Ein Europa der „zwei Geschwindigkeiten“

Ein Europa der "zwei Geschwindigkeiten" © Pixabay
Wie wird das Europa der Zukunft aussehen? Wird das „neue“ Europa den Führungsanspruch des „alten“ Europas akzeptieren? Wir meinen, daß es ein Europa der „zwei Geschwindigkeiten“ kommt.

Von der Redaktion

Das Scheitern des EU-Gipfels Mitte Dezember in Brüssel zeigt, daß Europa in bezug auf seine gemeinsame Zukunft unterschiedlicher Meinung ist. Die monatelange Vorarbeit an der gemeinsamen europäischen Verfassung konnte die Differenzen nicht ausräumen, die letztendlich zu dem Abbruch der Brüsseler Verhandlungen führten.

Die feierliche Unterzeichnung der Beitrittsverträge der neuen EU-Mitglieder im vergangenen Frühjahr wurde als das Ende der Teilung Europas gefeiert. Europa mag nach dem 1. Mai 2004 zwar ohne künstliche Teilung sein – wie zur Zeit des Kalten Krieges –, aber einig ist es noch lange nicht. Soll das Europa der Zukunft weitgehend eine starke Freihandelszone mit beschränkten politischen Befugnissen sein? Oder ist eine vollständige politische Union zusätzlich zu der Handels- und Währungsunion das Ziel?

In seiner langen Geschichte war der europäische Kontinent oft geteilt. Durch das Unvermögen des Römischen Reiches, weite Teile Nordeuropas zu unterwerfen, existierte in der Kaiserzeit Roms eine Art Nord-Süd-Gefälle in Europa. Dieses Reich, das das südliche Europa lange Zeit unangefochten beherrschte, wurde selbst 395 n. Chr. geteilt, und zwar in eine West- und Ost-Hälfte.

Die Ausdehnung des Römischen Reiches geschah weitgehend durch Siege auf dem Schlachtfeld. Diese Erfahrung scheint für Europa in den letzten 1500 Jahren wegweisend gewesen zu sein. Bis zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 in Rom, aus der die heutige Europäische Union hervorgegangen ist, waren nämlich alle „gelungenen“ Bemühungen um die Einigung Europas von Militärgewalt und Unterwerfung begleitet. Aus dem Hitler-Regime, das fast ganz Europa unterjocht hatte, ging der sowjetische Ostblock hervor, in dem den Bürgern wahre demokratische Wahlen unbekannt waren.

Fast 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es nächstes Jahr ein geeintes demokratisches Europa. Alle 25 Länder, die nach dem 1. Mai zur Europäischen Union gehören, sind deshalb Mitglieder, weil sie es selbst sein möchten. Ihre Parlamente – oder in einigen Fällen das ganze Volk mittels eines Referendums – haben dem Beitritt zugestimmt.

Wie wird das Europa der Zukunft aussehen? Wird das „neue“ Europa den Führungsanspruch des „alten“ Europas akzeptieren? Wird man das Wirtschaftsgefälle innerhalb Europas überwinden? (Das „alte“ Europa hat trotz der allgemeinen Wirtschaftsflaute mit Abstand ein viel höheres BSP als das „neue“ Europa.) Wird Europa seine kulturelle Vergangenheit bewahren und einen klaren Gottesbezug in seiner Verfassung akzeptieren?

Die unterschiedlichen Ansichten auf einen Nenner zu bringen scheint wie ein Versuch zu sein, Öl und Wasser zu mischen. Oder „Ton und Eisen“, wie die Bibel die letzte Wiederbelebung des Römischen Reiches treffend beschreibt. Wir sind überzeugt, daß es ein Europa der „zwei Geschwindigkeiten“ oder ein „Kerneuropa“ – oder wie man es auch immer nennen möchte – geben wird.

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– Gute Nachrichten Januar-Februar 2004 PDF-Datei dieser Ausgabe

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