In welcher Kirche wohnt Jesus?

In welcher Kirche wohnt Jesus? © Robert Bye/Unsplash
Nach dem Ableben der Apostel Jesu Christi ist ein Christentum entstanden, das sich von den Lehren, die die Apostel den ersten Christen überliefert hatten, distanzierte.

Wenn Jesus heute wieder auf Erden wäre, in welche Kirche würde er gehen? Würde er in dem Bestreben, christlichen Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben, eine politisch aktive Kirche aufsuchen? Oder würde er sich eher zur New Age-Bewegung hingezogen fühlen?

Von Gary Petty

Nach dem Ableben der Apostel Jesu Christi ist ein Christentum entstanden, das sich von den Lehren, die die Apostel den ersten Christen überliefert hatten, distanzierte. Daraus ging das allgemeine Christentum unserer Zeit hervor, das diverse Strömungen umfasst.

Eine davon ist die sogenannte „Herrschaftstheologie“. Sie hat zum Inhalt, dass Christen durch die Inanspruchnahme der politischen Systeme dieser Welt die Herrschaft bzw. Kontrolle über die zivile Regierung, das Erziehungssystem, die Unterhaltungsbranche und große Wirtschaftsunternehmen erlangen sollen.

Die Vertreter dieser Bewegung glauben, dass Christen ihre Nationen durch die Gewinnung politischen und wirtschaftlichen Einflusses „christlicher“ gestalten können. Manche Anhänger glauben, dass eine christliche Vorherrschaft dieser Art sogar zur Errichtung des Reiches Gottes auf Erden führen kann.

Die Vorstellung, dass das Reich Gottes durch eine menschliche Regierung etabliert werden kann, ist nicht neu. Es dauerte nicht lange nach der Gründung der neutestamentlichen Kirche, bis ein abgewandeltes Christentum mit einem anderen Evangelium zu einer großen religiösen Bewegung wurde. Dazu gehörte die Abkehr von dem Reich Gottes, das Jesus bei seiner Rückkehr etablieren wird.

Diese Abkehr war zum Teil eine Folge der Annäherung zwischen dem römischen Staat und der Kirche des späteren Christentums. Die Annäherung zwischen Staat und Kirche bedeutete die Einstellung der staatlichen Christenverfolgung. Dabei gewann der Gedanke an die scheinbare Permanenz der Kirche als Institution an Bedeutung.

Es galt, die Institution Kirche zu verteidigen. Der Kirchenlehrer Augustinus vertrat als erster die Auffassung, die Kirche als empirisches Gebilde sei das Reich Gottes, das bereits mit Christi erstem Erscheinen begonnen habe. Danach bestehe das Reich Gottes auf Erden, es sei also schon angebrochen. Mit dieser augustinischen Lehre wurde die Notwendigkeit einer Rückkehr Christi zur Erde, wie in der Bibel klar beschrieben, quasi aufgehoben.

Dazu der Historiker Edward Gibbon: „Als der große, stattliche Bau der [römischen] Kirche fast fertig war, wurde die Lehre über die Herrschaft Christi auf der Erde . . . als absurde Erfindung der Ketzer und Fanatiker verworfen“ (Verfall und Untergang des Römischen Reiches, Seite 234).

Im Mittelalter übte die katholische Kirche enorme politische Macht in Europa aus. In diesem Abschnitt der europäischen Geschichte gründete sich das Recht eines Monarchen auf Herrschaft auf die Autorität des Papstes. Die gepanzerte Faust eines nationalen Heeres konnte damals zur Durchsetzung kirchlicher Autorität und Lehre genutzt werden.

Um das Jahr 1300 n. Chr. stellte Papst Bonifaz VIII. fest, dass die Kirche zwei Schwerter schwingen würde – eines davon geistlich, das andere physisch. Er schrieb: „Beide unterstehen der Macht der Kirche, das geistliche Schwert und das materielle. Aber das letztere soll für die Kirche eingesetzt werden, das erstere durch sie. Das erstere durch den Priester, das letztere [das Schwert der militärischen Macht] durch Könige und Führer, aber gemäß dem Willen und der Erlaubnis durch den Priester“ (zitiert in Documents of the Christian Church, Henry Bettenson und Chris Maunder, Hrsg., 2011, Seite 121, Hervorhebungen durch uns).

