Christ sein: Tortur oder Abenteuer?

Christ sein: Tortur oder Abenteuer? © Jamling Tenzing Norgay, Wikimedia/CC BY-SA 3.0
Am 29. Mai 1953 schafften die Bergsteiger Edmund Hillary und Tenzing Norgay das, was noch keiner geschafft hatte. Um 11.30 Uhr erreichten sie den Gipfel des Berges Everest.

Wir sind manchmal von großen sportlichen Leistungen beeindruckt und übersehen oft dabei das Abenteuer, das Christen tagtäglich erleben!

Von der Redaktion

Vor 1953 hatte niemand den höchsten Berg der Erde, Mount Everest, bestiegen. Es hatte bereits mehrere Versuche gegeben, den 8846 m hohen Berg zu erklimmen, aber niemandem war es gelungen, den Gipfel des Himalaja-Riesen zu erreichen.

Im Herbst des Jahres 1952 schickte sich eine Gruppe schweizerischer Bergsteiger zu ihrem zweiten Versuch an. Zu ihrer Expedition gehörten einige der besten Bergkletterer der Welt. Das Team war mit der neuesten Ausrüstung ausgestattet – leichte Daunenparkas und Schlafsäcke, Kochgeschirr aus Aluminium und Sauerstoffbehälter.

Trotz der Erfahrung der versammelten Bergsteiger mit ihren neuartigen Geräten blieb ihnen der Erfolg versagt. Der überragende Berg an der Grenze zwischen Nepal und Tibet war von unwirtlichen Wetterbedingungen eingehüllt. Die dünne Luft machte den Bergsteigern zu schaffen, und ein sicherer Aufstieg war letztendlich nicht möglich.

Anfang 1953 schloß eine britische Everest-Expedition ihre Vorbereitungen auf den Aufstieg zum Everest-Gipfel ab. Konnten die Briten das schaffen, was sonst niemandem gelungen war?

Aufstieg zum Erfolg

Zu der britischen Expedition gehörten die Bergsteiger Edmund Hillary und Tenzing Norgay sowie zahlreiche Gepäckträger. Vor dem Aufbruch zum Gipfel hatte die Mannschaft lange trainiert und sich vorbereitet. Sie entschied sich für die bestmögliche Route zum Gipfel, legte aber auch mehr als eine Alternative für den Fall fest, daß etwas Unvorhergesehenes eintreten sollte.

Jeder war gut vorbereitet und fest entschlossen, das Ziel zu erreichen. Der Aufstieg gestaltete sich jedoch viel schwieriger, als man es sich vorgestellt hatte. Vorübergehende Erblindung im glänzenden Schnee, Erfrierung, Erschöpfung und andere Widrigkeiten ließen die Mannschaftsstärke schrumpfen. Verständlicherweise machte sich Entmutigung breit.

Die Gefahr wuchs, je näher man dem Gipfel kam. Man überlegte sogar, den Aufstieg abzubrechen und umzukehren. Schließlich konnte jeder Schritt in einer verborgenen Gletscherspalte enden, und ein Schneesturm in Gipfelnähe könnte den Tod für alle bedeuten. Zwei Bergsteiger blieben jedoch zuversichtlich. Ihre Vision war es, den Gipfel zu erreichen, und sie waren fest entschlossen, daß nichts sie von diesem Ziel abhalten sollte.

Im Mai 1953 war es dann endlich so weit. Die zwei Bergsteiger verließen als einzige Camp 4 auf der Südseite des Berges. Vor ihnen lagen wenige hundert steile Meter bis zum Gipfel. Es sollte der bedeutsamste Tag ihres Lebens werden. Schritt für Schritt näherten sie sich ihrem Ziel, und die allerletzten Meter wurden zu den herausforderndsten und gefährlichsten Metern des ganzen Aufstiegs. Eine falsche Bewegung hätte einen tödlichen Sturz in die Tiefe bedeutet. Von einer klaren Vision ihres bevorstehenden Siegs angetrieben, überwanden die beiden Männer die letzten eisigen Meter bis zum Gipfel.

