bibeln „Das Weltgericht“ genannt wird, ist in biblischer Sprache das Gericht vor dem großen weißen Thron. Hier erfolgt die Fehlinterpretation hauptsächlich deshalb, weil ein wichtiges Prinzip des Bibelstudiums (wie bereits oben erwähnt) von Theologen, deren Verständnis durch falsche Glaubenslehren getrübt war, achtlos übersehen wurde.

Offenbarung 20 fasst eine Reihe von entscheidenden Ereignissen am Ende von Gottes allgemeinem Plan für die Errettung der Menschheit zusammen. Andere Bibelabschnitte liefern uns wichtige ergänzende Details. Lassen Sie uns aber zuerst den Abschnitt in Offenbarung 20, Verse 11-15 in seiner Gesamtheit ansehen:

„Dann sah ich einen großen weißen Thron und den, der auf ihm saß; vor seinem Anblick flohen Erde und Himmel und es gab keinen Platz mehr für sie. Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, die Großen und Kleinen. Und Bücher [Mehrzahl] wurden aufgeschlagen; auch das Buch des Lebens [nicht des Todes] wurde aufgeschlagen. Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren; und der Tod und die Unterwelt [das Grab] gaben ihre Toten heraus, die in ihnen waren. Sie wurden gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war.

Der Tod und die Unterwelt aber wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod: der Feuersee. Wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen“ (Einheitsübersetzung).

Eine falsche doktrinäre These

Das abgewandelte Christentum unserer Zeit nimmt fälschlicherweise an, dass bei dem hier beschriebenen Gericht vor dem großen weißen Thron viele Millionen, die sich während ihres Lebens nie zum Christentum bekehrt haben, zu einem ewigen Höllenfeuer verdammt werden. Aber eine große Zahl von Menschen, die in vergangenen Zeiten gestorben sind, haben nie von Jesus Christus gehört. Folglich hatten sie nie wirklich eine Gelegenheit zur Bekehrung bzw. zur Annahme des Opfers Jesu Christi.

Eine pauschale Verdammung von vielen Millionen ginge direkt gegen Gottes Natur. Der Apostel Paulus sagt in 1. Timotheus 2, Verse 3-4: „Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (Einheitsübersetzung).

Wir sollten auch verstehen, dass fast alle, die in vergangenen Zeitaltern gestorben sind – sogar diejenigen, die von Christus gehört haben –, die biblische Wahrheit nie wirklich gekannt und verstanden haben oder auch nur die Gelegenheit dazu hatten. Wäre der Schöpfergott ein gerechter Gott, wenn er diejenigen, die in der Vergangenheit nie eine Gelegenheit zum Heil hatten, zur ewigen Pein in einem Höllenfeuer verurteilt?

Obwohl Offenbarung 20, Verse 14-15 klar zeigt, dass es in der Tat einen Feuersee gibt, der zur Strafe der unverbesserlichen Sünder dient, deutet dieser Abschnitt kein ewig brennendes Höllenfeuer an. Der Apostel Paulus sagt deutlich, dass der Lohn der Sünde der Tod ist (Römer 6,23) – nicht eine ewige Existenz des unaufhörlichen Leidens im Höllenfeuer.

Im Gegensatz zu denjenigen, die lehren, dass der Tod lediglich ein Mittel der Trennung von Gott ist, bedeutet der Tod in der Tat ein völliges Erlöschen des Bewusstseins (Prediger 9,5. 10). Eine weitaus umfassendere Erklärung finden Sie in unserer kostenlosen Broschüre Himmel oder Hölle: Was lehrt die Bibel wirklich?, die Sie bestellen oder im Internet als PDF-Datei herunterladen können.

Lassen Sie uns jetzt sehen, was unser Erlöser über die in Offenbarung 20, Verse 11-15 angesprochenen Punkte gelehrt hat.

Was hat Jesus wirklich gelehrt?

Wer richtet die Menschen, die beim Gericht vor dem großen weißen Thron wieder leben werden? Die Bibel zeigt, dass Gott, der Vater, alles Gericht über die Menschen seinem Sohn Jesus Christus übertragen hat (Johannes 5,22. 30). Jesus Christus selbst ist also derjenige, der in der in Offenbarung 20, Verse 11-13 beschriebenen Zeit das Gericht ausüben wird. Der Vater verbleibt im Himmel bis die Zeit für ihn gekommen ist, das herrliche, ewige Panorama einer freudvollen, nie endenden Existenz einzuleiten.

