Umkehr von den toten Werken

Umkehr von den toten Werken © Jude Beck/Unsplash
Wir haben alle Dinge getan, die ein wahrhaft glückliches Leben verhindern und die letztlich zum Tode führen. Unser Dasein war nichtig und sinnlos, wir quälten andere und quälten uns selbst.

Der Autor des Hebräerbriefs nennt sechs grundlegende Lehren, die man „zuerst von Christus verkünden muss“. Sie sind der Grundstein der christlichen Erkenntnis.

Von Paul Kieffer

Was ist Jesus? Auf diese Frage gibt es mehr als eine Antwort. Jesus ist „der Urheber des ewigen Heils“ (Hebräer 5,9). Er ist auch der „Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebräer 12,2). Jesus ist das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte (Offenbarung 1,8; 21,6; 22,13). Am Anfang und am Ende des ewigen Heils eines jeden Christen steht Jesus. Jesus will, dass wir das ewige Leben ererben: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“ (Offenbarung 21,6).

Alles jedoch, was Gott im Menschen und durch menschliche Werkzeuge wirkt, beginnt naturgemäß klein. Es ist das Prinzip des Senfkorns: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen“ (Matthäus 13,31-32).

Bei der leiblichen Geburt tritt man ja nicht gleich als vollentwickelter, erwachsener Mensch ins Leben. Dreizehn bis zwanzig Jahre braucht man, um körperlich ganz heranzureifen. Und geht man noch weiter zurück, zum eigentlichen Anfangspunkt, der Empfängnis, so hat man noch „kleiner angefangen“ – mit zwei Zellen, nicht größer als der Punkt am Ende dieses Satzes.

So auch, analog, ist der Vorgang bei unserer geistlichen Entwicklung. Jeder wahre Nachfolger Jesu Christi hat irgendwann einmal begonnen, Christ zu sein und hat seine ersten geistlichen „Gehversuche“ unternommen. Wer sich für die Nachfolge Jesu entschließt, fängt zwangsläufig nicht gleich als vollentwickelter, reifer Christ an, sondern sozusagen als „Kind in Christus“.

Der Anfang des Weges

Im ersten Schuljahr beginnt ein Kind im Mathematikunterricht nicht gleich mit höheren Gleichungen, sondern zunächst einmal mit dem Einmaleins. In der Bibel wird der Christ nach seiner Bekehrung verglichen mit einem kleinen Kind, dem man noch Milch geben muss, weil er zunächst unerfahren ist in dem, was recht ist (Hebräer 5,13). Deshalb soll man am Anfang lernen, „was man zuerst von Christus verkünden muss“ (Hebräer 6,1; Einheitsübersetzung, alle Hervorhebungen durch uns).

Am Anfang unseres Weges mit Gott geht es um fundamentale Grunderkenntnisse, mit denen wir uns vertraut machen sollen. Was sind diese Grundlehren, die wir „am Anfang über Christus“ lernen sollen? In Hebräer 6, Verse 1-2 finden wir folgende Aufstellung:

1. Umkehr von den toten Werken;

2. Glauben an Gott;

3. Lehre vom Taufen;

4. Händeauflegen;

5. Auferstehung der Toten;

6. ewiges Gericht.

Im vorliegenden Beitrag und in einer späteren Ausgabe von Intern wollen wir diese Grundlehren, d. h. das, „was man von Christus zuerst verkünden muss“, erläutern.

„Umkehr von den toten Werken“

„Der Sünde Sold ist Tod“, lesen wir in der Bibel (Römer 6,23). Der Weg der Liebe ist der gegenteilige Weg: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder. Wer nicht liebt, der bleibt im Tod [bzw. in der Sünde]“ (1. Johannes 3,14).

Alle Gefühle, Gedanken, Worte und Handlungen, die zum Tode führen, werden summarisch als Sünde definiert. Sünde ist die Verletzung bzw. Übertretung des ewigen göttlichen Gesetzes der Liebe: „Wer sündigt, lehnt sich gegen Gott und seine Gebote auf, denn sündigen heißt: Gottes Gebote missachten“ (1. Johannes 3,4; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).

