Erfolgreiche Kindererziehung beginnt mit dem Gehirn

Erfolgreiche Kindererziehung beginnt mit dem Gehirn © Mojca JJ/Pixabay
Kinder sind buchstäblich „Lernmaschinen“ und saugen Informationen wißbegierig auf. Forscher haben entdeckt, daß Eltern eine wichtige Rolle bei der „Verdrahtung“ des kindlichen Gehirns spielen.

Von Howard Davis

Ich wußte sofort, daß etwas nicht stimmte, als mich meine Frau am Nachmittag des 19. Januar 1987 in meinem Büro in Seattle anrief. Ich brach sofort die Kundenvorführung eines Computersystems ab und raste nach Hause, wo sie auf dem Boden zusammengebrochen war.

Unser Sohn sollte erst in neun Wochen geboren werden. Aber ein paar Stunden später wurde Benjamin mit einem Kaiserschnitt geholt. Untersuchungen ergaben, daß die Plazenta sich gelöst hatte und unseren Sohn nicht mehr versorgen konnte. Patti, meine Frau, hatte so viel Blut verloren, daß auch ihr Leben in Gefahr war.

Inzwischen sind mehr als vierzehn Jahre vergangen, und einige Erinnerungen sind immer noch sehr stark. Ich denke oft darüber nach, welch großen Einfluß unsere Entscheidungen, Gefühle, Taten – und unsere unterlassenen Handlungen – auf das Leben unserer Kinder haben.

Als Benjamin sieben Wochen lang im Brutkasten lag, um an Gewicht zuzunehmen – er wog ungefähr 1000 g –, fuhr Patti jeden Tag zur Intensivstation des Krankenhauses in Tacoma, Washington, um mit unserem winzigen Sohn zu reden und ihn zu streicheln.

Ich hatte zu dieser Zeit sehr viel Arbeit und dachte auch, es sei nicht so wichtig, daß ich Benjamin so oft sah. Ich langte nicht so oft durch die Öffnung des Brutkastens, um seine winzigen Arme und Beine zu berühren, wie es meine Frau tat. Benjamin schien dort friedlich zu ruhen, und er beeindruckte mich mit seiner ruhigen Reife, die er als winzige Person ausstrahlte. Ich meinte, daß er mich nicht wirklich brauchte.

Drei Jahre später wurde bei Benjamin Autismus festgestellt. Ich machte mir große Vorwürfe, daß ich mich vielleicht doch mehr mit Benjamin hätte beschäftigen sollen, als er im Brutkasten lag. Viele Väter nehmen die Gelegenheiten nicht wahr, das Wachstum ihrer Kinder zu stimulieren und ihnen beim Aufwachsen zu helfen, vielfach aus Zeitgründen und auch aus Unwissenheit heraus.

Benjamins Autismus war eine neuralgische Störung, die durch ein geschädigtes Gehirn verursacht wurde. Unser Kind konnte Informationen nicht normal verarbeiten. Ich sollte mit der Zeit lernen, daß seine Heilung auch sehr von mir abhing.

Frühe Stimulation entscheidend

In den ersten zwölf Monaten war unser Sohn hypoaktiv (geringe Aktivität). In den folgenden zwei Jahren war er dann hyperaktiv und neigte zu Explosionsausbrüchen. Wir verbrachten Tage und Nächte damit, diesem schreienden, sich ständig bewegenden Kind zuzuhören, und hatten endlich einen Namen für den Zustand, den wir nicht verstanden.

In dem letzten Jahrzehnt hat die Wissenschaft entdeckt, daß Berührungen entscheidend für autistische Kinder sein können. Elterliche Aufmerksamkeit in Form von Sprechen, Lächeln, Singen, Füttern und Berühren hat eine große Auswirkung auf gehirngeschädigte Kinder. Wir wissen heute, daß diese elterlichen Aktivitäten wichtig für alle Kleinkinder sind. Wenn Babys von ihren Eltern nicht auf vielfältige Weise stimuliert werden – durch Körperkontakt, Augen, Ohren, Gefühle und Verstand –, hat dies tiefgreifende Auswirkungen, die sie für den Rest ihres Lebens mit sich herumtragen werden.

