Filme und Musik: Welchem Einfluß setzen wir uns aus?

Filme und Musik: Welchem Einfluß setzen wir uns aus? © Glenn Carstens-Peters/Unsplash
Man nimmt nicht freiwillig verdorbene Nahrung zu sich, oder? Trotzdem sind viele Jugendliche bereit, die Botschaften, die die Film- und Musikindustrie verkaufen, einfach kritiklos in sich aufzunehmen.

Junge Menschen wollen einfach nur Spaß haben. Wie soll man aber entscheiden, welche Musik hörenswert und welche Filme sehenswert sind?

Von Larry Greider

„Laßt uns ins Kino gehen!“ Wahrscheinlich hört man diese Worte jedes Wochenende viele tausend Mal. Doch welchen Film soll man sich ansehen? Die Auswahl ist riesengroß: Sciencefiction, Action, Comedy, Krimi, Romanze. Macht es wirklich einen Unterschied aus, für welche Form der Unterhaltung wir uns entscheiden?

Nach der „Kids-Verbraucheranalyse 2003“ verfügen Kinder und Jugendliche in Deutschland einschließlich ihrer Sparguthaben über eine Kaufkraft von fast 20,5 Milliarden Euro, 24 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Teenager sind deshalb eine wichtige Zielgruppe für Kauf- und Werbefachleute.

„Der Kinder- und Jugendmarkt zeigt im Gegensatz zur allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung große Dynamik“, sagte Olaf Hansen vom Egmont Ehapa Verlag bei der Vorstellung der Studie in Hamburg. „Sie stehen nicht auf der Konsumbremse“, beurteilte er den Nachwuchs (www.geld-online.de, 10. Juli 2003).

Junge Menschen wollen einfach nur Spaß haben. Sie haben viele Möglichkeiten, sich diesen Spaß zu kaufen. Entscheidungen, Entscheidungen, Entscheidungen: Welchen Film, welche CD oder welches Videospiel soll ich diesmal kaufen? Was ist „cool“ und was wird am meisten Spaß machen?

Nicht alle Möglichkeiten sind gut

Es ist offensichtlich, wenn man die Entwicklung der Unterhaltungsindustrie über die letzten Jahrzehnte vergleicht, daß die Darstellung von Gewalt und Sex sehr stark zugenommen hat. Gesellschaftliche Tabus der Vergangenheit sind heute aufgehoben.

Welcher Einfluß geht von dieser Industrie aus, ob im Kino oder im Fernsehen? Der Autor Dr. Douglas Groothuis schreibt: „Das tägliche Fernsehprogramm ist im allgemeinen schal, albern und von einer freizügigen Moral gekennzeichnet“ (Modern Reformation, Januar-Februar 2001, Seite 39).

1940 erschien Rhett Butler im Kinoklassiker Vom Winde verweht zum ersten Mal mit nacktem Oberkörper. In seiner Auseinandersetzung mit Scarlett O’Hara benutzte er das Wort „verdammt“. Das Publikum war geschockt. Dieser große Kinofilm über den amerikanischen Bürgerkrieg löste lange Zeit eine Kontroverse aus, nur weil der Filmheld sich ohne Oberbekleidung zeigte und dieses eine Wort benutzte. Heutzutage ist eine teilweise oder komplette Entblößung normal und die Benutzung von Kraftausdrücken so verbreitet, daß mancher Kinoheld kaum etwas zu sagen hätte, wenn man den vulgären Sprachanteil aus seiner Rolle streichen würde.

Ein „Blockbuster“ ohne Sex zwischen den Hauptdarstellern ist kaum noch vorstellbar. Die Beurteilung der Filmeinstufungen, nach der bestimmt wird, für welches Alter ein Film freigegeben wird, ist mit den Jahren immer lockerer geworden. Was vor ein paar Jahren noch zensiert wurde, ist heute Alltag auf der Leinwand. Völlige Nacktheit, viel Blut und eine äußerst vulgäre Sprache sind ein fester Bestandteil der modernen Filmkultur.

Der Medienanalyst Marshall McLuhan bemerkte einmal: „Visuelle Eindrücke beeinflussen unser Denken und Verhalten“ (ebenda, Seite 33). Dr. Groothuis setzt diesen Gedanken fort, indem er sagt: „Wenn wir uns an eine gewisse Kommunikationsform gewöhnen, hinterläßt es Spuren in unserem Empfinden und Verhalten“ (ebenda).