Der Apostel Paulus schrieb, alle Menschen hätten gesündigt und „ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Römer 3,23). Es dürfte uns nicht schwerfallen zu erkennen, dass wir vor unserer Berufung Sünder waren. Wir alle haben in der Vergangenheit dem Willen Gottes zuwidergehandelt.

Wir haben die „Werke des Fleisches“ getan, d. h. den Lüsten und selbstsüchtigen Begierden unseres Körpers und unserer Sinne nachgegeben. Wir sind den allgemeinen Lebenslügen gefolgt, die der Teufel der Menschheit beigebracht hat und wir von unserem Umfeld angenommen haben.

Wir haben, so schreibt Paulus, gelebt „nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht [Satan], nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zorns von Natur wie auch die andern“ (Epheser 2,2-3).

Wir haben alle Dinge getan, die ein wahrhaft glückliches Leben verhindern und die letztlich zum Tode führen. „Was hattet ihr nun damals für Frucht? Solche, deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende derselben ist der Tod“ (Römer 6,21). An anderer Stelle heißt es: „Auch ihr wart tot [lebendig tot] durch eure Übertretungen und Sünden“ (Epheser 2,1).

Geistlich gesehen waren wir tot. Jeder Tag brachte uns dem Verfall und damit der Vernichtung unseres Lebensinhalts näher. Wir hatten keinen Anteil am wahren Leben. Unser Dasein war nichtig und sinnlos, wir quälten andere und quälten uns selbst. Das war die Strafe dafür, dass wir den breiten Weg gingen, auf dem alle gehen: den Weg der Sünde.

Durch unsere verkehrte Lebensauffassung und Lebensweise hatten wir uns selbst zum Tode verurteilt. Gott hat es aber in seiner großen Gnade möglich gemacht, dass wir nicht vom bitteren Kelch des ewigen Todes trinken müssen. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16).

Gott will nicht, dass auch nur ein einziger Mensch durch seine Sünden zugrunde gehen muss (vgl. dazu 1. Timotheus 2, Vers 4 und 2. Petrus 3, Vers 9). Er will, dass sich alle von der Sünde abkehren und zur Vergebung ihrer verfehlten Vergangenheit das Opfer seines Sohnes Jesus Christus in Anspruch nehmen.

Dies ist der einzige Weg, auf dem uns das volle Ausmaß der Folgen unserer verfehlten Lebensweise erspart bleiben kann. Jesus Christus kam in Menschengestalt, führte ein vollkommenes Leben und nahm sogar in Erfüllung seiner Bestimmung einen Tod auf sich, wie nicht er, sondern wir ihn eigentlich verdient hätten. Damit eröffnete er uns den Weg zur Erlösung und zum ewigen Leben.

Doch die Erlösung besteht nicht schon darin, dass man andächtig an das Leben und den Tod Jesu denkt. Vielmehr muss man selbst etwas tun. Man muss dieses Opfer, das Jesus für unser Heil gebracht hat, annehmen und durch Taten zeigen, dass man das verkehrte Leben, das einen lebendig tot sein und der endgültigen Vernichtung entgegensehen lässt, nicht mehr weiterführen will. Das Opfer Christi annehmen heißt die eigene Lebensweise ändern. Das ist es, was hier mit „Umkehr von den toten Werken“ gemeint ist: Schluss machen mit Gedanken und Taten, die zum Tode führen.

Aber wodurch kehrt man um? Was bereut man? Was führt zum Tode? Die Sünde, wie wir bereits gelesen haben (Römer 6,23). Und die Missachtung der Gebote Gottes ist Sünde (1. Johannes 3,4).

Umkehr von der Sünde bedeutet einfach einen „Richtungswechsel“. Wir wenden uns vom Weg der Sünde dem Weg des Gehorsams zu. Wir hören auf, alles den Lüsten und Begierden des Fleisches unterzuordnen, und beginnen anderen zu dienen. Wir stellen uns um von Selbstsucht auf Nächstenliebe.

Zeigt man seine Bereitschaft zu einer solchen Veränderung, dann wird der Tod Christi uns zum Heil gereichen. Von drückender Sündenschuld befreit, werden wir Vergebung von Gott erlangen und ein reines Gewissen haben.