So wurde ihr Traum zur Wirklichkeit: Sie hatten den Gipfel erreicht. Spontane Freude über ihre Leistung wärmte ihre Körper in der eisigen Kälte. Wenige Tage später berichteten Zeitungen weltweit über ihren Triumph.

Was motiviert die Menschen, solche Opfer und Härten auf sich zu nehmen, um ihr Ziel zu erreichen? Hillary, Norgay und später auch andere Bergsteiger überdauerten die Tortur des Aufstiegs, um den höchsten Berg auf Erden zu bezwingen.

Das christliche Leben als großes Abenteuer

Bergsteiger und andere Sportler sind nicht die einzigen, die ein großes Abenteuer erleben. Das christliche Leben ist ein Abenteuer an sich. Sehen Sie das auch so? Manche Berufenen sehen ihr Leben als Bürde, die Gott ihnen auferlegt hat. Gewiß, im Leben eines Christen wird es Prüfungen geben, wie es uns der Apostel Paulus bestätigt: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen“ (Apostelgeschichte 14,22). Diesbezüglich ermahnt uns der Apostel Jakobus: „Meine lieben Brüder, erachtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt“ (Jakobus 1,2).

Worüber sollen wir uns denn in einer schwierigen Prüfung freuen? Was ist die Geisteshaltung, die Freude in Krankheit, familiärer Ablehnung oder dem Verlust der Arbeitsstelle findet? Oberflächlich betrachtet scheint es in solchen Situationen kaum etwas zu geben, worüber man sich freuen könnte. Aus diesem Grund ermahnt uns Jakobus, unsere Erlebnisse aus einer für die meisten Menschen ungewohnten Perspektive zu sehen: als positiven Schritt in unserem großen Abenteuer, dem christlichen Leben.

Wir sollen das Ziel unseres Lebens – den Gipfel – in allen Anfechtungen immer im Auge behalten, denn das ist die große Belohnung am Ende des Weges. Wir stellen uns einen Spaziergang im Wald an einem angenehmen Nachmittag kaum als großes Abenteurer vor. Könnte ein solcher Spaziergang ein angenehmes Erlebnis sein? Gewiß, aber er stellt kaum eine Herausforderung dar, es sei denn, der Wald befindet sich im Kriegsgebiet oder in einem Niemandsland. Je größer die potentielle Gefahr bzw. die Wahrscheinlichkeit des Versagens, um so größer ist das Empfinden des Überwindens bzw. des Siegens.

Die Analogie des Krieges eignet sich in treffender Weise für unser Leben als Christen, denn wir befinden uns in einem Kampf. Paulus beschreibt diesen Kampf wie folgt: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Epheser 6,12; alle Hervorhebungen durch uns).

Das „Kampfgebiet“, in dem wir uns behaupten müssen, ist die ganze Welt. Ganz gleich, wo wir uns befinden, sind wir dem Einfluß der „bösen Geister unter dem Himmel“ ausgesetzt, denn Satan hat die ganze Welt verführt: „Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen“ (Offenbarung 12,9).

Wir sind wie ein kleines Heer, das einem übermächtigen Feind gegenübersteht. Der verkehrte Einfluß der Gesellschaft ist überall anzutreffen, gegen den wir ankämpfen und uns behaupten müssen. Es gilt, mit Gottes Hilfe unseren Kampf gegen Satan und die Legionen seiner Dämonen zu führen, die uns vom Erlangen der Krone des Lebens abhalten möchten, die Gott für uns bereithält.

Ganz gewiß ist das Leben als Christ ein großes Abenteuer, das – wie jedes andere große Abenteuer – die Bereitschaft zu Auseinandersetzungen mit großen Hindernissen voraussetzt. In diesem Sinne fordert Jesus Christus uns heraus: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“ (Matthäus 7,13-14).