Der Umgang der Eltern mit ihren Kindern baut die Gehirnstrukturen auf, die für die weitere Entwicklung notwendig sind. Untersuchungen am Gehirn zeigen die physikalischen Prozesse auf, wie eine Persönlichkeit durch die Entwicklung des zentralen Nervensystems des Kindes entwickelt wird.

Mechanisch gesehen sind Kinder große Lernmaschinen. Sie sind ständig lernende Wesen. Um aber zu wachsen oder auch nur zu überleben, brauchen Kinder die ständige Anregung durch ihre Eltern.

Das lernende Gehirn

Was ist in der Entwicklung eines Kindes besonders wichtig? Sind es seine Gene, oder ist es die Lebenserfahrung im Umgang mit den Eltern, Geschwistern, Lehrern und der Umwelt? Diese Frage faßt die Debatte über Natur und Erziehung zusammen. Über 2000 Jahre wurde darüber gestritten. Untersuchungen haben aber ergeben, daß man das eine vom anderen nicht trennen kann. Natur und Erziehung sind beide wichtig.

Noch bis vor einer Generation dachten Wissenschaftler, daß alle Nervenschaltungen des Gehirns schon seit frühester Kindheit festgelegt sind und daß es nur eine geringe Chance auf Änderung im späteren Leben gäbe. Sie meinten, die grundlegende Entwicklung des Gehirns sei mit den ersten Lebensjahren beendet.

Jedes Kind wird mit 1000 Milliarden Neuronen (Nervenzellen) im Gehirn geboren, eine Zahl, die sich für den Rest des Lebens nicht großartig verändert. Heute wissen wir aber, daß die Schaltungen im Gehirn erst mit der Geburt beginnen. Ein Großteil der bewußten Funktionen eines Erwachsenen, wie logisches Denken, Zielsetzung, Schreiben, Planen und Kommunikation, sind das Ergebnis von Neuronenverbindungen – Synapsen genannt –, welche sich während der gesamten Kindheit entwickeln. Diese Verbindungen werden durch Lernen geschlossen und sind für weiteres Lernen verantwortlich.

Kinder richtig aufzuziehen bedeutet auf eine Weise das junge Gehirn zur Reife zu bringen und die neuralen Schaltungen richtig zu verbinden, um die Persönlichkeit des Kindes für den Rest seines Lebens zu bestimmen. Die elterlichen Handlungen und Denkweisen üben eine mächtige Kraft auf die Entwicklung während der ganzen Kindheit aus, ganz gleich welche Gene vorliegen.

Die unglaubliche Lernmaschine

Mit der Geburt beginnt ein langer und langsamer Prozeß des Lernens. Jeder Tag aber bringt dem Gehirn eine spektakuläre Vielfalt an Erfahrungen, die es zu interpretieren, zu speichern und auf die es zu reagieren gilt. Milliarden an winzigen Informationen müssen verarbeitet und jede Stunde eines jeden Tages gespeichert werden. Während des ganzen Lebens entwickelt sich das Gehirn weiter. Allerdings geschieht dies während der Kindheit viel schneller als in den späteren Jahren. Ein junges Gehirn ist flexibler, weil die meisten seiner Verbindungen neu sind.

Die unergründlichen Grundstrukturen des menschlichen Gehirns sind einfach erstaunlich. Sie sind unglaublich komplex. Zusätzlich zu den 100 Milliarden Neuronen enthält das Gehirn eine Billion anderer Zellen, die für weitere Aufgaben als die Verarbeitung von Botschaften zuständig sind.