Die protestantische Reformation hat die päpstliche Macht zwar geschwächt, aber das Sendungsbewusstsein der Religion in Bezug auf politische Einflussnahme lebte fort. Seit dem Mittelalter hat das Christentum verschiedene Bewegungen erlebt, die das Ziel hatten, den Weg für Christi Rückkehr bzw. die Errichtung vom Reich Gottes hier auf Erden zu ebnen.

Ein neuzeitliches Beispiel sind konservative Christen in den USA, die die Erlangung von politischer Macht als Möglichkeit sehen, den Verfall von biblischen Familienwerten aufzuhalten, unmoralischen Unterhaltungssendungen Einhalt zu gebieten, die Abtreibung und das Lehren der Evolutionstheorie als Tatsache im Bildungswesen zu verbieten.

In anderen christlichen Gemeinschaften ist aber das genaue Gegenteil der „Herrschaftstheologie“ populär. Es ist ein New Age-Konzept, das sich folgendermaßen ausdrückt: „Jesus akzeptiert alle, solange sie Liebe in ihrem Herzen haben.“

Bei dieser Auslegung von Jesu Lehren wird der Begriff „Liebe“ subjektiv im Sinne menschlicher Emotionen definiert. Die Definition von gut und böse beruht demnach auf persönlichen Gefühlen statt auf universellen Verhaltensmaßstäben. Das Resultat ist, dass es kaum eine Vorstellung von Gottes Herrschaft oder von göttlichem Gesetz gibt.

Der New Age-Jesus stellt keinerlei Forderungen im Hinblick darauf, wie Gott angebetet werden soll. Stattdessen schaffen sich die Menschen persönliche Interpretationen von Gott, die sich auf Traditionen gründen. Die Definition von Sünde ist verschwommen, weil das Gesetz, das die Sünde definiert (vgl. dazu 1. Johannes 3,4), durch „Liebe“ hinfällig geworden ist. Würde sich Jesus in einer Gemeinde mit solchen Vorstellungen wirklich wohlfühlen?

Oder würde sich Jesus eher als Teil einer Glaubensgemeinschaft, die die „Herrschaftstheologie“ vertritt, wohlfühlen? Untersuchen wir nun diese zwei gegensätzlichen Lehren über das Reich Gottes und seine irdische Herrschaft im Lichte dessen, was Jesus tatsächlich gelehrt hat.

Soll die Kirche die Herrschaft über die Welt übernehmen?

Sollen sich Christen an der weltlichen Politik beteiligen, um Einfluss auf menschliche Regierungen auszuüben bzw. christliche Werte durchzusetzen? Das ist die Motivation der Anhänger der „Herrschaftstheologie“.

Doch wenn wir uns das Verhalten und die Lehre Jesu ansehen, wie sie in den Evangelien dargestellt werden, finden wir eine andere Vorgehensweise. Jesus hat nie versucht, die Kontrolle über die jüdische Religion oder die römische Regierung zu erlangen.

Im Gegenteil: Jesus hat sich von solchen Bemühungen distanziert: „Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Als Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er selbst allein“ (Johannes 6,14-15; alle Hervorhebungen durch uns).

Als Jesus später vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus gezerrt wurde, sagte er: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36). Darüber hinaus warnte Jesus seine Jünger vor der Verfolgung durch Statthalter und Könige, „um meinetwillen und ihnen und den Heiden [Nationen] zum Zeugnis“ (Matthäus 10,5-42). Ihnen wurde aufgetragen, „das Evangelium aller Kreatur“ zu predigen (Markus 16,15), nicht das Evangelium aller Kreatur aufzuzwingen.

Sollten sich Christen um die Erlangung politischer und wirtschaftlicher Macht bemühen, um das Reich Gottes auf Erden voranzubringen? Jesu Verhalten lehrt uns das Gegenteil. Jesus hat auch konsequent gelehrt, dass das Reich Gottes in dieser Zeit nicht über die gesamte Menschheit regieren wird. Stattdessen warten die Berufenen – die Kirche – mit großer Sehnsucht auf die Zeit, wenn Jesus wiederkehren und die weltumspannende Herrschaft Gottes etablieren wird.