Der Autor des Hebräerbriefs stellt dazu fest: „. . . wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!“ (Hebräer 9,14).

Wie wunderbar einfach!

Bemühte sich der Israelit von einst auch noch so sehr, alle möglichen religiösen Rituale und äußerlichen Bräuche einzuhalten, konnte er sich damit niemals eine Art Bezahlung seiner Schuld, die Befreiung vom Tode und die Teilnahme am wahren Leben „erarbeiten“. All die Opfer und Zeremonien des Alten Testaments konnten keine wahre Vergebung, kein reines Gewissen und kein glückliches, friedvolles Leben herbeiführen.

Diese Rituale waren lediglich symbolische Vorläufer dessen, was noch kommen sollte – was Christus durch sein Leben und seine Lehre klar machte und durch seinen Tod besiegelte. Deshalb bezeichnet der Hebräerbrief die alttestamentlichen Opfergesetze als „ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit: Es werden da Gaben und Opfer dargebracht, die nicht im Gewissen vollkommen machen können den, der den Gottesdienst ausrichtet“ (Hebräer 9,9).

Diese Rituale konnten kein ewiges Leben bewirken. Sie konnten keine Vergebung der Sünden bringen. Sie konnten das vorhandene Übel nicht aus der Welt schaffen. Sie deuteten vielmehr symbolisch voraus auf das große Opfer des Lammes Gottes – Jesus Christus. Historisch gesehen ist es deshalb auch interessant, dass die altisraelitische Opferordnung schon wenige Jahrzehnte nach dem Tode Jesu erlosch, nämlich mit der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. durch die Römer.

Wie gesagt: Durch Opfer und Zeremonien kann sich der Mensch die Sündenvergebung nicht verdienen. Sünde irgendwie „abzuarbeiten“, ist nicht möglich. Rosenkränze, Ablässe, Bußgebete, Fasten, Kasteiung und dergleichen, was das abgewandelte Christentum praktiziert hat – all das kann die verhängnisvollen Folgen der Sünde nicht verhindern oder aus der Welt schaffen.

Nur durch eine reumütige Gesinnung, die zur Umkehr führt, findet man Gnade vor Gott. Er sieht auf den Demütigen – den, der vor dem scharfen Schwert seines Wortes zittert. Wer sich völlig Gottes Willen unterwirft und in Demut um Vergebung und Kraft zu einem neuen Anfang bittet, findet vor Gott Gehör.

Woran erkennen wir, ob unsere Umkehr von der Sünde – von falschen Gedanken, Worten und Taten – echt ist? Das erweist sich in der Praxis. Johannes der Täufer mahnte: „Zeigt erst einmal durch Taten, dass ihr wirklich zu Gott umkehren wollt!“ (Matthäus 3,8; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).

Eigentlich ist wahre, gottgefällige Reue ein Geschenk Gottes. Wir können sie nicht psychologisch in uns „heranzüchten“. Gottes Diener sollen „mit Sanftmut die Widerspenstigen“ zurechtweisen in der Hoffnung, „ob ihnen Gott vielleicht Buße [Reue] gebe, die Wahrheit zu erkennen“ (2. Timotheus 2,25). Paulus fragte: „Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“ (Römer 2,4).

Gott hat, wie es in der Apostelgeschichte heißt, „auch den Heiden die Umkehr gegeben, die zum Leben führt“ (Apostelgeschichte 11,18). Wer Reue dieser Art will, muss sie von Gott suchen.

Echte Reue beinhaltet einen Richtungswechsel, der von Dauer ist: eine endgültige Bindung an einen Weg, von dem es keine Umkehr mehr gibt. Sie ist keine tränenreiche, emotionsgeladene Aufwallung nur für einen Augenblick, sondern etwas tief Greifendes, das auf reifer Einsicht und der richtigen Einschätzung des Lebens beruht.

Reue bedeutet eine totale Neuorientierung – eine nicht mehr rückgängig zu machende Entscheidung für Gott. Jesus beschreibt es folgendermaßen: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“ (Lukas 9,62). Diese Entscheidung führt zum ewigen Leben!

