Ein gutes Beispiel, das um die Welt ging

Ein gutes Beispiel, das um die Welt ging © Scott Ashley
Während des Abendessens, nur ein paar Tage vor seiner Kreuzigung, verstand Maria, daß Christus bereit war, für uns zu sterben. Das verstanden seine Jünger an diesem Abend noch nicht.

Jesus Christus überraschte seine Jünger – und vielleicht auch viele von uns –, indem er eine scheinbar sehr verschwenderische Handlung lobte. Warum war ihm diese so wichtig?

Von Mike Bennett

Wußten Sie, daß Jesus Christus die weltweite Verbreitung einer scheinbar unwichtigen Tat vorhergesagt hat? Nach seinen Worten sollte die ungewöhnliche Handlung einer ganz besonderen Frau eines Tages auf der ganzen Welt überall dort, wo das Evangelium gepredigt würde, erwähnt werden. Um welche Tat handelte es sich?

Es geschah gegen Ende seines irdischen Wirkens. Jesus Christus war angesichts seiner bevorstehenden Kreuzigung ernster und eindringlicher geworden. Seine Jünger schienen die Tragweite der bald eintretenden Ereignisse nicht zu begreifen. So ein Ende konnten sie sich für den prophezeiten Messias nicht vorstellen. Sie sahen in ihm den siegreichen König Israels, der im Alten Testament vorausgesagt wurde.

Während eines Abendessens im Hause von Simon, dem Aussätzigen, geschah dann sechs Tage vor dem Passahfest etwas Außergewöhnliches. Maria, die Schwester von Marta und Lazarus (den Christus erst kurz davor von den Toten auferweckt hatte), tat plötzlich etwas sehr Überraschendes, äußerst Extravagantes und scheinbar auch sehr Törichtes. Das Matthäusevangelium berichtet in Kapitel 26, Verse 6 bis 13 über diese denkwürdige Begebenheit:

„Als aber Jesus in Betanien war, im Hause Simons, des Aussätzigen, kam eine Frau zu ihm, die ein Alabasterfläschchen mit sehr kostbarem Salböl hatte, und goß es aus auf sein Haupt, als er zu Tisch lag“ (Matthäus 26,6-7; Elberfelder Bibel).

Im Markus- und Johannesevangelium wird dieser Vorfall etwas detaillierter beschrieben. Maria erschien mit einer kleinen Flasche, die unverfälschtes, kostbares Nardenöl enthielt – ein aromatisches Öl aus der Wurzel einer seltenen, in Indien beheimateten Pflanze. Sie zerbrach die Flasche und goß den gesamten Inhalt über das Haupt Christi und auch über seine Füße.

Heutzutage würde man nicht daran denken, eine Person auf solch eine Weise zu ehren. Doch es war damals üblich, einen Ehrengast bei einem Festmahl mit Parfüm zu betupfen.

Matthäus berichtet weiter: „ Als das die Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung? Es hätte teuer verkauft und das Geld den Armen gegeben werden können“ (Matthäus 26,8-9).

Alle Jünger schimpften über diese scheinbare Verschwendung, aber Judas Iskariot erhob als erster Einspruch gegen Marias Handlung (Johannes 12,4). Seine Besorgnis um die Armen war allerdings nur gespielt. Er verwaltete die gemeinsame Kasse und hätte es lieber gesehen, daß das Geld dort eingezahlt worden wäre. Denn er war ein Dieb und hatte sich schon aus dem Geldbeutel bedient. Die anderen Jünger folgten aber seiner Kritik, da das Parfüm mehr als 300 Silbergroschen wert gewesen war – ein Jahresgehalt für einen Arbeiter!

Schelte für Maria

Manches Mal habe ich mir schon überlegt, wie ich wohl reagiert hätte, wäre ich an diesem Abend anwesend gewesen. Bei meiner Vorliebe zur Sparsamkeit kann ich es mir gar nicht vorstellen, wie es ist, einen Behälter mit Parfüm zu besitzen, das ein ganzes Jahresgehalt verschlingt! Ich werfe ja noch nicht einmal den allerkleinsten Bleistift weg!