In zwei Gleichnissen hat Jesus seinen Jüngern von einem König bzw. einem reichen Händler erzählt, der seine Diener erst zurücklassen und dann zu ihnen zurückkehren würde, um sie zu belohnen (oder zu bestrafen). Die Diener stehen symbolisch für wahre Christen, die in dieser Zeit eine „kleine Herde“ sind, der Gott sein Reich geben möchte (Lukas 12,32).

Der König bzw. der Händler in den Gleichnissen ist Jesus selbst, der bis zur Zeit seiner Wiederkehr in ein „fernes Land“ – den Himmel – gezogen ist. Bis zur Wiederkehr Jesu sollen sich seine Diener auf die Zeit vorbereiten, wenn sie zu Königen und Priestern gemacht und Teil der Regierungsmannschaft Jesu in der neuen Welt sein werden (Offenbarung 5,9-10; 2,26-28).

Er hat seine Nachfolger hingegen nie angewiesen, in dieser Zeit politischen Einfluss zu erlangen und dadurch das Reich Gottes jetzt schon einzurichten. Jesus ermutigte seine Jünger mit der Vision von einer kommenden Zeit, in der Gottes Hoheitsgewalt über alle Nationen und Völker durchgesetzt würde.

Ca. 60 Jahre nach Jesu Tod bestätigte der Apostel Johannes, dass Jesus als König ein zweites Mal kommen wird: „Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß: Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit . . . und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren“ (Offenbarung 19,11. 16).

Wie wirkt sich Vision auf unser Leben aus?

Unsere Fähigkeit, gesteckte Ziele gedanklich zu visualisieren, kann von entscheidender Bedeutung für unser Leben sein. Das zeigt uns die Geschichte von Florence Chadwick, die den Catalina-Kanal vor der kalifornischen Küste durchschwimmen wollte.

Mir ist noch die Bootsfahrt über die 34 Kilometer lange Strecke von der kalifornischen Küste zur Insel Catalina in Erinnerung geblieben. Dabei begleiteten uns viele Haie, die uns in unserem Kielwasser folgten. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, ins Wasser zu springen und die Strecke schwimmend zurückzulegen. Doch das macht Chadwicks Versuch umso erstaunlicher. Die 34 Jahre alte Chadwick hatte bereits den Ärmelkanal durchschwommen und befand sich in ausgezeichneter körperlicher Verfassung, als sie am 4. Juli 1952 vor der Insel Catalina ins Wasser ging.

Der Tag, den sie für ihren Rekordversuch ausgewählt hatte, war jedoch extrem neblig. Außerdem war das Wasser eiskalt, und Chadwick litt bald unter Taubheitsgefühlen. Mehrere Male musste ihre Crew, die ihr in einem Boot folgte, Haie mit Gewehrfeuer vertreiben. Chadwick strengte sich an, die Küste zu sehen, aber der Nebel machte das unmöglich.

Nach fast sechzehn Stunden im Wasser hatte sie das Gefühl, dass die noch verbleibende Distanz zu groß war. Sie gab auf und kletterte ins Begleitboot. Wie enttäuscht war sie, entdecken zu müssen, dass die kalifornische Küste nur noch ca. 800 Meter entfernt war.

Gegenüber Reportern machte Chadwick den Nebel, der ihren Blick auf das Ziel verhinderte, für ihre vorzeitige Aufgabe verantwortlich. Sie konnte die körperliche Erschöpfung, die Kälte und die Bedrohung durch Haie verkraften. Doch nicht in der Lage zu sein, ihr Ziel zu sehen, machte sie nervlich und gedanklich fertig.

Neun Wochen später brach Chadwick zum zweiten Versuch auf. Sie fand sich all den gleichen Bedingungen ausgesetzt wie bei ihrem ersten Versuch – auch dem Nebel. Diesmal stellte sie sich ihr Ziel aber bildlich vor und konnte so die Strecke zu Ende schwimmen. Dabei schlug sie nicht nur den Frauenrekord für die Strecke, sondern auch den Männerrekord – sogar um zwei Stunden!