Neuronen sind die Schlüssel zur Kommunikation und zum Lernen. Jedes Neuron besitzt einen langen Fortsatz, der Axon genannt wird. Axone leiten Botschaften an andere Zellkörper weiter. Von den ersten Lebensjahren bis zum Erwachsenenalter entwickelt jedes Neuron ein weites Netz an Fortsätzen, Dendriten genannt. Dendriten empfangen Informationen von anderen Zellkörpern. Durch das Senden und Empfangen von Botschaften können Neuronen sowohl lehren als auch von anderen Neuronen lernen.

53 spezialisierte Chemikalien, Neurotransmitter genannt, leiten elektrische Impulse zu den Synapsen. Die Zahl der Konfigurationen, Arrangements und Muster der Neuronen, Dendriten und Synapsen in einem Gehirn besitzt mindestens die milliardste Potenz – eine Zahl, die viel größer ist als all die Atome in dem Universum!

Lernen ist der Prozeß, durch den diese Verbindungen gebildet werden, wachsen, stark und schwach werden. Jede Erfahrung bildet oder schwächt in einem oder mehreren Teilen des Gehirns die Dendriten und Verbindungen.

Gott schuf diese Verbindungen und gab sie uns, damit wir lernen, uns wundern, nachdenken, verstehen und planen können. Während Sie diesen Artikel lesen, benutzen Sie Millionen von ihnen.

John Ratey, Professor für Psychiatrie an der Medizinischen Schule in Harvard, schreibt in seinem Buch A User’s Guide to the Brain [„Das menschliche Gehirn. Eine Gebrauchsanweisung“]: „Glücklicherweise ist diese dynamische Komplexität die Lösung für die Angst vieler Menschen, daß unsere Natur genetisch festgelegt ist.“

„Das Gehirn ist so komplex und so plastisch, daß es bis auf einen groben Umriß ganz unmöglich ist, zu bestimmen, wie ein bestimmter Faktor seinen Zustand beeinflussen wird. Gene beinhalten die Richtung für einen Großteil der Entwicklung des Gehirns, doch sie haben keine absolute Macht darüber, wie das Gehirn reagieren wird“ (2001, Seite 11).

Was bedeutet dies alles? Um es einfach auszudrücken, das Gehirn eines Kindes ist ein inneres Universum mit dem Potential, während des ganzen Lebens unterwiesen zu werden, zu lernen und sich zu ändern. Die Kindheit ist eine entscheidend wichtige Zeit, weil die Verbindungen in dem Gehirn des Kindes zum ersten Mal aufgebaut und gestärkt werden.

Die Entwicklung einer unabhängigen Person

Ein weiterer Faktor beeinflußt, wie das junge Gehirn sich entwickelt. Das Gehirn ist der Sitz, das Zuhause des ganzen kleinen menschlichen Wesens, welches mehr als nur die Summe eines neurochemischen Regens ist, der auf mechanische Weise über die Zellen ausgeschüttet wird.

Jedes Kind hat einen eigenständigen Willen. Es ist ein Bündel des Wollens, der Bedürfnisse und des Verlangens zu wachsen, zu erfahren und zu begreifen. Die Grundtendenzen sind genetisch vorprogrammiert. Aber die Entscheidungen, die ein Kind trifft, werden durch das Zusammenspiel des kindlichen Willens und der Umwelt, insbesondere der von den Eltern geprägten Umwelt, geformt. Das Verhalten der Eltern und ihre Entscheidungen sind wichtige Punkte bei der Erziehung eines Kindes, welches im allgemeinen kooperativ und angenehm ist oder im großen und ganzen agressiv und gemein.

Eltern können das beste Ergebnis bei ihren Kindern erzielen, wenn sie verstehen, daß ihr Kind ständiger Pflege, Liebe und Respekt als kleine Person mit eigenem Willen bedarf – ebenso wie sein Vater und seine Mutter.