Daher sollte es uns nicht wundern, dass die Bibel die „Umkehr von den toten Werken“ als eines der ersten Dinge bezeichnet, die von Christus verkündet werden muss.

„Glauben an Gott“

Glauben zählt zu den wichtigsten Aspekten unseres christlichen Charakters in der Nachfolge Jesu. Glauben ist absolut heilsnotwendig. Ohne ihn können wir weder Gott gefallen, noch das ewige Leben erlangen: „Ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt“ (Hebräer 11,6).

Was aber ist eigentlich Glauben? Ist er einfach blindes Vertrauen? Oder gründet er sich auf Festeres? Vielleicht können ein paar Beispiele das am besten veranschaulichen.

In Sachen Glauben ist Abraham „unser aller Vater“ (Römer 4,16). Sein Beispiel sollte uns zeigen, worin echter Glauben besteht. Wie drückte sich Abrahams Glauben aus? Gott verhieß Abraham, er werde ihn zum „Vater vieler Völker“ machen (Römer 4,17). Doch Abraham aber war bereits neunundneunzig Jahre alt und immer noch ohne den verheißenen Nachkommen. Seine Frau Sara war schon weit über das Alter hinaus, in dem man Kinder bekommen kann.

Doch die scheinbare Unmöglichkeit, Abraham könnte mit Sara Leben erzeugen, brachte ihn nicht von seinem Glauben ab. Er sah stets auf die Verheißung Gottes, der versprochen hatte, er solle Vater werden. „Und er wurde nicht schwach im Glauben, als er auf seinen eigenen Leib sah, der schon erstorben war, weil er fast hundertjährig war, und auf den erstorbenen Leib der Sara. Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufs allergewisseste: Was Gott verheißt, das kann er auch tun“ (Römer 4,19-21).

Damit haben wir ein biblisches Beispiel für Glauben. Der Verfasser des Hebräerbriefes sagte den Judenchristen dem Sinne nach dasselbe, aber mit anderen Worten: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebräer 11,1). Dass Gott es ihm verheißen hatte, war alles, was unser Vater Abraham zum „Nichtzweifeln“ brauchte.

An etwas zu glauben, das man bereits sieht, wäre demnach kein Glauben in diesem Sinne. Glauben dreht sich vielmehr um Dinge, die man nicht sieht – Dinge, die man noch nicht hat bzw. die noch nicht Realität geworden sind. Römer 8, Verse 24-25 verdeutlicht diesen Aspekt: „Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.“

Der Heidenapostel Paulus, der diese Verse schrieb, gab selbst ein Beispiel des lebendigen Glaubens. Als Gefangener wurde er auf ein Schiff gebracht, das nach Italien fahren sollte. Paulus warnte den Kapitän, dass die Ladung und Passagiere auf der Reise in große Gefahr kommen würden. Man glaubte ihm aber nicht. Kurz darauf geriet das Schiff in ein dreitägiges Sturmwetter, das allen an Bord jede Hoffnung auf Überleben raubte – allen außer Paulus.

Obwohl alles – das, was sie sehen konnten (der tobende Orkan) – dagegen sprach, stand Paulus auf und erklärte: „Keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff. Denn diese Nacht trat zu mir der Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren. Darum, liebe Männer, seid unverzagt; denn ich glaube Gott, es wird so geschehen, wie mir gesagt ist“ (Apostelgeschichte 27,22-25).

Paulus besaß „Glauben an Gott“. Er war der unerschütterlichen Überzeugung, dass Gott, wenn er etwas verheißen hat, es auch in Erfüllung gehen lässt.

In der Bibel finden wir mehrere Beispiele für solch einen standfesten „Glauben an Gott“. Noah gehört dazu, dessen Zuversicht in Hebräer 11, Vers 7 geschildert wird: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.“

Unter Kennern der Bibel ist Hebräer 11 als „das Glaubenskapitel“ bekannt. Diese Bezeichnung ist zutreffend, denn das Kapitel demonstriert den „Glauben an Gott“ an zahlreichen Vorbildern – Patriarchen, Propheten, Königen, Richtern und Leuten aus dem Volk. Es lohnt sich, dieses aufschlussreiche Kapitel erneut genau zu lesen.