Wie die anderen, hätte ich wohl auch mit Maria geschimpft. Hatte Jesus nicht gerade selbst seinen Jüngern von der Wichtigkeit erzählt, Armen zu dienen? „Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben“, hatte Christus gesagt (Matthäus 25,35). Das viele Geld hätte ganz sicherlich besser eingesetzt werden können, als einfach ausgeschüttet und verschwendet zu werden.

Überraschenderweise war Christus jedoch ganz anderer Ansicht.

„Als Jesus das merkte, sprach er zu ihnen: Was betrübt ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan“ (Matthäus 26,10-11).

Wieder einmal waren sich die Jünger so sicher gewesen, daß sie im Recht waren. Jesus aber überraschte sie, indem er sie für ihre Kritik an Maria zurechtwies. Für Judas Iskariot bedeutete das der letzte Anstoß, den er noch brauchte, um seinen Herrn und Freund für nur 30 Silberlinge zu verraten.

Einige Experten meinen, bei den Silberlingen handelte es sich um die Münze Tetradrachme, deren Wert vier Denaren entsprach. Wenn das stimmt, hätte Judas für seinen Verrat 120 Denare bekommen, weniger als die Hälfte von dem, was das Parfüm gekostet hatte! Die großzügige Ehrerbietung Marias gegenüber Jesus war viel mehr wert gewesen als die Kosten für den Verrat.

Warum hat Maria das getan? Warum sagte Christus voraus, ihr Beispiel würde überall dort, wo das Evangelium gepredigt würde, um die ganze Welt gehen? Es ging bei dieser Lektion ganz bestimmt nicht darum, daß die Armen unwichtig seien oder daß Verschwendung zu befürworten sei.

Die Geschichte macht uns jedoch auf eindringliche Weise deutlich, wie wir unsere eigenen Prioritäten überprüfen können. Marias Beispiel zeigt uns, was ihr wirklich wichtig war.

Welche Absicht verfolgte Maria?

Lassen Sie uns die Geschichte noch einmal aus Marias Sicht untersuchen. Der Vorfall hatte sich, wie schon erwähnt, nicht lange nach der Auferstehung ihres Bruders Lazarus von den Toten ereignet. Was ist so ein unglaubliches Wunder wert?

Im Gegensatz zu den Jüngern, die nicht an den Tod Jesu glauben konnten, erkannte Maria, daß Jesus nicht nur als der künftige König, sondern auch als der Erlöser der ganzen Menschheit gekommen war.

Während des Abendessens, nur ein paar Tage vor seiner Kreuzigung, verstand Maria, daß Christus bereit war, für uns zu sterben, um uns die Möglichkeit zum ewigen Leben zu schenken.

Das Halley’s Bible Handbook erklärt Marias Handlung so: „Jesus hatte wahrscheinlich über seine bevorstehende Kreuzigung gesprochen. Maria – eine warmherzige, mitfühlende und einfühlsame Frau – bemerkte vielleicht den Schmerz in seinen Augen und sagte zu sich selbst: ,Dies ist kein Gleichnis. Er meint es wirklich.‘

Daraufhin holte sie den kostbarsten Schatz in ihrem Haus und goß ihn auf sein Haupt und seine Füße, die sie mit ihren eigenen Haaren abtrocknete. Vielleicht wurde während der ganzen Zeit nicht ein einziges Wort gesagt. Jesus Christus aber verstand Maria. Er wußte, daß sie ihm so zeigen wollte, wie sehr ihr Herz vor Kummer schmerzte“ (Zondervan Publishing House, 2000, Seite 702).

So sagte er zu den Jüngern: „Daß sie das Öl auf meinen Leib gegossen hat, das hat sie für mein Begräbnis getan. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat“ (Matthäus 26,12-13).

Maria glaubte an Jesu bevorstehenden Tod und wollte mit ihrem Geschenk ihrem tiefen Glauben an den Erlöser und ihre bedingungslose Liebe zeigen, bevor es zu spät war. Durch ihre symbolische Geste verkündete sie: „Dies ist kein normaler Ehrengast! Ein Betupfen des Hauptes mit Öl ist nicht genug! Es geht hier um mehr.“

So bereitete sie Jesus auf seinen Opfertod und Beerdigung vor. Maria hielt nichts zurück, sondern gab alles, was sie hatte. Sie nahm nicht nur ein paar Tropfen Parfüm, sondern sie zerbrach die ganze Flasche und schüttete den gesamten Inhalt über seinen Kopf und salbte damit seinen Körper für die bevorstehende Beerdigung.