Manchmal sind es nicht die Schwierigkeiten des Lebens, die uns überwältigen. Es ist der Nebel. Unsere Fähigkeit, eine bildliche Vorstellung unseres Ziels zu entwickeln, die über die Unsicherheit des Nebels im Leben hinausgeht, heißt mentale Vision. Um Gottes Herrschaft in unserem Leben heute zu erleben, brauchen wir eine geistliche Vision von der Zukunft, die er verheißen hat.

Diese Vision darf nicht von materiellen Sorgen getrübt werden. Deshalb sagte Jesus seinen Jüngern: „Fragt nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und macht euch keine Unruhe. Nach dem allen trachten die Heiden in der Welt; aber euer Vater weiß, dass ihr dessen bedürft. Trachtet vielmehr nach seinem Reich, so wird euch das alles zufallen“ (Lukas 12,29-31).

Unsere Vision vom Reich Gottes soll den Lehren Jesu Christi entspringen und sich auf die entsprechenden Schilderungen der alttestamentlichen Propheten gründen. Unsere Vision wird bestimmen, inwiefern wir uns heute der Herrschaft Gottes in unserem Leben unterordnen und welcher christlichen Gemeinschaft wir uns anschließen.

Soll sich die Kirche religiösen Strömungen anpassen?

Die zweite Vorstellung, die das liberale Christentum unserer Zeit beeinflusst, beruht auf der Überzeugung, dass Jesus heute eine unvoreingenommene Akzeptanz aller religiösen Glaubensüberzeugungen vertreten würde.

Diese Interpretation entstammt aber nicht den Lehren Jesu, sondern einem Sammelsurium aus Säkularismus, Multikulturalismus und fernöstlicher Religion, dem einige biblische Konzepte beigefügt werden. Daraus geht das Bild eines multikulturellen Jesus hervor, der für die Gleichheit aller Religionen und moralischen Vorstellungen eintritt.

Dieses Bild hat eher Ähnlichkeit mit einem Hippie aus der 1968er Generation, der auf der Suche nach dem „Wassermannzeitalter“ ist, als mit dem historischen Jesus, der vor 2000 Jahren in Judäa als Untertan des Römischen Reiches lebte.

Diesem New Age-Jesus geht es nicht darum, die schrecklichen Folgen der Missachtung von Gottes Gesetz zu beseitigen und Gottes Herrschaft im Leben der Gläubigen zu definieren. Stattdessen geht es ihm darum, jedem Menschen die moralische Freiheit einzuräumen, für sich selbst zu entscheiden, was richtig und falsch bzw. gut und böse ist.

Der wahre Jesus war sehr mit Gottes Herrschaft vertraut, die sich u. a. durch das Gesetz Gottes ausdrückt. Diese Sichtweise ist den New Age-Vorstellungen von Jesus fremd. Eine Geschichte im Matthäusevangelium hilft uns die Lehren des wahren Jesus zu verstehen. Ein junger Mann kam zu ihm und fragte: „Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe?“ (Matthäus 19,16). Jesus antwortete: „Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote“ (Vers 17).

Der junge Mann bedrängte ihn, ihm zu sagen, welche Gebote gemeint wären. Jesus antwortete ihm wie folgt: „Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Verse 18-19).

Der Angesprochene erkannte sofort, dass diese Gebote zu den Zehn Geboten gehören, wobei das letzte Gebot der Nächstenliebe eine Zusammenfassung aus 3. Mose 19, Vers 18 darstellt. Der junge Mann meinte: „Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend an; was fehlt mir noch?“ (Matthäus 19,20; Schlachter-Bibel). Er war in einer strengen jüdischen Gemeinschaft aufgewachsen, die Gottes Gebote in hohem Ansehen hielt.

Jesus stellte ihn dann vor eine Herausforderung, die zeigte, dass er das in den Geboten geforderte Verhalten nicht wirklich verstand: „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“ (Vers 21).

Der junge Mann wandte sich ab und trennte sich vom Sohn Gottes. Er war reich und konnte sich mit einem Leben des Opferns Gott und dem Nächsten gegenüber nicht anfreunden (Matthäus 19,22). Sein materielles Wohlergehen und der bequeme Lebensstil, den er sich damit leisten konnte, hatten aber für Jesus keine hohe Priorität. Jesus war damit beschäftigt, seinen Jüngern die Wichtigkeit von Gottes Herrschaft in der täglichen Lebensführung einzuschärfen.