„Glauben an Gott“ umfasst weitaus mehr als nur den Glauben an die Existenz Gottes, denn „die Teufel [Dämonen] glauben’s auch und zittern“ (Jakobus 2,19). Glauben schließt vor allem den Glauben an das, was Gott sagt, mit ein. Dazu ein weiteres Beispiel aus der Bibel, diesmal aber negativer Art.

Unsere Ureltern wussten aus unmittelbarer Anschauung, dass Gott existierte. Sie wussten, dass er ihr Schöpfer war. Sie wussten, dass er ihr Zuhause – den Garten Eden – angelegt hatte. Mit eigenen Augen sahen und mit eigenen Ohren hörten sie Dinge, die keiner von uns heute hören und sehen darf.

Unseren Stammeltern Adam und Eva hatte Gott gesagt, dass sie sterben würden, sollten sie von der verbotenen Frucht essen. Sie aber glaubten Gott nicht. Sie hörten lieber auf Satans Lüge von der unsterblichen Seele (1. Mose 3,4), an die der Großteil einer verführten Menschheit seither geglaubt hat. Adam und Eva besaßen offenbar keinen lebendigen Glauben an das, was Gott ihnen gesagt hatte. Ironischerweise war für sie das, was der Teufel ihnen erzählte, glaubwürdiger.

Anhand einiger Beispiele – positiv und negativ – haben wir nun gesehen, was Glauben ist. Als Nächstes wollen wir seinen Stellenwert für die christliche Lebensführung untersuchen. Immer wieder sehen wir in der Bibel, dass Glauben absolut notwendig ist, um zu Leben und Heil zu gelangen. Ohne Glauben werden wir nicht Teil der Gottfamilie werden können.

In einer Abschiedsrede vor den Ältesten aus Ephesus erklärte Paulus, wie er den „Juden und Griechen . . . die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus“ bezeugt hatte (Apostelgeschichte 20,21).

Will man auf den Weg der Nachfolge Christi gelangen, dann muss man als erste Voraussetzung Glauben an die Bedeutung seines Todes für uns zeigen. Natürlich muss man auch glauben, dass Gott existiert (Hebräer 11,6). Man muss auch glauben, dass einer der Gründe, warum Gott seinen Sohn Jesus Christus auf die Erde sandte, darin bestand, dass unsere Sünden durch seinen Tod getilgt werden (vgl. dazu Johannes 3,16).

Paulus drückte es so aus: „Den [Jesus Christus] hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er [Gott] die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld“ (Römer 3,25-26). Wir müssen also an Christi Opfer glauben als historisches Ereignis, das Gott auch heute, in unserer Zeit, zugunsten des reumütigen Sünders gelten lässt.

Wer kennt nicht den ungläubigen Apostel Thomas, das Paradebeispiel des Zweiflers? „Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Johannes 20,29). Keiner von uns kennt Jesus von Augenschein. Doch hängt unser ganzes Heil von dem festen Glauben ab, dass Jesus eine historische Gestalt war, dass er der Gottfamilie angehörte, dass er um unserer Sünden willen litt, blutete und starb und dass er schließlich auferstand zum ewigen Leben.

Dieser Glaube an Christi stellvertretendes Sühneopfer schließt aber auch den Glauben an das ein, was Christus sagte. Man kann nicht wirklich das Opfer Christi für sich ernst nehmen, ohne die Botschaft, für die Jesus schließlich getötet wurde, zu akzeptieren – das Evangelium vom Reich Gottes. Von Anbeginn seines öffentlichen Wirkens predigte er: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,15).

Das Evangelium – die gute Nachricht – zeigt den Weg zum wahren Leben, zu beständigem Frieden und Glück. Ohne Gott in unserem Leben werden wir die Erfahrung machen, dass die materialistischen Ziele, die wir uns so gern setzen, wenn wir Gott ignorieren, letztlich zu einer schrecklichen Ernüchterung, zu Angst und schließlich zum Tode führen (Sprüche 14,25).