Bereitschaft zur Ausdauer

Ein großes Abenteuer setzt in der Regel die Bereitschaft voraus, Schwierigkeiten zu ertragen. Jeder erfahrene Bergsteiger weiß, daß eine Expedition an persönliche Opfer geknüpft ist. Das Essen und Schlafen an beengten Stellen, Kälte und Erfrieren, auf Sicherheitsseile angewiesen sein – das alles gehört dazu, wenn man sich zum Gipfel aufmacht.

Der Apostel Paulus erlebte viele Härten in seinem Dienst für Gott. In 2. Korinther 11, Verse 24-28 listet er einige seiner Erfahrungen auf: „Von den Juden habe ich fünfmal erhalten vierzig Geißelhiebe weniger einen; ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahr unter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; und außer all dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, und die Sorge für alle Gemeinden.“

Anfechtungen und Prüfungen gehören zu dem Leben, zu dem Gott Christen berufen hat. Aus diesem Grund ermahnt Jesus Christus jeden, der sein Nachfolger werden möchte, zuerst die Kosten dieser Nachfolge zu überschlagen: „Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen? damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann’s nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten, und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann’s nicht ausführen. Oder welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit Zwanzigtausend? Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden. So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein“ (Lukas 14,28-33).

Zu den Kosten, die wir zu überschlagen haben, könnte sogar auch das eigene Leben gehören! In diesem Sinne sollten wir Jesu Worte beherzigen: „Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein“ (Lukas 14,27).

Den Sieg voraussehen

Ein großes Abenteuer ist mit einer Erfolgserwartung verknüpft. Kein Expeditionsführer beginnt den Aufstieg mit der Haltung, daß man den Gipfel sowieso nie erreichen wird. Eine negative Geisteshaltung höhlt den Mannschaftsgeist und den Siegeswillen aus. Die Vision des Erfolgs verblaßt dabei, und letztendlich versagt man.

Obwohl das Leben eines Christen bestimmt kein Honigschlecken ist, dürfen wir die Erreichbarkeit unseres Ziels nie aus den Augen verlieren. Durch den Apostel Paulus ermutigt Gott uns, diesem Ziel zuversichtlich entgegenzusehen: „Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke ..., für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tage an bis heute; und ich bin darin guter Zuversicht, daß der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu“ (Philipper 1,3. 5-6).

Unser älterer Bruder Jesus hat sozusagen den Gipfel bereits erklommen und weiß, was wir als seine Nachfolger durchmachen. Wir können zuversichtlich sein, daß er unsere Lage genau versteht und uns nur zu gerne helfen möchte: „Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben“ (Hebräer 4,14-16).

In 1. Korinther 9, Verse 24-25 vergleicht Paulus unseren Kampf mit einem sportlichen Wettbewerb: „Wißt ihr nicht, daß die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, daß ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.“

Unsere Belohnung ist unvergleichlich größer als jeder Siegespreis, den wir in einem sportlichen Wettkampf gewinnen können. Das sollte uns motivieren! „Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde“ (1. Korinther 9,26-27).

Am Ende seines Lebens freute sich Paulus auf den Sieg: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben“ (2. Timotheus 4,7-8).

Wir können uns ebenfalls auf unseren Sieg freuen, denn Jesus Christus steht uns zur Seite. Mit seiner Hilfe ist uns alles möglich: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht“ (Philipper 4,13). Zum Christ sein gehört die Geisteshaltung eines Abenteurers. Jeder Schritt auf unserem Weg bringt uns dem großen Ziel näher. Dabei ist jede Unannehmlichkeit ein Teil des Preises, den wir für unseren endgültigen Triumph bezahlen. Na denn – wir treffen uns oben am Gipfel!

– INTERN Dezember 2003 PDF-Datei dieser Ausgabe

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