Die vier Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes vermitteln uns Momentaufnahmen aus Jesu Leben. Wir wissen, dass er die Zehn Gebote und andere Gesetze, die wir in den hebräischen Schriften finden, einhielt. Mit diesem Verhalten fiel er in der jüdischen Gesellschaft seiner Zeit nicht auf. Gegenüber seinen Landsleuten erhob er jedoch einen Anspruch, der ihn entweder zu einem Wahnsinnigen macht oder zum größten Menschen, der jemals auf Erden gewandelt ist. Jesus, der Zimmermann aus Nazareth, erklärte, dass er der prophezeite Messias bzw. der Sohn Gottes ist.

Jesus verkündete damit seinen Auftrag, die Menschheit zu erretten und über die Erde zu herrschen, genauso wie es die hebräischen Propheten vorhergesagt hatten. Er sagte seinen Jüngern, dass er in den Himmel fahren und später zurückkommen würde, um das Reich Gottes auf Erden zu errichten.

Und es wird das Reich Gottes sein. Jesus kehrt nicht zurück, um einfach ein bereits errichtetes irdisches Reich, das auf einem von Menschen entworfenen politischen System basiert, in Empfang zu nehmen. Er kommt, um eine radikal neue Regierung zu etablieren, an deren Spitze er, im Auftrag seines Vaters, als der herrschende Monarch bzw. der König der Könige stehen wird.

Wenn Jesus zurückkehrt, wird es nicht sein Auftrag sein, das New Age-Konzept umzusetzen, wonach „alle miteinander auskommen sollen, indem sie sich nicht gegenseitig verurteilen“. Gegenüber seinen Jüngern beschrieb Jesus eine der Aufgaben, die er zu Beginn seiner Herrschaft ausführen wird: „Der Menschensohn wird seine Engel senden. Sie werden aus der neuen Welt Gottes alle, die Unrecht tun und andere zur Sünde verführen, aussondern und sie in den brennenden Ofen werfen. Dort wird nur Heulen und ohnmächtiges Jammern zu hören sein“ (Matthäus 13,41-42; Gute Nachricht Bibel).

Das sind die Worte von Jesus Christus selbst! Er kommt nicht zurück, um ein Reich mit der Botschaft „Ich bin in Ordnung, du bist in Ordnung“ aufzubauen. Die einfache Wahrheit ist, dass wir, wenn wir Gottes Lebensweise noch nicht angenommen haben, nicht in Ordnung sind. Jesus kommt, um der gesamten Menschheit eine neue Lebensweise beizubringen. Wir müssen aber nicht bis zu jener Zeit warten, um diese Lebensweise kennenzulernen bzw. zu praktizieren. Christus kann uns diesen Weg schon heute lehren!

Gottes Herrschaft in Ihrem Leben?

Dass Jesu wahre Nachfolger, seinem Beispiel folgend, heute nicht bemüht sind, das Reich Gottes durch die Inanspruchnahme politischer Prozesse herbeizuführen, bedeutet nicht, dass sie einfach untätig auf das Reich warten. Nein, sie sollen heute nach dessen Realität in ihrem eigenen Leben streben, indem sie Gottes Vorgaben in Bezug auf die richtige Lebensführung akzeptieren. Wer das tut, wird große Veränderungen erleben.

Was sind einige dieser Veränderungen?

1. Sie werden Gottes Maßstäbe und Ziele für Ihr Leben übernehmen. Allzu oft nähern wir uns Gott, als ob wir die Herrschaft über ihn hätten. Wir sehen ihn als unseren „Laufburschen“, der all unsere Wünsche und Bitten erfüllen soll. Wenn Sie wirklich wollen, dass sich Ihr Leben ändert, dann bitten Sie Gott jeden Morgen, seine Wünsche und Ziele in Ihrem Leben zu verwirklichen.