Wer das begriffen hat, der wird sich mit aller Macht an die rettende Lehre Christi klammern. Es ist die Lehre, bei der es Enttäuschung und Sinnlosigkeit nicht geben kann, sondern nur immer mehr Freude und Wohlergehen für einen selbst sowie für alle Menschen. Ein solcher Glauben erlöst uns letztendlich von allem Übel.

Hat ein Mensch einmal das wahre Evangelium vom Reich Gottes gehört und dementsprechend gehandelt – hat er bereut, sich taufen lassen und Gottes heiligen Geist als Gabe empfangen (siehe Apostelgeschichte 2,38) –, so verleiht Gott diesem Menschen den Glauben, den auch Jesus Christus selbst hatte.

„Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es“, schrieb Paulus (Epheser 2,8). Diesen rettenden Glauben an Gott kann man sich nicht selbst erarbeiten. Er wird einem, wenn man sich aufrichtig bekehrt, von Gott geschenkt.

Und wie kommt man zu diesem „Glauben an Gott“ – dem rettenden Glauben Jesu Christi? Zunächst muss man, wie wir es eingangs behandelt haben, von den „toten Werken“ umkehren. Dann muss man sich taufen lassen zum Zeichen seines Glaubens an das sühnende Blut Christi, das unsere vergangenen Sünden tilgt. Es wird einem dann der Glauben zuteil, den Jesus Christus selbst hatte. Es ist ein Glauben, der – nährt man ihn richtig – schließlich die Grundlage dazu bildet, dass wir das Heil erlangen: das ewige Leben im Reich Gottes.

„Lehre vom Taufen“

Das einfache Taufritual ist ein Symbol, ein äußeres Zeichen für einen Wandel, der in uns stattgefunden hat. Wir haben einen neuen, reinen, an Gott orientierten Lebensweg eingeschlagen, der zu vollkommener Befriedigung und andauerndem Glück führen soll.

Zwar wissen viele Menschen im christlichen Abendland, dass die Taufe eine grundlegende Lehre der Bibel ist. Was aber die wenigsten erfassen, ist das biblische Konzept, das dahintersteht und durch die Taufe auf symbolische Weise zum Ausdruck kommt. Welches Konzept ist es?

Von Anfang an wird in der Bibel großer Wert auf Reinheit gelegt – Reinheit des Körpers, Geistes und der Gesinnung. Im alttestamentlichen Israel gab es zu diesem Zweck eine recht komplizierte Ritualordnung. Und im Neuen Testament kommt zum Ausdruck, dass wir nun die vollkommene geistliche Reinheit finden sollen, die durch Jesus Christus kommt (Galater 3,24).

Der Hebräerbrief zeigt, dass der Sinn der alttestamentlichen Rituale erst durch Christus im vollen Maß ersichtlich wurde. Die Juden kannten natürlich die von der alten Satzung auferlegten Waschungen, die man als Vorläufer der Taufe ansehen kann (Hebräer 9,10). Sie kannten die vorgeschriebene Reinigung von Kleidern, des eigenen Leibes oder von Priestern (2. Mose 19,10-14; 3. Mose 8,6).

Worüber heute so manches Missverständnis besteht, sind die vorchristlichen Taufen von Johannes dem Täufer. Johannes der Täufer wurde von den Menschen, unter denen er lebte, allgemein als Prophet anerkannt. Was er tat, erschien seinen Zeitgenossen offenbar als nichts Neues oder Ungewöhnliches. Pharisäer wie Sadduzäer hätten handgreifliche Verstöße gegen die alten Satzungen kaum geduldet (Matthäus 15,1-2). Sie lehnten Jesus ab, weil sie als Gesetzesbruch deuteten, was Jesus als Vertiefung mancher bereits im Alten Testament enthaltener Prinzipien lehrte.

Interessanterweise fochten die Pharisäer und Sadduzäer die Taufe des Johannes nicht an. Sie strömten zu Johannes, um sich taufen zu lassen. Manche von ihnen wollten sich damit einen äußeren Frömmigkeitsstempel zulegen. Sie wollten damit ihre Position vor dem Volk dadurch festigen, dass dieser schlichte, vom Volk anerkannte Prophet Gottes sie getauft hatte (Matthäus 3,1-7; Markus 1,4-7).