Nur wenige erkennen, dass wichtige zusätzliche Abschnitte – die die Geschehnisse, die sich während des Gerichts vor dem großen weißen Thron ereignen werden – im Matthäusevangelium klar beschrieben werden. Achten Sie sorgfältig darauf, was Christus hier lehrte: „Wehe dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida [diese Städte existierten zur Zeit Jesu]! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen [Städte einer früheren Zeit], wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als euch“ (Matthäus 11,21-22).

Das ist eine äußerst bemerkenswerte Aussage. Jesus spricht hier von einem zukünftigen Gericht, in dem Menschen aus seiner Zeit gemeinsam mit denjenigen der längst vergangenen Städte Tyrus und Sidon, die Jahrhunderte zuvor zerstört worden waren, gerichtet werden sollen!

Und wie werden sie gerichtet werden? Offenbarung 20 sagt klar, dass diejenigen, die auferweckt werden, „ein jeder nach seinen Werken“ – das sind ihre Taten – gerichtet werden. Nochmals die Frage: Wird Gott diese Menschen der Antike verurteilen, die nie die Gelegenheit hatten, Gottes Wahrheit zu kennen oder darauf zu reagieren?

Bei diesem zukünftigen Gericht werden die Menschen eine ausreichende Zeitspanne erhalten, um ihre vergangenen Taten zu bereuen, sich taufen zu lassen und Gottes heiligen Geist zu erhalten. Am Ende werden diejenigen, die sich ihrem Schöpfer gegenüber als gehorsam erweisen, ewiges Leben in seinem Reich erhalten. Im Gegensatz dazu werden diejenigen, die Gottes Wahrheit ablehnen und sich hartnäckig weigern zu bereuen, zum „zweiten Tod“ verurteilt werden (Verse 14-15). Das ist nicht ewiges Leben im Feuersee, sondern der Tod!

Das ermutigende Schicksal von Sodom

Lassen Sie uns in dem Bericht von Matthäus fortfahren: „Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, du wirst bis zum Totenreich [dem Grab] hinabgeworfen werden! Denn wenn in Sodom die Wundertaten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, es würde noch heutzutage stehen“ (Matthäus 11,23; Schlachter-Bibel).

Können wir erfassen, was Christus hier wirklich sagt? Diese Menschen der Antike „waren böse und sündigten sehr wider den Herrn“ (1. Mose 13,13). Doch Jesus sagte einer bedeutenden Stadt in Galiläa aus seiner Zeit, dass sie beim Gericht sogar im Vergleich zum antiken Sodom schlechter abschneiden würde!

Jesus fuhr fort: „Doch ich sage euch: Es wird dem Land der Sodomer erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als dir“ (Matthäus 11,24). Christus sprach hier von einem zukünftigen Gericht, als er diese Menschen des antiken Sodoms mit den Einwohnern von Kapernaum seiner Zeit verglich.

Der einzige Schluss, zu dem man hier kommen kann, ist, dass die auferstandenen Männer und Frauen von Sodom, die fast 2000 Jahre zuvor gestorben waren, während dieser zukünftigen Zeit des Gerichts eine Gelegenheit zum Heil erhalten werden!

Gott ist allen gegenüber, die zur Umkehr wirklich bereit sind, gnädig. Christus sagte, dass die Männer des antiken Sodom bereut hätten, wenn er dort die gleichen Wunder getan hätte, die er viele Generationen später in Kapernaum gewirkt hat. Warum hat er diese Wunder also nicht für die Menschen in Sodom getan? Ganz einfach deshalb, weil ihre Zeit für das Heil noch nicht gekommen war.

Eine Auferstehung von Menschen aus unterschiedlichen Epochen

Jesu Christi nächste Aussage ist sogar noch deutlicher und spezifischer. Sehen Sie hier: „Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona“ (Matthäus 12,41; Einheitsübersetzung). Die antiken Nineviten und Jona hatten acht Jahrhunderte zuvor gelebt und waren gestorben. Jesus sagt aber klar und deutlich, dass sie in der Zukunft zusammen mit den Menschen seiner Generation auferstehen werden!