Wenn Sie Ihr Augenmerk auf die zukünftige Welt richten, werden Sie seine Führung für Ihr Leben beherzigen, die Sie dieses große Ziel erreichen lässt. Das ist vielleicht das Schwierigste, was ein Mensch tun kann. Wir alle wollen der Herr des eigenen Schicksals sein. Wir wollen unsere unmittelbare Umgebung kontrollieren und ein Leben haben, das überschaubar ist. Mit anderen Worten: Wir wollen uns sicher und glücklich fühlen.

Die Grundlage des Glaubens ist es aber, die Kontrolle über unser Leben Gott als einem liebevollen Vater in die Hände zu geben. Sie können das Bedürfnis nach Kontrolle über Ihr Leben nur dann aufgeben, wenn Sie an Gottes verheißene Zukunft und seine Teilnahme heute an Ihrem Leben glauben.

2. Ihre Prioritäten im Leben werden sich ändern. Wie verbringen Sie Ihre Zeit? Zeit ist das große Geschenk, das Gott jedem von uns gemacht hat. Wenn wir Gott unsere Prioritäten für uns bestimmen lassen, wird unser Drang nach Geld und materiellen Dingen durch einen Drang, christusartigen geistlichen Charakter zu entwickeln, ersetzt werden.

Das Bedürfnis nach Ansehen wird durch das Bedürfnis, andere zu lieben, ersetzt werden. Die Suche nach Selbstbestimmung wird durch eine Suche nach Gottes Bestimmung für Ihr Leben ersetzt werden. Das Verlangen nach ständigem Entertainment und sofortiger Befriedigung wird durch ein friedvolles Verständnis von dem, was im Leben wirklich wertvoll ist – die Familie, wie wir einander auf eine Weise behandeln und Gott auf eine Weise anbeten, die ihm wohlgefällig ist – ersetzt werden.

3. Sie werden Ihre mentale und emotionale Energie anders einsetzen. Wir verschwenden viel von unserem Leben mit selbstzerstörerischen Emotionen wie Feindseligkeit, Selbstsüchtigkeit, Neid und anderen destruktiven Gedanken. Gott möchte aber etwas anderes in Ihrem Leben hervorbringen – „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Galater 5,22-23; Einheitsübersetzung).

Das kann nur geschehen, wenn Sie Ihr Unvermögen, Ihren geistlichen Hunger zu stillen, erkennen. Damit geht die Sichtweise einher, dass Sie Gottes Hilfe brauchen, um eine positive Lebensausrichtung zu haben und Ihre Emotionen in positive Bahnen zu lenken.

4. Sie werden das Gesetz Gottes beachten wollen. Die Bibel offenbart Gott als den Schöpfer allen Lebens. Die Schöpfung ist immer dem Schöpfer unterstellt. Wir werden seine Herrschaft als unser Schöpfer anerkennen. Genauso wie es naturwissenschaftliche Gesetze wie das Gesetz der Schwerkraft gibt, die unsere Erde regieren, gibt es geistliche Gesetze, die unsere Beziehung zu Gott und zu unserem Nächsten regeln.

Jesaja, einer der wortgewandtesten alttestamentlichen Propheten, wurde dazu inspiriert, viele Prophezeiungen über das zukünftige Reich Gottes zu schreiben. An einer Stelle beschreibt Jesaja die Herrschaft des Messias folgendermaßen: „. . . damit er uns belehre über seine Wege und wir auf seinen Pfaden wandeln! Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem“ (Jesaja 2,3; Schlachter-Bibel).

Bei seiner Wiederkehr wird Jesus keine Anarchie auslösen, indem er das Gesetz Gottes abschafft. Sein Reich wird auf dem Grundgesetz Gottes gegründet sein. Unsere Annahme der Herrschaft des Schöpfers wird zur Folge haben, dass wir sein Gesetz anerkennen und ihm gehorchen wollen.

In welcher Kirche lebt Jesus heute?

Was erwartet Gott von uns? Er will, dass wir es anders machen als der reiche Jüngling und die selbstsüchtige Lebensorientierung aufgeben. Überlassen Sie ihm die Herrschaft über jeden Gedanken und jede Handlung.