Joshua Meyrowitch, Professor für Kommunikation in den USA, beschwerte sich einmal, daß seine Studenten meistens den Wahrheitsgehalt einer Sache nach Medienbildern beurteilen. „Wenn ich frage: ,Welche Beweise unterstützen Ihre Sichtweise oder widersprechen ihr?‘, dann schauen sie mich an, als ob ich gerade vom Mars gekommen bin“ (John Leo, „Spicing Up the (Ho-Hum) Truth“, U.S. News & World Report, 8. März 1993, Seite 24).

Schon der Apostel Paulus warnte einmal vor langer Zeit: „Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten“ (1. Korinther 15,33). Können seine Worte nicht auch auf ein Lied, das man hört, oder auf ein Bild auf der großen Leinwand oder im Fernsehen zutreffen?

Entscheidungshilfen

Bevor man sich dafür entscheidet, einen bestimmten Film zu sehen oder einer Musik zuzuhören, sollte man sich die folgenden wichtigen Fragen stellen:

• Ist der Film oder die Musik gut für mich? Ist der Text des Liedes oder die Filmhandlung gut für mich? Manchmal kann man vor der Anzeigentafel eines großen Kinos mit vielen Kinosälen stehen und doch kaum einen Film finden, der sehenswert wäre. Erst kürzlich stand ich vor einem großen Kinohaus und hatte die Wahl zwischen drei Filmen, die erst ab 18 Jahren freigegeben waren (d. h., sie beinhalteten viel Sex und Gewalt), zwei Filmen, deren Handlung sich in der Geistwelt abspielten (einschließlich Dämonenbesessenheit) und einem moralisch verwerflichen Film, der als Komödie eingestuft war. Die Auswahl an guten Filmen war also äußerst knapp, was sehr traurig ist.

Dolby „Surround“-Tonqualität und digitale Leinwandtechnik sorgen für einen erfolgreichen Kinobesuch. Es scheint, daß wir immer mehr Technik brauchen, um unterhalten zu werden. Wie steht es aber um unseren Verstand? Welchen Einfluß lassen wir auf unser Denken zu? Wir müssen dieses wichtige Tor zu unserem Charakter und Denken schützen.

• Wird dies ein positives und erbauendes Erlebnis sein? Es ist großartig, Musik zu hören, die die eigene Stimmung hebt und einen sich wohl fühlen läßt.

Hier ist das Grundprinzip: Musik sollte zur Stimmung passen. Sie sollte aber keine negative oder zerstörerische Stimmung schaffen. Heute kann man aus einer großen Auswahl an Musik wählen. Nicht jede Musik ist hörenswert. Man sollte deshalb eine weise Wahl treffen, indem man sich für Musik entscheidet, die inspiriert und die Stimmung hebt, nicht für Musik, die Gefühle der Angst, Wut, Verwirrung oder Depression schafft oder einen unangebrachten Text beinhaltet, wie z. B. einen Text über Selbstmord, Mord, Vergewaltigung, Verspottung der Eltern usw.

• Welche Auswahlmöglichkeiten gibt es? Die Preise für Kinokarten steigen ständig an. Die Filmindustrie reicht heutzutage immer mehr Ideen an das Publikum weiter, die nicht sauber und rein sind. Wenn man deshalb keinen Film finden kann, der zu sehen lohnenswert wäre, kann es manchmal besser sein, sich für eine andere Aktivität zu entscheiden. Statt passiv einen Film fragwürdiger Qualität in sich aufzunehmen, kann es viel erfüllender sein, selbst etwas zu tun.

Man kann sich mit Freunden treffen und über Ideen, Pläne und dergleichen diskutieren. Mit Freunden in einer gemütlichen, friedlichen Atmosphäre zusammenzusitzen, kann stimulierend und ermutigend sein. Von anderen zu lernen, während man gleichzeitig seine eigenen Sorgen und Ängste mit ihnen teilt, kann sogar gesundheitsfördernd sein. Die Grenze für Unternehmungen, die Spaß bringen, kreativ sind und dazu beitragen, Freundschaften zu schließen, bestimmt allein die eigene Vorstellungskraft.

Achtung: Es gibt einen Haken an der Sache!

Firmen, die sich auf die Kaufkraft des jugendlichen Marktes konzentrieren, produzieren viele Dinge, die von der heutigen Jugend als „cool“ angesehen werden. Diese Firmen sind sehr erfolgreich darin, Millionen von Teenagern davon zu überzeugen, daß sie bestimmte Markenprodukte brauchen, um anerkannt zu werden. Den Firmen geht es aber nicht um das Wohlergehen der Teenager, sondern allein um das Geld, das zu verdienen ist.