Doch Johannes tat Gottes Werk. Er rief seine Landsleute zu Reue und Umkehr auf. Bevor er die Menschen taufte, wollte er handfeste Beweise sehen, dass die Menschen gewillt waren, ihr schlechtes Leben zu ändern. Er wies daher diejenigen zurück, die sich nicht in Gehorsam und Demut Gott unterwarfen. Strikt lehnte er es ab, jene zu taufen, die an ihren verkehrten Wegen festhielten.

Die Taufe des Johannes sollte ein äußeres Zeichen für einen Wandel im Geiste sein. Diese Umkehr sollte seine Zuhörer auf das Auftreten des Messias vorbereiten bzw. auf dessen Opfer, durch dessen Inanspruchnahme die Vergebung der Sünden möglich ist.

Johannes predigte und taufte als Vorläufer Jesu. Jesus selbst bestätigte die Taufe des Johannes, indem er sich demselben Ritual unterzog wie die anderen, die ihre Sünden leid waren und sich so sehr nach Besserung sehnten, dass sie entsprechende „Frucht brachten“. Damit zeigten sie ihre Bereitschaft zur Lebensführung im Einklang mit Gottes Vorgaben.

Johannes der Täufer wusste, dass noch mehr als seine Taufe nötig war, will man letztendlich in das Reich Gottes gelangen. Er sagte: „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt . . ., der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Matthäus 3,11).

Die Taufe mit dem heiligen Geist – das ist die eigentliche Taufe, nach der wir streben: das „Eintauchen“ in Gottes Geist, in Gottes Gesinnung. Sinnbildlich bekunden wir mit der Taufe unsere Bereitschaft zur gerechten Lebensführung. Wir sagen damit, dass wir nach jedem Wort Gottes leben wollen (Matthäus 4,4; 5. Mose 8,3).

Das einzige, wozu die Sünde führt, wenn sie nicht abgewaschen und getilgt wird, ist der Tod (Römer 6,23). Würden wir, auf uns selbst gestellt, unsere Sünden bis zum bitteren Ende „austragen“, dann käme der Tod auf uns herab, und es gäbe keine Hoffnung mehr. Aber Gott ist gnädig!

Noch während wir in unseren Sünden waren, starb Christus für uns. An unserer Statt trug er die gesamte Schuld, die eigentlich uns zukommt. Wenn wir sein stellvertretendes Opfer annehmen, werden wir frei und können leben (Römer 5,8-9).

Das heißt aber nun nicht, dass wir einfach sagen: Gut, ich akzeptiere den Tod Christi, und ansonsten munter unsere alten Wege weiterverfolgen. Nein, es wird eine völlige Umkehr verlangt, wo unsere Möglichkeit, weiterzuleben, doch dermaßen teuer erkauft worden ist. Ohne Christi Opfertod hätten wir selbst sterben müssen.

Da Christus für uns zu sterben bereit war, müssen wir bereit sein, auch für ihn zu sterben. Das heißt, wir sind bereit, unser altes Leben aufzugeben. Die Taufe dient auch als Sinnbild für unsere Bereitschaft, eine bestimmte Art von Tod auf uns zu nehmen. Wir versuchen, von jetzt ab so zu leben, wie er selbst gelebt hat. Jesus verstieß niemals gegen das ewige Gesetz Gottes, auch nicht im Geringsten (Matthäus 5,18-20). Diesem Beispiel sollen wir folgen!

Sinnbildlich stellt die Taufe das Begraben des alten Denkens und Handelns dar – die Bereitschaft, das alles ins Grab zu legen. Dazu lesen wir in Römer 6, Verse 4-6:

„So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen.“

Unser „alter Mensch“ – unser sündiges Ich – stirbt bei der Taufe. Von diesem Zeitpunkt an lassen wir uns nicht mehr von den sündhaften Begierden unserer fleischlichen, sinnlichen Existenz beherrschen. Christus „wurde zur Sünde“, damit wir gerecht leben können – ohne Sünde (2. Korinther 5,21).