Die Umwelt ist nicht der einzige Faktor neben den Genen, der die Entwicklung des Gehirns beeinflußt. Der eigene Wille des Kindes – der auf das genetische Erbe seiner Eltern und anderer Vorfahren basiert – bestimmt auch die Entwicklung des Gehirns. Ein Kind wird sich am besten entwickeln, wenn seine Eltern es zur Selbstmotivation und zum Wunsch anleiten, konstruktives Verhalten, Einstellungen und Gedanken zu erfahren. Eltern müssen auch für die Führung, Leitung und den Schutz sorgen, das Kind vor schädlichen Einflüssen zu bewahren.

Positive Eltern

Mit jedem Lächeln seiner Mutter oder seines Vaters, mit jeder Ermahnung, wenn das Kind in einen Streit mit seinen Geschwistern gerät, und jedes Mal, wenn Eltern nicht zulassen, daß ihr Kind dem Einfluß von Sex und Gewalt im Fernsehen ausgesetzt wird, modifiziert das Gehirn des Kindes einige der 100 Milliarden neuralen Verbindungen, die sich ständig ändern. Durch diesen Prozeß lernt ein Kind, welche Entscheidungen es treffen kann, um diesen Herausforderungen beim nächsten Auftreten zu begegnen.

Es braucht aber einen reifen Erwachsenen, um zu wissen, wie der Wille eines Kindes zum Positiven statt zum Negativen geformt werden kann, ob sich das Kind gehorsam und kooperativ oder widerspenstig und ungehorsam verhält, ob es anderen offen begegnet und nicht von sich selbst eingenommen oder egoistisch ist. Die hysterischen Schreianfälle im Supermarkt sind oft das Ergebnis von Eltern, die nicht wissen, wie sie ihrem Kind zu einem besseren Verhalten verhelfen können; sie sind nicht die Folge von der angeblich vererbten bösen Natur eines Kindes.

John Ratey sagt, „alles, was wir tun, hat eine Auswirkung auf alles, was folgt ... Gene sind wichtig, aber nicht allein bestimmend, und die Art von Sport, Schlaf, Ernährung, Freunde und Aktivitäten, die wir uns aussuchen, haben vielleicht eine genauso starke Macht auf Veränderungen in unserem Leben“ (Seite 12).

Untersuchungen haben gezeigt, daß das Gehirn eines Kindes durch das Verhalten in seiner Umgebung geformt wird. Die Umgebung wird zum großen Teil geprägt von der Qualität und der Quantität des elterlichen Verhaltens. Dies ist ein Prozeß, der sich fortwährend verändert, er setzt sich im ganzen Leben eines Menschen fort.

Im 20. Jahrhundert wurden einige alte Weisheiten bezüglich der Grundprinzipien der Kindererziehung wiederentdeckt und als das Beste anerkannt, was unser modernes Zeitalter zu bieten hat.

Das Fundament, das offenbart, wie Eltern ihre Kinder erziehen und pflegen sollen, findet sich in der Bibel. Gott schuf Kinder, damit sie unter der Leitung der Eltern erfolgreich sein können. Das richtungsweisende Prinzip wird einfach aber eindrucksvoll in Sprüche 22, Vers 6 ausgedrückt: „Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so läßt er auch nicht davon, wenn er alt wird.“

Eine Erziehung von der Art, wie sie in der Schrift ausgedrückt wird, basiert auf einer entscheidenden aber einfachen Bedingung für erfolgreiche Eltern: Anleitung während der gesamten Kindheit, vom Babyalter bis zum Erwachsensein.

Untersuchungen zeigen, daß Babys von den ersten Lebensstunden an den Umrissen der Mutter und des Vaters folgen und mit ihrer Stimme, Wärme, Fürsorge und Pflege verbinden. Sobald die Augen des Kindes das Lächeln seiner Mutter wahrnehmen können, beginnt es damit, die Bewegungen ihrer Gesichtszüge nachzuahmen.