In einer weiteren Gegenüberstellung erwähnt Jesus dann eine bestimmte Person der Antike: „Die Königin des Südens [d. h. die Königin von Saba] wird beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen [durch den Vergleich mit ihrer eigenen Generation]; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo“ (Matthäus 12,42; Einheitsübersetzung). Die Königin von Saba und Salomo lebten fast eintausend Jahre vor Jesus und seinen Zeitgenossen! Jesus sagt aber erneut, dass sie zusammen mit denjenigen, die zur Zeit Jesu lebten und seine Worte hörten, auferstehen werden.

Jesus beschreibt hier offensichtlich eine Auferstehung, bei der Menschen, die in unterschiedlichen Jahrhunderten gelebt haben und gestorben sind, gemeinsam aus ihren Gräbern auferstehen werden. Sie werden Gottes Wahrheit zum ersten Mal kennenlernen und die Gelegenheit zur Umkehr erhalten. Was für eine bemerkenswerte und von nur wenigen verstandene biblische Wahrheit!

An diesen Stellen bezieht sich Christus hauptsächlich auf heidnische (bzw. nichtisraelitische) Länder. Wie steht es aber mit dem Volk Israel – aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? Können auch die Israeliten errettet werden?

Der Apostel Paulus antwortet: „So wird ganz Israel gerettet werden“ (Römer 11,26). Wie kann das aber geschehen, wenn so viele von ihnen nie die Gelegenheit hatten, Gottes Wahrheit zu hören und Jesus zu kennen?

Der Prophet Hesekiel zeigt, was geschehen wird. Das „ganze Haus Israel“ wird in der Zukunft an einer großen Auferstehung, die kurz nach dem Ende von Christi tausendjähriger Herrschaft stattfinden wird, Anteil haben. Sie können von dieser Auferstehung von physischen Körpern, die zurück zum Leben erweckt werden, in Hesekiels bemerkenswerter Vision lesen, die in Hesekiel 37 verzeichnet ist. Die Teilnehmer werden dann während der Zeit des Gerichts vor dem großen weißen Thron eine Gelegenheit zum Heil erhalten.

Die erstaunliche Wahrheit über die Auferstehungen

Aber eintausend Jahre zuvor, zur Zeit der verheißenen Wiederkehr Jesu, werden wahre Christen als Erstlinge von Gottes Heil zu ewigem Geistleben auferweckt werden. Sie werden Jesus Christus dann während des nachfolgenden eintausendjährigen Millenniums und der Zeit des Gerichtes vor dem großen weißen Thron dabei helfen, die Nationen zu regieren (1. Thessalonicher 4,16; 1. Korinther 15,51-52; Offenbarung 5,10; 20,4-6; Römer 8,18-19. 23).

Wie wichtig Offenbarung 20 auch ist, wenn es darum geht, Gottes allumfassenden Heilsplan für die Menschheit darzustellen, so kann dieses entscheidende Kapitel doch nicht ohne erklärende und ergänzende Stellen in anderen Bibelabschnitten völlig verstanden werden.

Gottes großartiger Plan für die Menschen und seine große Gnade fordern unsere Vorstellungskraft heraus. Paulus schrieb: „Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion der Erlöser [Jesus Christus], der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob [Israel]. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde“ (Römer 11,25-27).

Hebräer 13, Vers 8 sagt uns: „Jesus Christus ist und bleibt derselbe, gestern, heute und für immer“ („Hoffnung für alle“-Übersetzung). Heute ist ihm nach wie vor die Errettung aller Völker überaus wichtig. Er ist für alle Menschen der Anfänger ihres Heils und der Anfänger und Vollender ihres Glaubens (Hebräer 2,10; 12,2). Wie wir gesehen haben, wird er persönlich als der große Richter der Menschen die letzte, entscheidende Phase von Gottes Plan zur Errettung der Menschheit verwirklichen, wenn die Menschen aus vergangenen Zeiten, die Gott nie kannten, auferstehen und vor dem großen weißen Thron des Gerichts erscheinen werden!

– Gute Nachrichten Januar-Februar 2012 PDF-Datei dieser Ausgabe

Gute Nachrichten
Postfach 301509
D-53195 Bonn

Telefon: (0228) 9 45 46 36
Fax: (0228) 9 45 46 37
E-Mail: info@gutenachrichten.org

Inhaltsverzeichnis ]  Artikel drucken ] Artikel kommentieren ]


© 1997-2024     Alle Rechte vorbehalten