Die Gentechnik: Eine weitere Büchse der Pandora?

Die Gentechnik: Eine weitere Büchse der Pandora? © National Cancer Institute/Unsplash
Wie sollen ethische Maßstäbe für den Einsatz neuer Technologien in der Gentechnik festgelegt werden? Ist damit eine Büchse der Pandora geöffnet?

Von der Redaktion

Als Pandora, nach der griechischen Mythologie die erste Frau, von ihrer Neugierde zum Öffnen einer Büchse, die sie niemals öffnen sollte, verleitet wurde, entflohen unzählige Plagen für Leib und Gemüt, welche nie wieder in ihrer sprichwörtlichen Büchse verschlossen werden konnten. Der Wissensdurst des Menschen, der Neugierde der Pandora ähnlich, ließ ihn eine naturwissenschaftliche „Büchse“ nach der anderen öffnen, deren Inhalt er ethisch nicht immer gewachsen war.

Anläßlich der 55. Vollversammlung der Vereinten Nationen im vergangenen September schlug Bundesaußenminister Fischer eine UNO-Konvention zum Umgang mit der rasch voranschreitenden Gentechnik vor. Fischer regte den freien Zugang zu Forschungsergebnissen auf diesem Gebiet sowie die Festlegung von allgemein gültigen ethischen Grundsätzen an. Bevor Fischers Vorschlag behandelt werden konnte, beschloß das britische Parlament am 19. Dezember 2000 eine Lockerung der dortigen Gesetze über die Forschung an menschlichen Embryonen. Die Entscheidung des britischen Parlaments bedeutet, daß die Stammzellen menschlicher Embryonen zum Klonen neuer Embryonen benutzt werden könnten, die zu Forschungszwecken eingesetzt werden sollten.

Ist damit eine weitere Büchse der Pandora, diesmal das mögliche Klonen von Menschen, geöffnet? Befürworter des neuen Gesetzes verneinen dies, da die geklonten Embryonen nur zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden sollen. Gegner sind da anderer Meinung, wie die deutsche Europa-Abgeordnete der Grünen, Hiltrud Beyer, die in dem neuen britischen Gesetz einen „Wegbereiter für das geklonte Baby“ sieht.

Ethische Fragen bezüglich des menschlichen Lebens gibt es jedoch nicht erst seit der Möglichkeit des Klonens. Auf einer Internetwebseite werden die Eizellen attraktiver Photomodelle und Filmdarstellerinnen feilgeboten. Wer ein schönes Kind haben will, kann eine Einzelle für bis zu 150.000 US-Dollar erwerben und in einer der vielen Kliniken für künstliche Befruchtung in den USA mit einer entsprechenden Samenzelle paaren und in die zukünftige Mutter einsetzen lassen. Die Gesetzgebung in den USA regelt nur die medizinischen Kriterien für diese Befruchtungslabors. Ethische Fragen bleiben unbeantwortet, das Geschäft mit dem Erbgut attraktiver Frauen ist daher legal.

Wie sollen ethische Maßstäbe für den Einsatz dieser neuen Technologien festgelegt werden? Unsere Gesellschaft in Deutschland räumt einer Frau das Recht ein, das Leben eines ungeborenen Kindes durch Abtreibung zu beenden; andererseits verbietet sie das Geschäft mit der Vermarktung weiblicher Eizellen. Eine Frau darf also nur bedingt über ihren Körper entscheiden, je nach den Vorstellungen der Gesellschaft.

Die Zeitschrift Gute Nachrichten sieht die wahre Geschichte über die Büchse der Pandora in der biblischen Schöpfungsgeschichte. Als der Mensch im Garten Eden die moralischen Maßstäbe seines Schöpfers verwarf und sich damit das Recht anmaßte, selbst über Gut und Böse zu befinden, waren ethische Konflikte – und die Selbstgerechtigkeit des Menschen – vorprogrammiert. Wir teilen die Hoffnung der ersten Christen, welche sich in der Erwartung der Etablierung des Reiches Gottes auf Erden und der Umkehr der in Eden getroffenen Grundsatzentscheidung unserer Eltern ausdrückt.

– Gute Nachrichten Januar-Februar 2001 PDF-Datei dieser Ausgabe

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