Die Mutter oder der Vater lösen eine große Symphonie von Verbindungen, Gefühlen und Schlußfolgerungen aus, die eine neue Person bilden, welche im erstaunlichen Ausmaß das Abbild der Eltern ist. Von Geburt an lenken Eltern die äußere Stimulation des Gehirns, ein Prozeß, der für 80 Prozent der Persönlichkeitsentwicklung durch die Bildung von Milliarden von synaptischen Verbindungen verantwortlich ist. Jede dieser Empfindungen bildet die riesige Schaltstruktur für die nachfolgende Entwicklung des kindlichen Gehirns.

Eltern formen die Entwicklung ihres Kindes maßgeblich. Ohne die richtige Anleitung von den Eltern können Kinder sich gesellschaftlich nicht richtig entwickeln, sind oft zu aggressiv und es fehlt ihnen an Selbstkontrolle.

Im April 2001 berichteten Nachrichtenagenturen über die größte Studie, die je in den USA über das Verhalten kleiner Kinder in Tagesstätten im Vergleich zu dem Verhalten von Kindern, die bei ihren Müttern zu Hause blieben, durchgeführt wurde. In dieser Studie wurden mehr als 1100 Kinder in zehn Städten von ihren Eltern, Betreuern und anderen beurteilt. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Man hat herausgefunden, daß Kinder in Tagesstätten dreimal eher dazu geneigt sind, Verhaltensprobleme an den Tag zu legen als die Kinder, die bei der Mutter zu Hause blieben.

„Mit ansteigender Zeit [die Zeit, die täglich in Tagesstätten verbracht wird] steigen auch die Verhaltensprobleme“, sagt Jay Belsky, der an der Studie beteiligt war. Dr. Belsky beobachtete, daß Kinder, die mehr als 30 Stunden pro Woche in einer Tagesstätte verbrachten, im allgemeinen „fordernder, weniger nachgiebig und aggressiver“ seien. Er fügte hinzu: „Sie beteiligten sich öfter an Kämpfen, Grausamkeiten und Gemeinheiten ... und forderten stärker die sofortige Erfüllung ihrer eigenen Wünsche ein.“

Mütter wissen es am besten

Mütter, die zu Hause bleiben, um ihren Kindern die optimale Fürsorge zu geben, geben ihren kleinen Kindern eine beständigere emotionale Wärme und Unterstützung als Tagesstättenbetreuer ohne familiäre Bindungen.

Die Wärme und Unterstützung einer Mutter werden durch die neuralen Verbindungen im Gehirn eines Kindes registriert. Ebenso wird die weniger optimale Betreuung in einer Tagesstätte registriert. Ein Elternteil, das zu Hause bleibt, beteiligt sich tagsüber kontinuierlicher und konzentrierter an der Entwicklung des Kindes, als ein Betreuer es kann, der normalerweise für viele Kinder zu sorgen hat.

Jede Mutter, die ihr kleines Kind früh aus dem Bett holen mußte, weiß, wie traumatisiert ein Kind sein kann, wenn es in einer Tagesstätte zurückbleibt, während das Elternteil zur Arbeit geht. Selbst die Mutter ist oft traurig, wenn sie den Kampf eines unglücklichen Kindes, das nicht von seiner Mutter getrennt werden will, ertragen muß. Ein trauriges Kind plus eine traurige Mutter, und das über tausendmal wiederholt, kann kaum die richtige Formel für die richtige Entwicklung des Gehirns sein.

Eltern müssen in starken Prinzipien gefestigt sein, um richtige Vorbilder sein zu können. Die erfolgreiche Erziehung von Kindern erfordert viele Fähigkeiten, die die Eltern brauchen, bevor sie Kinder haben. Doch werden diese oft erst viel später erworben.

Vielleicht wird man einmal ein olympischer Athlet oder erklettert den Mount Everest oder vielleicht meint man, die beste Arbeitsstelle auf Erden zu haben. Ein Kind aufzuziehen kann aber eine genauso lohnende und aufregende Erfahrung sein.