Der bekannte und unter Jugendlichen gerne gesehene Musikkanal MTV, der sich auf die Ausstrahlung von Musikvideos konzentriert, hat einen großen Einfluß auf den Musikgeschmack von Teenagern. In einem Dokumentarfilm mit dem Titel Merchants of Cool, der im amerikanischen Fernsehsehsender PBS zu sehen war, sprach der Medienanalyst Douglas Rushkoff mit Teenagern, die ein Konzert der Rockband Insane Clown Posse besuchten. Diese Gruppe machte eine Musikrichtung bekannt, die als „Rage Rock“ bezeichnet wird.

Als Rushkoff die Jugendlichen fragte, warum sie diese Musik so anziehend fanden, antworteten sie, daß die Musik „ihnen gehörte“. Sie hatte sich noch nicht auf dem Markt etabliert. „Rage Rock“, eine Musik mit gewaltverherrlichenden Texten und vulgärer Sprache, bedeutete eine große Herausforderung für Marketingstrategen. Am Anfang schien es unmöglich, so eine brutale Musik auf breiter Basis verkaufen zu können.

Die Verkaufsexperten haben diese Herausforderung aber nicht nur angenommen, sondern auch gewonnen. „Rage Rock“ hat sich zu einem großen Geschäft entwickelt. Die Band Insane Clown Posse hat sich inzwischen zur Mainstreamgruppe entwickelt. Und weitere Vertreter dieser Musik wie Eminem und Limp Bizkit haben Verkaufsrekorde gebrochen und sogar bedeutende Auszeichnungen der Musikindustrie gewonnen.

In seinem Film beschreibt Rushkoff, wie verschiedene kleinere Musikläden den Aufstieg von Limp Bizkit inszenierten und den Verkauf der CDs unablässig unter US-amerikanischen Teenagern förderten, trotz des üblen Sprachgebrauchs in den Liedern.

Rushkoff stellte eine wichtige Frage: Spiegeln diese Musikläden nur den Geschmack der Teenager wider, oder vermarkten sie aggressiv im eigenen Interesse Videos und CDs, die Sex, Gewalt und unsoziales Verhalten fördern, um so ihren Umsatz zu steigern?

Der Medienanalyst spricht von einem „geschlossenen Kreislauf“. „Die Kultur der Jugendlichen und der Medien sind heute ein und dasselbe. Es ist unmöglich zu sagen, was zuerst da war, die Wut und Aggression oder die Vermarktung von Wut und Aggression.“

Mit anderen Worten gibt die Musikindustrie Teenagern ein vorgefertigtes Bild dessen vor, was im Moment angesagt ist. Dabei werden die Grenzen des Anstands und der Moral häufig überschritten. Unsere Gesellschaft ist mit verantwortlich dafür, daß junge Leute sich wie Versager fühlen. Wenn sie kein Star werden, meinen sie, versagt zu haben. Sie werden dazu animiert, ihre Identität in Musikstars zu suchen, die ihnen nicht helfen, ein Verhalten zu lernen, das ihnen ein erfolgreiches Leben ermöglicht. Die Eltern haben es versäumt, ihren Kindern wahre Werte beizubringen, mit deren Hilfe sie eine bessere Wahl treffen können.

Gute Entscheidungen treffen

Wir leben in faszinierenden Zeiten, in denen junge Menschen so viel Freizeit und Geld wie nie zuvor haben. Es ist wichtig, sich bewußt zu machen, welchem Einfluß man sich aussetzt. Der berühmte König David war schon als junger Mann ein großartiger Musiker. Aufgrund seines Talents wurde er zum König Saul gerufen, um ihn mit seiner Musik von einer schweren Depression zu befreien (1. Samuel 16,23).

Viele Teenager könnten heute Freunde gebrauchen, die ihnen mit solchen Qualitäten den Weg zum inneren Frieden zeigen. Die unglaubliche Hektik unserer Zeit, die vielen zerbrochenen Familien und zerstörten Existenzen rufen förmlich nach positiven Vorbildern, die dem Leben eine moralisch sichere Richtung geben können.

Die Musik- und Filmindustrie hat einen großen Einfluß auf unser Leben, ob wir uns dessen bewußt sind oder nicht. Deshalb sollte man versuchen, selbst zu bestimmen, welche Einflüsse man zuläßt. Statt sich für einen Film oder ein Musikvideo zu entscheiden, in dem das Zerstören von Leben oder Eigentum verherrlicht wird, sollte man einen Film oder solche Musik auswählen, die die eigene Stimmung heben und somit helfen kann, das Leben positiv zu gestalten.

– Gute Nachrichten November-Dezember 2003 PDF-Datei dieser Ausgabe

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