Das ist Gottes Herausforderung an Sie. Würde sich Jesus in einer Gemeinschaft wohlfühlen, in der die Menschen die gleichen Begierden, den gleichen Neid, die gleiche Habgier und die gleichen selbstsüchtigen Prioritäten haben, wie sie die weltliche Gesellschaft hat?

Würde er dort den Gottesdienst besuchen, wo Gott zwar Lippenbekenntnisse gewidmet werden, indem Loblieder gesungen und fromme Gebete gesprochen werden, er aber kaum Einfluss auf die täglichen Entscheidungen der Gottesdienstbesucher hat? Würde sich Jesus über eine Kirche freuen, in der er als Erlöser gesehen wird, aber nicht als Herr und Meister? Wo Gottes Gesetze dadurch ersetzt werden, dass jeder richtig und falsch für sich selbst bestimmt?

Jesus findet sich heute in der Gemeinschaft wieder, in der sich die Menschen Gottes Herrschaft in ihrem Leben unterordnen und nach seinem Reich trachten. Die Frage lautet daher nicht, „Würde Jesus meine Kirche besuchen?“, sondern, „Gehöre ich zur Gemeinschaft der wahren Nachfolger Jesu?“.

Warnung vor Veränderungen im Glauben

Ist es möglich, dass sich das Christentum heute von dem Glauben der ersten Christen radikal unterscheidet? Jesus Christus und seine Apostel warnten vor Veränderungen, die nach dem Ableben der ersten Christengeneration stattfanden. Handelte es sich dabei um leere Worte, oder sagte Christus eine subtile aber tödliche Bedrohung für die Religion voraus, die seinen Namen trägt?

Jesus warnte seine Jünger eindeutig vor der Verführung: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“ (Matthäus 7,15). Seine Warnung ergänzte er wie folgt: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter“ (Verse 21-23).

Jesus wusste, dass manche den Gehorsam vortäuschen werden, aber ihre Taten (Früchte) offenbaren ihre wirklichen Motive. „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?“ (Lukas 6,46; alle Hervorhebungen durch uns).

Wie kann dies möglich sein? Kurz vor seinem Tod beschrieb Jesus gegenüber seinen Jüngern die Trends, die kurze Zeit nach seinem Tod eintreten und sich schließlich in der Zeit unmittelbar vor seiner Rückkehr zur Erde zuspitzen werden. Er warnte vor falschen Propheten, die „viele verführen [werden]“ (Matthäus 24,11). Viele von diesen falschen Propheten werden in seinem Namen kommen und behaupten, ihn zu vertreten (Vers 5), doch werden sie in Wirklichkeit ein falsches Evangelium predigen. Christus stellte klar, dass die Verführung durch eine Betonung seiner Person begleitet wird.

Die falschen Propheten werden zu Recht lehren, dass Jesus der Messias ist. Trotzdem werden sie viele verführen. Im Kern geht es bei der Verführung um den Gehorsam (Lukas 6,46), denn die Anbetung Jesu Christi beinhaltet immer das Halten der Gebote Gottes. Die Verführer werden auch als „falsche Christusse und falsche Propheten“ auftreten und „große Zeichen und Wunder tun, sodass sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten“ (Matthäus 24,24).

Fing diese Verführung in der Kirche an, wie Jesus sie vorausgesagt hatte? Ja, denn der Apostel Paulus gab diese traurige Prophezeiung an die Gemeinde zu Ephesus heraus: „Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen“ (Apostelgeschichte 20,29-30). Indem er feststellte, dass „sich schon das Geheimnis der Bosheit [regt]“, spiegelte Paulus die Worte Jesu über diejenigen wider, die Jesu Lehre entstellen werden, um die Gesetzlosigkeit zu lehren – den Ungehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes (2. Thessalonicher 2,7).

Auch der Apostel Petrus warnte vor diesem verführerischen Einfluss in der frühen Kirche: „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat“ (2. Petrus 2,1).

Angesichts dieser Warnungen wären wir gut beraten, die Ursprünge des heutigen Christentums zu untersuchen, um festzustellen, ob diese Trends in der Tat die Kirche – und möglicherweise auch unseren Glauben – beeinflusst haben!

– Gute Nachrichten Januar-Februar 2013 PDF-Datei dieser Ausgabe

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