Wir leben dann so, wie Christus heute leben würde. Zu diesem Zweck hat er sich für uns geopfert (Galater 2,20; Römer 6,6-7). Wir passen uns deshalb nicht länger der Art und Weise an, wie Menschen sonst „ganz natürlich“ im Leben zu handeln pflegen. Unser Bewusstsein ist erneuert und wir prüfen, was Gott will, und handeln dementsprechend (Römer 12,1-2).

Das geistliche „Eintauchen“, das durch die Wassertaufe erfolgt, ist symbolisch für die Reinigung des menschlichen Bewusstseins. Die Täuschungen des Materialismus, der Selbstsucht, der Eitelkeit, all die Versuchungen und Verlockungen dieser Welt sollen nicht mehr wichtig sein. Wir haben uns vorgenommen, dass alles, was dem Geist zuwiderläuft, uns auch jetzt selbst zuwider ist.

Dieses geistliche Untertauchen des alten Ich und das Wiederauftauchen zu einem neuen Leben steht allen Menschen offen, die ihr bisheriges Leben bereuen. Gewissensgeplagte Menschen kamen zu den Aposteln und beschworen sie, ihnen zu sagen, was man tun solle, um mit Gott ins Reine zu kommen. Die einfache Antwort des Petrus lautete: „Tut Buße [kehrt um] und lasse sich ein jeglicher taufen . . . so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes“ (Apostelgeschichte 2,38).

Diese Menschen, und alle unter gleichen Voraussetzungen getauften Christen seither, wurden zu Gliedern von Gottes Gemeinde und empfingen alle den heiligen Geist. Damit wurde ihnen die heilige Gesinnung Christi zuteil.

Nach der Taufe ist beim neuen Menschen aller Schmutz der Fleischlichkeit nun weggewaschen. Er will jetzt tun, was Gott will. Er ist ein Kind Gottes und wird eines Tages in das Reich Gottes eingehen, in die ewige Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn.

Auf symbolische Weise bringt die Taufe demnach drei Gaben Gottes zusammen: 1. das kostbare Erlöserblut Christi, 2. das Wasserbad der Erneuerung und 3. den heiligen Geist.

In der Taufe vollzieht sich sinnbildlich die Bestattung eines Leichnams: Man legt ihn in ein nasses Grab. Aber sie symbolisiert, wie wir gesehen haben, noch wesentlich mehr. Gleichzeitig mit der Grablegung des alten Menschen wird der Täufling gereinigt und gewaschen. Dieses völlige Eintauchen und Waschen des Äußeren versinnbildlicht das innere bzw. geistlich-moralische „Waschen“ – die Erneuerung des Denkens. Ein Mensch ist, was er denkt.

Der getaufte Christ erhebt sich aus seinem nassen Grab. Das steht für sein neues Bewusstsein, für das er sich entschieden hat – für seine neue Einstellung zum Leben und zu den Problemen, die es stellt. Es ist, als sei er, wie Christus, von den Toten auferstanden. Er ist nicht mehr willenloser Sklave des Fleisches.

Neue Werte existieren. Ein neues Leben beginnt. Das alte Leben – die Einstellung des „alten Menschen“ – bleibt tot im Wassergrab. Gottes Werte haben Vorrang. Man unternimmt alle Anstrengungen, fortan für Gott zu leben.

Vielen ist nicht bewusst, dass sich alle Menschen taufen lassen sollten. Nach seiner Kreuzigung und Auferstehung gebot Jesus seinen Jüngern ausdrücklich, dasselbe Ritual an allen zu vollziehen, die aufrichtig an seine Lehren glaubten und dementsprechend handelten: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: taufet sie . . . und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,19-20; Markus 16,16).

Sie, unser Leser, kennen nun diese fundamentale Wahrheit. Auch wenn Sie schon getauft sind (womöglich als Kleinkind, das noch gar keine echte Entscheidung treffen konnte), gibt es wahrscheinlich doch noch vieles, was Sie wissen und tun müssen, wollen Sie aufrichtig Gott dienen, wie er es fordert.

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– INTERN Januar-Februar 2013 PDF-Datei dieser Ausgabe

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