Doch ebenso wie diese heldenhaften und athletischen Unternehmungen bedeutet das Elternsein auch das Überstehen einiger harter Zeiten. Ständig müssen Kurskorrekturen gemacht werden, und man darf dabei nie aufgeben. Erfolgreiche Eltern bauen ihre Fähigkeiten immer weiter aus, um die nächst höhere Ebene zu erreichen. Sie haben sich verpflichtet und sind engagiert. Dieselben Prinzipien, die zum Erfolg im Leben führen, gelten auch für den Erfolg des Elternseins.

Eltern hinterlassen immer einen Eindruck. Selbst wenn sie es nicht erkennen, lernen Kinder ständig durch die Handlungen, Aufmerksamkeit, den Respekt – oder Mißachtung, die unterlassenen Handlungen und Unaufmerksamkeit – ihrer Eltern. Ein Großteil des negativen Verhaltens von Jugendlichen ist das Ergebnis, wenn Eltern die negativen Einflüsse nicht kontrollieren und die geistlichen Bedürfnisse von Kindern nicht verstehen – die nicht wissen, wie man gleichzeitig Liebe, Fürsorge Disziplin erteilt.

Wir dürfen nicht vergessen, daß jedes Gehirn Eltern hat. Wenn es nicht die natürlichen Eltern tun, werden andere Einflüsse dramatische Auswirkungen auf das Gehirn und den Charakter des Kindes haben.

Hilfe vom Himmel

Nachdem Patti und ich entdeckt hatten, daß unser Sohn Benjamin autistisch war, haben wir darum gekämpft, den Schaden, den er vor der Geburt erlitten hat, wieder umzukehren. Mit der Hilfe von Medizinern wurde ich zu Benjamins Sprachtherapeuten und Helfer – ich kitzelte ihn, raufte mit ihm, hielt ihn und nahm ihn zu den Baseball-Spielen der Little League, auf Campingausflüge und Bergtouren mit. Patti tat das gleiche. Benjamin erhielt sensorische und motorische Therapie, schulische Unterstützung und die Pflege und Liebe von vielen.

Benjamins neurale Probleme legten allerdings auch meine frei. Ich mußte zugeben, daß ich nicht als ideales Elternteil von Geburt an gepolt war. Ich stieß oft an die Mauer der Frustration. Ich war nicht darauf vorbereitet, die Intensität zu bewältigen, die es mit sich bringt, wenn man mit einem autistischen Kind arbeitet. Wenn man aber erst einmal ein Elternteil geworden ist, gibt es kein Zurück mehr.

Damals erkannte ich, daß ich es nicht alleine schaffen konnte. Ich war oft gezwungen, vor Gott in die Knie zu gehen, um vor dem himmlischen Thron der Gnade Hilfe zu suchen. Denn immerhin ist Gott das größte Elternteil, die letzte Autorität. Sein Wort, die Bibel, ist das Buch über Elternsein. Gott, der unendlich gut ist, hat darin Eltern unbezahlbare Richtlinien und Instruktionen gegeben.

Benjamin ist heute vierzehn Jahre alt. Nach seinem schwierigem Anfang hat er heute ein gutes Gehirn. Er ist ein erfolgreicher Mittelschüler, hat viele Freunde, redet über dieselben Dinge wie alle vierzehnjährigen, nimmt an Schwimmwettkämpfen als Mitglied seiner Schulmannschaft teil, lernt im zweiten Jahr Spanisch und hat mir für die vielen Male vergeben, wo ich nicht wußte, was ich tat. Am Ende wird seine Schaltung gut sein.

Aber ich habe eine wichtige Lektion gelernt. Wie bei allen Eltern befindet sich meine Schaltung noch immer im Aufbau.

– Gute Nachrichten September-Oktober 2001 PDF-Datei dieser Ausgabe

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