Die Salbung der Toten war zur Zeit Jesu ein übliches Begräbnisritual der Juden. Indem Jesus diese Praktik anspricht, weist er auf einen weiteren Aspekt dieser außergewöhnlichen Geste hin. Das Zerbrechen des mit kostbarem Parfüm gefüllten Gefäßes weist auch auf das bedingungslose Geschenk von Gott, dem Vater, an uns durch Jesus Christus hin. Indem Maria die Alabasterflasche zerbrach, wies sie symbolisch auf das bevorstehende Leiden Jesu hin, bei dem sein Leib nach seinen eigenen Worten für die Sünden der Menschen gebrochen wurde.

Jesus beim Wort nehmen

Marias Tat ist ebenfalls ein Beispiel dafür, daß man Jesus zwar kennen und sich auch zu ihm bekennen kann, ohne ihm wirklich zu glauben. Mehrmals hatte Jesus in Gegenwart seiner Jünger sein Leiden und seinen Tod vorausgesagt. Man glaubte ihm jedoch nicht. Petrus reagierte in einem Fall sogar mit Empörung, als Jesus davon sprach: „Das möge Gott verhüten, Herr; nie darf dir so etwas zustoßen!“ (Matthäus 16,22; Gute Nachricht Bibel).

Maria war da die Ausnahme. Sie glaubte Jesus. Ihre Salbung auf seinen Tod hin zeugte von ihrem Glauben. Ihre Tat steht in unmittelbarer Verbindung zum Evangelium vom Reich Gottes (Matthäus 26,13), denn Jesu Tod für die Sünden der Menschen ist ein zentraler Punkt der Evangeliumsbotschaft.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt dieses Evangeliums ist Jesu Ankündigung seines zweiten Kommens. Bei seiner Wiederkehr wird Jesus mit dem Reich Gottes eine neue Weltordnung schaffen, die Frieden sichern, Wohlstand für alle Menschen mehren und dem durch falsche Entscheidungen genährtes Leiden der Menschheit ein Ende setzen wird.

Die Aussagen der Bibel zur Wiederkehr Jesu sind so zahlreich und eindeutig, daß Mißverständnisse ihrer Bedeutung ausgeschlossen sind, so z. B. in Apostelgeschichte 1, Verse 10-11, als Jesu Jünger zu Zeugen seiner Himmelfahrt wurden: „Als sie noch wie gebannt nach oben starrten und hinter ihm hersahen, standen plötzlich zwei weißgekleidete Männer neben ihnen. Ihr Galiläer, sagten sie, warum steht ihr hier und schaut nach oben? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt weggehen sehen“ (Gute Nachricht Bibel, Hervorhebung durch uns).

Wer die Auferstehung Jesu von den Toten ablehnt – auch ein zentraler Punkt des Evangeliums, wird freilich auch nicht an seine verheißene Wiederkehr glauben. Zu Ostern 2002 meinten nur 38 Prozent der befragten Deutschen in einer von der Welt am Sonntag durchgeführten Umfrage, sie glaubten den Schilderungen in den Evangelien des Neuen Testaments in bezug auf die Auferstehung Jesu. Im Osten Deutschlands lehnten 79 Prozent die diesbezügliche biblische Aussage ab, ebenso 73 Prozent der gesamtdeutschen 18-29jährigen. Wer die Auferstehung Jesu ablehnt, kann nach der Bibel gar kein Christ sein, da sein „Glaube nichtig“ ist (1. Korinther 15,17).

Heute ist also die Situation ähnlich wie zu Marias Lebzeiten. Viele gehören christlichen Konfessionen an und nennen sich Christen, nehmen Jesus aber nicht beim Wort. Die wenigen, die Jesus wirklich glauben, beteiligen sich an der Verkündigung des wahren Evangeliums, dessen Predigen Jesus als Zeichen seiner bevorstehenden Wiederkehr nannte: „Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24,14).

Wenige Tage vor seinem Tod fragte Jesus, wie es zur Zeit seiner Wiederkehr mit dem Glauben aussehen wird: „Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?“ (Lukas 18,8). Die Frage wird im Leben all derer bejaht, die das Beispiel Marias beherzigen.

– Gute Nachrichten Mai-Juni 2004 PDF-Datei dieser Ausgabe

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